Süddeutsche Zeitung

Frank Rost beim HSV Handball:Kaum da, schon wieder weg

Nach sechs Wochen ist bereits Schluss: Frank Rost wird als Geschäftsführer des HSV Handball freigestellt. Der frühere Fußball-Nationaltorhüter war angetreten, um den Handballklub zu verändern. Zurück bleibt ein erboster Präsident.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Mit einem großen Ziel war Frank Rost angetreten: Er wollte den HSV Hamburg populärer machen, bekannt über die Grenzen des Handballsports hinaus. In seiner aktiven Zeit war Rost Fußballtorhüter, sogar Nationalspieler. Er hat die große weite Welt gesehen, spielte nicht nur in Gelsenkirchen und Hamburg, auch in New York. Davon sollten nun auch die Handballer profitieren.

Für Aufsehen hat Rost, 40, tatsächlich gesorgt, jedoch nicht unbedingt so, wie es sich die Beteiligten gewünscht hatten. Denn er hat hingeschmissen, nur sechs Wochen nach seiner Inthronisierung als neuer Geschäftsführer. Vereinspräsident Matthias Rudolph bestätigte, Rost habe telefonisch um Auflösung seines Vertrags gebeten. "Wir haben uns in Frank Rost getäuscht", erklärte Rudolph gegenüber dem NDR: "Wenn da einer ist, der sich beleidigt fühlt und gleich wieder hinschmeißen will, dann ist das eine Sache, die wir uns nicht bieten lassen können."

Schon länger war bekannt, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Fußballer Rost und den Handballern nicht ganz glatt läuft. Rost war angetreten, um dem Klub zu neuer Größe zu verhelfen, strebte nach der Macht in der Geschäftsführung. Die Handballer schwebten indes auf einer Welle der Zufriedenheit. Sie waren im Sommer Champions-League-Sieger geworden, der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. In der Mannschaft gab es einen Umbruch, neue Spieler wurden verpflichtet, Trainer Martin Schwalb bekam fast jeden, den er haben wollte. Eine Mannschaft im Aufbruch. Kein guter Zeitpunkt, um auch noch an den Strukturen auf Vereinsebene zu rütteln.

Rost hat es trotzdem versucht. Er mahnte eine veränderte Außendarstellung an, warf den allseits geschätzten Pressesprecher raus (was für Unmut sorgte), setzte sportlich große Ziele. So auch bei seinem vorläufig letzten, etwas skurrilen Auftritt am Montag bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz vor Hamburger Medien. Rost gab sich auffallend übellaunig, ließ ein paar alte Sprüche los, dazu ein paar neue. Etwa dieser: "Gemessen am Etat müssten wir die Titel nur so reinholen." Wer mit dem Druck nicht umgehen könne, sei zudem "im Profisport fehl am Platz". Kurz herrschte Stille im Saal. Ein letzter Gruß an die Vereinsführung.

Grund für das Aus soll letztlich Rosts mangelnde Einbindung ins Alltagsgeschäft gewesen sein. So soll er erst am Montagmorgen von der Verpflichtung des Linkshänders Zarko Markovic von Frisch Auf Göppingen erfahren haben. Den Transfer haben Trainer Schwalb und Co-Geschäftsführer Christoph Wendt offenbar kurzfristig eingefädelt; Andreas Rudolph, früher selbst Präsident, hat offensichtlich das neuerliche Darlehen bereit gestellt. Der machtbewusste Rost sei nicht in die Verhandlungen eingebunden gewesen, schreibt das Hamburger Abendblatt. Obwohl Rost dies seit Amtsantritt gefordert hatte.

Der Imageschaden dürfte für beide Seiten beträchtlich sein. Beim HSV geben sich die Verantwortlichen deshalb erbost. "Sein Verhalten ist eine Frechheit", sagte Präsident Matthias Rudolph. Laut Medienberichten tauchte Rost am Dienstag sogar nochmal im Büro auf, verabschiedetet sich dann. Rudolph stellte klar: "Wir haben mit Christoph Wendt einen weiteren Geschäftsführer, dem wir und seiner Geschäftsstellencrew voll vertrauen. Zudem deckt unser Trainer Martin Schwalb viele der Aufgaben im sportlichen Bereich bereits ab. So können wir in die neue Saison starten."

Rost gilt ab sofort als beurlaubt; zudem könnte eine Auseinandersetzung vor dem Arbeitsgericht folgen. Seine ausgesprochen kurze Amtszeit beim HSV Handball bleibt so oder so ein großes Missverständnis.

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