Franck Ribéry beim FC Bayern:Der Filou meint es ernst

FC Bayern München: Franck Ribery feiert sein zweites Tor gegen den Hamburger SV am 26. Spieltag der Saison 2017/18.

Doppeltorschütze gegen den HSV: Bayerns Franck Ribéry.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Benedikt Warmbrunn

Den nächsten Arjen Robben hat Franck Ribéry bereits vor drei Jahren entdeckt. Damals schwärmte er von einem "fantastischen linken Fuß", der ihm sehr vertraut vorkam, mit diesem linken Fuß spiele der Fußballer "wie Arjen". Der Hobby-Scout Ribéry hatte den nächsten Robben damals bereits seit mehreren Jahren beobachtet, und natürlich ist sein Urteil ganz objektiv, auch wenn dieser nächste Robben seine ersten Dribblings im Ribéry'schen Garten in Grünwald ansetzte. Ribéry zufolge heißt der nächste Arjen Robben: Seïf el Islam Ribéry.

Die oft gestellte Frage, ob Robbens Vertrag verlängert wird, ist für Ribéry also nur eine Stellvertreterfrage, entscheidend ist für ihn vielmehr, wann Seïf, geboren 2011, loslegen darf. Eine andere Vertragsfrage muss Ribéry dagegen beantworten, indem er auf die fehlende nächste Generation verweist. Einen nächsten Franck Ribéry hat der Teilzeit-Scout Ribéry noch nicht entdeckt, und auch in dieser Frage ist er selbstverständlich ganz objektiv.

"Ich muss warten", hat Franck Ribéry am Samstagabend in seiner Funktion als Fußballprofi gesagt, es ging darum, ob er bereits wisse, ob er auch in der nächsten Saison für den FC Bayern spielen werde; Ribérys Vertrag endet im Juni, der vom Original-Robben übrigens auch. "Ich bin seriös", auch das sagte Ribéry, was bei ihm, der im Verein gerne als Filou bezeichnet wird, der Zahnpasta unter Türklinken schmiert und den Mannschaftsarzt in den Pool schmeißt, durchaus als Drohung aufgefasst werden kann.

Schon am Sonntag könnten die Bayern Meister werden

Die Frage, wer im Juli alles noch zum FC Bayern gehören wird, ist Anfang März so offen wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Jupp Heynckes, der Trainer, schaffte zumindest zu seiner persönlichen Zukunft insofern etwas Klarheit, als er sagte, dass er erst einmal keine Klarheit schaffen wird: "Ich habe mir jetzt vorgenommen, gar nichts mehr dazu zu sagen. Es ist alles gesagt." (Gesagt hatte Heynckes stets, dass er wie vereinbart im Sommer aufhört - bis er am Freitag sagte, dass er nie gesagt habe, dass er im Sommer aufhört.) Uli Hoeneß, der Präsident, sagte: "Zu diesem Thema äußere ich mich nicht. Das haben wir vereinbart intern, und das bleibt so." (Gesagt hat Hoeneß das schon häufiger - lange geblieben ist das allerdings nie so.)

Heynckes würde Ende Juni gerne gehen, was allerdings nicht so einfach ist, wenn Hoeneß mit einer anderen Meinung im Weg steht. Das unterscheidet Heynckes von Ribéry und Robben, die beide gerne bleiben würden, die aber nicht wissen, ob Hoeneß und Klubboss Karl-Heinz Rummenigge das auch so wünschen.

Das 6:0 (3:0) am Samstag gegen den Hamburger SV war gute Werbung für einen Verbleib der Flügelzange, allerdings auch für den des Trainers. Bereits am nächsten Sonntag könnte der FC Bayern die Meisterschaft feiern, vorausgesetzt, die Mannschaft gewinnt in Leipzig und Schalke gewinnt am Abend zuvor nicht in Wolfsburg. Schon einmal hat der Klub am 27. Spieltag die Meisterschaft gefeiert, 2014, allerdings zu einem späteren Datum, damals am 25. März. Außerdem hatte die Mannschaft damals nicht vorübergehend fünf Punkte Rückstand auf Dortmund, so wie im vergangenen Oktober, als Heynckes den FC Bayern übernahm.

"Ich bin immer positiv", sagt Ribéry - was geflunkert war

Ein Tor gegen den Trainingsgast aus Hamburg erzielte Robben, zwei Tore erzielte Ribéry. (Die anderen drei Tore erzielte Robert Lewandowski, bei dem auch nicht feststeht, ob er im Juli zum Kader gehören wird; den ehrgeizigen Angreifer reizt ja trotz eines Vertrages bis 2021 ein Wechsel zu Real Madrid.) Bei seinem zweiten Tor, dem 5:0, hängte Ribéry Josha Vagnoman ab, dann schlängelte er sich zwischen Gideon Jung, Vasilie Janjicic und Kyriakos Papadopoulos hindurch, er wirkte so jung, dass die Frage, wer der nächste Ribéry werden könnte, für einen Nachmittag voreilig wirkte.

Nach seinem ersten Tor, dem 1:0, sprintete Ribéry zur Haupttribüne, wo er den Kopf des nächsten Robben küsste. "Ich habe vor dem Spiel mit meiner Frau gesprochen und gesagt, wenn ich ein Tor mache, komme ich zu meinem Sohn", erklärte er später. Zu seiner eigenen Zukunft sagte er noch, dass das Warten "keine einfache Situation" sei. Und: "Ich bin immer positiv." Was geflunkert war vom seriösen Filou.

Vor wenigen Wochen war Ribéry nicht ganz so positiv, damals hatte Heynckes auf dem linken Flügel meist Kingsley Coman bevorzugt. Da dieser aufgrund einer Verletzung am Sprunggelenk bis zum Saisonende ausfällt, ist Ribéry nun nahezu gesetzt, gerade in der Form vom Samstag. Am Mittwoch im Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League bei Besiktas Istanbul wird Ribéry wohl in der Startelf stehen - verzichten muss Heynckes auf Corentin Tolisso, der aufgrund einer Schienbeinprellung am Samstag ausgewechselt werden musste, keine 20 Minuten nach seiner Einwechslung. "Franck ist ein hervorragender Spieler in unserer Mannschaft", lobte Mats Hummels, "er sieht immer die Mannschaft zuerst und dann sich. Das ist schön."

Und weil er immer die Mannschaft zuerst sieht, empfiehlt Franck Ribéry dem Verein ganz dringend, den Vertrag mit ihm unbedingt zu verlängern.

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