Frank Arnesen übernimmt den HSV:Hamburg hat nun seinen Magath

Die skurrilen Tage beim Hamburger SV gehen weiter: Weil der Klub keinen neuen Trainer findet, übernimmt vorerst Sportdirektor Frank Arnesen den Job als Chef-Übungsleiter. Das erinnert an einen starken Mann in Wolfsburg, soll jedoch keine Dauerlösung sein. Als Favoriten gelten Ex-Bayern-Profi Torsten Fink und Nürnbergs Dieter Hecking.

Jörg Marwedel, Hamburg

Bei der ewigen Suche des Hamburger SV nach einem neuen Trainer hat die Klubführung eine nun weitere ungewöhnliche Lösung gefunden. Weil man sich nach der Entlassung von Michael Oenning vor drei Wochen noch mit keinem Kandidaten einigen konnte, übernimmt Sportchef Frank Arnesen, 55, einstweilen auch das Amt des Chefcoaches.

Frank Arnesen

Ab sofort auch Trainer beim HSV: Sportdirektor Frank Arnesen.

(Foto: dpa)

Im Gegensatz zu Interimstrainer Rodolfo Cardoso, der am Montag offiziell zum letzten Mal die Übungen leitete, weil die Deutsche Fußball Liga (DFL) einer Ausnahmeregelung nicht zustimmte, besitzt Arnesen seit 2002 die Trainerlizenz. Damit ist er - zumindest vorübergehend - nach Felix Magath der zweite Trainermanager der Fußball-Bundesliga. Ein Modell, das der frühere Manager des FC Chelsea von England kennt.

Am Sonntag wird Arnesen beim Spiel in Freiburg zum ersten Mal in neuer Eigenschaft auf der Hamburger Bank sitzen. "Ich bleibe solange, bis wir einen neuen Cheftrainer gefunden haben, von dem wir vollkommen überzeugt sind", sagte Arnesen am Montag, das könne auch bis zur Winterpause dauern. Er selbst werde "so oft wie möglich auf dem Platz stehen". Es sei zudem kein Trick mit einem Strohmann: "Die Verantwortung liegt allein bei mir", unterstrich er.

Seine Assistenten werden Frank Heinemann und Cardoso (besitzt nur die A-Lizenz) sein, den er am liebsten als Übergangstrainer weiter beschäftigt hätte. Arnesen, der frühere dänische Nationalspieler, war in den neunziger Jahre schon mal Co-Trainer beim PSV Eindhoven, bevor er Manager wurde. Beim FC Chelsea hat er manchmal die zweite Mannschaft und die B-Jugend trainiert.

Wie weit der HSV bei der Suche nach einem neuen Coach ist, lässt sich schwer beurteilen. Laut inoffiziellen Quellen gibt es derzeit zwei Anwärter, die Arnesens Bild entsprechen, aber frühestens im Winter ihren alten Vertrag lösen könnten: Thorsten Fink vom FC Basel und Dieter Hecking vom 1. FC Nürnberg. Der frühere Bayern-Spieler Fink, der mit Basel schon zweimal Meister war und derzeit eine gute Rolle in der Champions League spielt, hat nach Aussage des Basler Vizepräsidenten Bernhard Heusler abgesagt.

Es hält sich jedoch das Gerücht, dass Fink am Wochenende mit Arnesen und HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow auf Mallorca zusammen getroffen ist. Und dabei scheint er angedeutet zu haben, dass er durchaus wechselwillig sei, aber frühestens in der Winterpause wechseln könnte. Bei Hecking gibt es angeblich einen Passus im Vertrag, wonach er bei einem entsprechenden Angebot wechseln kann.

Für Arnesen wird es immer schwieriger, so lange der Oenning-Nachfolger noch nicht da ist. Sogar die Zahlung einer Ablöse schließt er nicht aus, um den Trainer seiner Wahl zu bekommen. "Das ist ein Risiko für mich", sagte der Manager. Aber er werde auch "Kritik einstecken, dass die Suche zu lange dauert".

Absage von Moniz?

Wichtiger sei ihm, dass er das Gefühl habe, den Besten für den Job zu bekommen: "Ich will nicht die zweit- oder drittbeste Lösung, nur um ein Ergebnis zu haben", erklärte er die Komplexität der Suche.

So hatte er zum Beispiel dem früheren HSV-Coach Huub Stevens abgesagt, weil er nicht überzeugt war, dass dies der richtige Übungsleiter für eine Mannschaft sei, die vor allem offensiv spielen solle und wolle. Stevens war nur einer von mindestens zehn Kandidaten.

Gehandelt wurden zuletzt Morten Olsen, Marco van Basten, Louis van Gaal, Dick Advokaat, Guus Hiddink, aber auch der frühere HSV-Techniktrainer Ricardo Moniz, der nach der Entlassung von Bruno Labbadia im Frühjahr 2010 schon mal den Cardoso gab und mit Arnesen eine gemeinsame Vergangenheit bei Tottenham Hotspur hatte.

Angeblich hat aber auch Moniz (derzeit Red Bull Salzburg) dem HSV schon abgesagt. Eines kann Arnesen schon jetzt nicht abgesprochen werden: Er führt die Suche nach dem neuen Coach ganz im Sinne des HSV weiter. Es sollte auf keinen Fall zu schnell gehen.

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