Frank Rost beim HSV Handball:Fußballtorwart mit starken Sprüchen

HSV Hamburg - neuer Geschäftsführer Frank Rost

Früher Fußballtorwart, jetzt Handball-Geschäftsführer: Frank Rost.

(Foto: dpa)

Viermal stand Frank Rost für die Fußball-Nationalmannschaft im Tor. Nun wechselt er zum Handball, als Geschäftsführer des Champions-League-Siegers HSV. Das Ziel: Seine neue Sportart soll vom Glanz des Fußballs etwas abbekommen.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Frank Rost hat sich am penibelsten herausgeputzt. Blaues Sakko, weißes Hemd, beige Krawatte, die sehr eng am Hals des früheren Fußballtorwarts klebt. Neben ihm hockt sein Co-Geschäftsführer Christoph Wendt im legeren Look, auf der anderen Seite Hamburgs Vereinspräsident Andreas Rudolph, sogar nur im Polo-Hemd.

Frank Rost soll den Handballern des HSV Hamburg zu neuem Glanz verhelfen. Anders lässt sich dieses Bild gar nicht interpretieren.

Rost ist dem sportinteressierten Zuschauer als wortstarker Fußballtorwart bekannt. Lange spielte er für Werder Bremen, Schalke 04 und den HSV, viermal stand er auch im Tor der Nationalmannschaft. Rost sagte häufig, was er gerade dachte. Legendär ist sein Auftritt nach dem Bremer Pokalsieg 1999, als er Finalgegner FC Bayern mit den Worten verabschiedete: "Sie haben immer eine große Fresse. Wenn es gut geht, lassen sie sich feiern. Wenn es schief geht, verpissen sie sich."

Sein Amt als Handball-Geschäftsführer tritt Rost zwar erst am 1. Juli an, am Mittwochnachmittag wurde er in der Lounge des Trainingszentrums an der Arena schon mal vorgestellt. Rost sollte erzählen, was er als früherer Fußball-Nationaltorhüter dem Champions-League-Sieger im Handball geben wird.

Ziemlich viel, davon ist Rost überzeugt. "Würde alles funktionieren, wäre ich jetzt nicht hier", sagt er. Zwar hat der HSV Handball mit dem Champions-League-Titel gerade den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt gemacht. Trotzdem brauche der Klub eine modifizierte Außendarstellung, findet Rost. Gemeinsam mit Christoph Wendt will er den HSV als Marke schärfen, neue Wege bei der Sponsorenfindung gehen, die im Handball manchmal schwer fällt. Ein bisschen wie beim FC St. Pauli, der fußballerisch zwar nur die Nummer zwei in der Stadt ist, jedoch von seiner starken Marke profitiert.

Rost versprüht jede Menge Tatendrang. Nach seinem Karriereende bei den New York Red Bulls studierte er zunächst BWL und Management, war dann für die Fußballerinnen des Hamburger SV zuständig. Der Job beim HSV Handball ist auch seine Rückkehr ins Rampenlicht. Mit dem Verein will er in den kommenden Jahren wieder Meister werden. Ein Ehrgeizling war Rost schließlich schon immer. Ob er sich die Aufgabe zu leicht vorstellt? "Ich lebe nicht auf meiner Gummibanane in einem Paralleluniversum", verkündet Rost knackig, "ich habe da richtig Bock drauf."

Fremd ist ihm der Handballsport nicht. Sein Vater Peter spielte Handball, seine Mutter Christina auch; Peter Rost wurde 1980 mit der DDR sogar Olympiasieger. Als kleiner Junge tollte Rost in den Halbzeitpausen mit Stefan Kretzschmar über das Handballfeld, wenn beide Mütter gerade zur Besprechung in die Kabine mussten. Trotzdem wirkt es ungewohnt, den alten Fußball-Querkopf als Vorsteher eines Handballvereins zu sehen.

Ganz überließen die Hamburger ihrem neuen prominenten Gesicht dann doch nicht die Bühne. Auch Präsident Matthias Rudolph hatte Gewichtiges zu verkünden. Er gab nicht nur bekannt, dass der Vertrag mit Torsten Jansen um ein weiteres Jahr verlängert wird. Rudolph bestätigte ebenso, dass der HSV Interesse an Nationaltorhüter Silvio Heinevetter hat, der offenbar gewillt ist, die Füchse Berlin zu verlassen.

Rost dürfte ein solcher Coup nur recht sein. Heinevetter ist eines der wenigen werbewirksam vermarktbaren Gesichter im deutschen Handball und über die Grenzen des Sports hinaus bekannt. Genau das, was der HSV nach Ansicht von Frank Rost so dringend braucht.

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