Fortuna Düsseldorf:Ein Klub löst sich auf

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Werden nicht lange als Duo in Düsseldorf zusammenarbeiten: Fortuna-Sportdirektor Lutz Pfannenstiel (links) und Trainer Uwe Rösler. (Foto: Norbert Schmidt / imago)

Nach dem angekündigten Rückzug von Sportdirektor Lutz Pfannenstiel steht Bundesligist Fortuna Düsseldorf vor aufregenden Monaten.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Noch vor rund einem halben Jahr schien die Zeit des neuen Vorstandsvorsitzenden von Fortuna Düsseldorf schon wieder abzulaufen. Weil Thomas Röttgermann in einigen Medien eine unabgesprochene Nebentätigkeit sowie öffentliche Falschaussagen vorgeworfen wurden und er sich intern rechtfertigen musste, schien das Amt, das er erst im April 2019 angetreten hatte, in Gefahr zu geraten. Doch nur fünf Monate später steht Röttgermann plötzlich als stärkster Mann im Klub da, weil alle anderen wichtigen Personen in der Zwischenzeit entlassen wurden oder einen Rückzieher gemacht haben. Der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst trat Ende 2019 vom Vorsitz zurück und ist nur noch einfaches Mitglied im Aufsichtsrat. Der Trainer Friedhelm Funkel wurde im Januar entlassen. Und der Sportdirektor Lutz Pfannenstiel hat am Dienstag seinen Rücktritt zum Saisonende angekündigt. In einer Phase des drohenden Bundesliga-Abstiegs bleibt Röttgermann, zuvor Geschäftsführer beim VfL Wolfsburg, derweil Vorstandsvorsitzender.

Es ist vermutlich zu spät, die Auflösungserscheinungen des 125 Jahre alten Vereins am kommenden Montag auf dem Mottowagen der Fortuna beim Rosenmontagszug noch zu berücksichtigen. Für das Jubiläumsjahr 2020 des 1895 gegründeten Klubs sind vielmehr allerhand Feierlichkeiten in Planung. Dass es derweil hinter den Kulissen drunter und drüber geht, will zur Feierstimmung so recht nicht passen. Sein nun angekündigter Rücktritt als Sportdirektor nach gerade einmal 15 Monaten erfolge "aus rein privaten Gründen", beteuert Pfannenstiel. Hintergründe deutet er allerdings keine an und verbittet sich auch diesbezügliche Fragen. Einen sofortigen Rückzug, wie ihn örtliche Medien sogleich forderten, wies die Fortuna zurück. Pfannenstiels letzter Arbeitstag soll der 31. Mai sein, einen Tag später tritt der bisherige Kaderplaner und Scouting-Chef Uwe Klein die Nachfolge an, rein fachlich wohl kein allzu großer Sprung für ihn.

Die Trennung von dem in Düsseldorf so beliebten Trainer Friedhelm Funkel vor drei Wochen, nach der Pfannenstiel von vielen Fans Kritik und offenbar auch Beleidigungen hatte einstecken müssen, könnten seinen Entschluss zum Rücktritt forciert haben. Unter dem neuen Trainer Uwe Rösler spielt Düsseldorf zwar einen etwas moderneren und schnelleren Fußball als zuvor, mehr als zwei Punkte aus drei Spielen sind aber nicht herausgesprungen.

Der Rückstand auf den rettenden viertletzten Platz beträgt fünf Punkte. Am 3. März erhält die Fortuna aber immerhin die Gelegenheit, mit einem Sieg beim Viertligisten Saarbrücken erstmals seit 1996 wieder ins Halbfinale des DFB-Pokals einzuziehen. Aufregende drei Monate werden das also für den Trainer Rösler und den auf Abruf stehenden Sportchef Pfannenstiel, den sie in örtlichen Medien schon als "lame duck" diskreditieren, als "lahme Ente". Die mediale Stimmung gegen ihn ist seit seinem Rücktritt sehr schnell sehr abweisend geworden.

© SZ vom 20.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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