Funkel bei Fortuna Düsseldorf:Witz des Lebens ohne Pointe

Fortuna Duesseldorf v 1. FC Union Berlin - Bundesliga

"Völlig aus der Luft gegriffen": Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel, 66, wehrt sich gegen Gerüchte.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Das Dementi klingt halbherzig, der Ärger ist groß: Hat Fortuna Düsseldorf Trainer Friedhelm Funkel ein Ultimatum gestellt?
  • Die Indiskretion könnte Zweifel säen, nicht nur innerhalb der Bundesligamannschaft.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Fortuna Düsseldorf feiert dieses Jahr den 125. Geburtstag und sammelt zurzeit Stoff für ein Theaterstück im örtlichen Schauspielhaus. Bei den Heimspielen werden die Zuschauer gebeten, ihre schönsten Erinnerungen einzureichen. Besser eignen würde sich als Jubiläumsaufführung momentan allerdings eine Tragikkomödie voller Intrigen und Kuriositäten.

Zum zweiten Mal binnen zwölf Monaten scheint der Trainer Friedhelm Funkel zum Objekt einer dubiosen Verschwörung geworden zu sein. Vor einem Jahr war er zunächst gefeuert und erst nach ausgiebigen Fanprotesten reumütig rehabilitiert worden. Diese Woche nun hat ein anonymer Informant versucht, mit einer Indiskretion an die Presse dem Trainer ein Ultimatum von zwei Spielen anzudichten.

Erhärtet wurde das Gerücht bislang nicht. Funkel selbst bezeichnet den Versuch seiner neuerlichen Demontage als "völlig aus der Luft gegriffen" und den anhängigen Vorwurf, er stelle die falschen Spieler auf, als "größten Witz des Lebens".

Jetzt geht das Stück in den dritten Akt

Man sieht schon: Der Humor kommt mal wieder nicht zu kurz beim Bundesligisten in der Karnevalsstadt. Aber auch wenn an dem Ultimatum gar nichts wahr sein sollte, verdeutlicht schon die Indiskretion, dass es mit der Harmonie in den relevanten Vereinsgremien nicht allzu weit her sein kann. Funkel, 66, bringt das weniger aus Sorge um seine Zukunft auf die Palme als vielmehr deshalb, weil seine Mannschaft seit der jüngsten 0:1-Heimniederlage gegen Werder Bremen wieder Vorletzter ist. Zur Rettung benötigt man: Geschlossenheit. Funkels Sorge: Indem den Medien suggeriert wurde, die Mannschaft sei gespalten in ihrem Vertrauen zum Trainer, könnte der Informant einen Zweifel eingepflanzt haben, der in den nächsten Spielen verhängnisvoll Wirkung zeigen könnte.

Dabei schien die Liaison zwischen der Fortuna und Funkel vor einem Jahr schon übertrieben romantische Züge anzunehmen. Der damalige Klubchef Robert Schäfer hatte versucht, Funkel offenbar im Alleingang abzusetzen, hatte aber nicht mit den Emotionen der Fans gerechnet. Deren massive Zuneigung veranlasste den Aufsichtsrat, den Vertrag mit Funkel zu verlängern - und Schäfer zu suspendieren.

Schäfers Nachfolger Thomas Röttgermann wiederum wurde ein halbes Jahr nach Amtsantritt im vergangenen Herbst zum Objekt von Indiskretionen, als ihm öffentliche Falschaussagen unterstellt wurden. Damals sprang der Trainer Funkel seinen Vorgesetzten bei und sprach von einer "bösen Kampagne" gegen Röttgermann und den Aufsichtsratsboss Reinhold Ernst. Jetzt geht das Stück in den dritten Akt, ohne dass klar wäre, inwieweit die drei Akte inhaltlich zusammenhängen.

Dem Verein stellt sich eine übergeordnete Identitätsfrage

Sportdirektor Lutz Pfannenstiel dementierte in der Bild Gerüchte über ein Ultimatum offenbar nicht explizit. Er wurde dort wortwörtlich so zitiert wie Röttgermann eine Woche zuvor im Express: "Entscheidend ist, ob die Mannschaft, angeleitet vom Trainerteam, ihr Leistungsvermögen ausschöpft; kriegen das Trainerteam und die Mannschaft das zusammen hin, dann gibt es für uns keinen Grund, darüber nachzudenken."

Zu Weihnachten hatte man den Vertrag mit Funkel für den Fall des Klassenerhalts sogar vorzeitig verlängert. Am Sonntagabend in Leverkusen und am Samstag darauf zu Hause gegen Frankfurt muss sich nun kurzfristig zeigen, ob Funkel und die Mannschaft ihr Leistungsvermögen ausschöpfen können.

"Wir gehen für diesen Trainer durchs Feuer", hatte vor einem Jahr Oliver Fink gesagt, ausgerechnet jener Mittelfeldspieler, dessen regelmäßige Einsätze dem Trainer Funkel nun angeblich intern vorgeworfen werden. Fink, 37, und Adam Bodzek, 34, sind Funkels Vertrauensspieler, sie sollen mit ihrer Erfahrung den Klassenerhalt sichern helfen. Dabei bleibt Funkel.

Im Verein stellt sich im 125. Jahr unterdessen eine übergeordnete Identitätsfrage, die im Jubiläumstheaterstück erörtert werden soll. In der Ankündigung des Düsseldorfer Schauspielhauses heißt es: "Regisseur Felix Krakau verwandelt das Theater in ein Stadion und versammelt Fans und Ultras, Ex- und Jugendspieler, Stadionsprecher, Anwohner und Platzwarte - sie alle stehen in der Kurve, singen die Lieder, feuern ihr Team an und fragen: Wem gehört der Verein?"

Zur SZ-Startseite
SC Paderborn 07 - 1. FSV Mainz 05

SC Paderborn
:Der Wiederabstieg als Startrampe

Das Tabellenschlusslicht Paderborn kalkuliert eine Rückkehr in die zweite Liga ein. Vorbild ist der SC Freiburg - in guten wie in schlechten Zeiten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: