Fortuna Düsseldorf:Aus Ärger zurück zur alten Liebe

Klaus Allofs (F95) Fortuna Düsseldorf - Greuther Fürth 22.01.2021, Fussball; 2. Bundesliga, Saison 2020/21 Foto: Moritz; klaus allofs

Klaus Allofs

(Foto: Moritz Müller/Imago)

Auch wenn er das Zweitliga-0:0 gegen den HSV als Enttäuschung verbucht hat, ist Klaus Allofs, 64, davon überzeugt, dass Fortuna Düsseldorf dauerhaft in die erste Bundesliga gehört. Der Rekordtorschütze des Klubs hilft jetzt mit, damit das klappen kann.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Für den Fußballmanager Klaus Allofs ist es nicht ungewöhnlich, dass er auf das Spielfeld im Düsseldorfer Stadion blickt, während dort gerade keine Tore fallen. Eigentlich ist das sogar eher die Regel, denn Allofs, im Vorstand von Fortuna Düsseldorf für Fußball und Entwicklung zuständig, schaut aus seinem Büro im Stadion direkt in den Innenraum. Da fallen manchmal tagelang keine Tore.

Dass es am Dienstagabend zwischen 20.30 Uhr und 22.25 Uhr keine Treffer gab, hat den 64-Jährigen auf der Tribüne allerdings schon ein bisschen gewurmt, denn seine Fortuna hatte den Zweitliga-Tabellenführer Hamburger SV zu Gast und versäumte beim 0:0, sich näher an die Tabellenspitze heranzumachen. "Wir sind mit dem Nullzunull nicht zufrieden, aber wir können damit leben", sagte Allofs tags darauf am Telefon mit Blick in den Innenraum diplomatisch. Nach einem "holprigen Saisonstart", der die Fortuna am neunten Spieltag noch auf Platz zwölf verbannt hatte, sind die Düsseldorfer nun seit neun Spielen unbesiegt, haben von den jüngsten vier Spielen allerdings auch nur eines gewonnen. Damit ist der Klub jetzt Tabellenfünfter, fünf Punkte hinter Spitzenreiter HSV.

Mit der Fortuna verbindet der gebürtige Düsseldorfer Allofs emotional besonders viel. Als kleiner Junge ist er aus dem Stadtteil Gerresheim mit der Straßenbahn fünf Stationen in den Stadtteil Flingern gefahren, um sich nach dem Training Autogramme von den Fortuna-Profis zu holen. Von 1975 bis 1981 hat er dann selbst Autogramme gegeben, weil er in jener Zeit in 169 Bundesligaspielen 71 Tore geschossen hat und damit noch heute erfolgreichster Bundesliga-Torschütze der Fortuna ist.

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn mit weiteren Stationen in Köln, Marseille, Bordeaux und Bremen absolvierte Allofs den Fußballlehrer-Schein und ließ sich 1998 hauptsächlich dazu überreden, wie er heute sagt, Trainer der Fortuna in der zweiten Liga zu werden. "Damals hat das Herz mitentschieden", sagt er, "das war im Nachhinein wohl ein bisschen naiv." Nach zehn Monaten wurde er damals wieder entlassen. Am Ende jener Saison stieg Düsseldorf in die drittklassige Regionalliga ab. Es sollte Allofs' einzige Trainerstation bleiben. Direkt im Anschluss begann er eine Manager-Karriere, die ihm erst bei Werder Bremen und später beim VfL Wolfsburg wieder Aufmerksamkeit und Erfolge bescherte.

Die Mannschaft hat sich stabilisiert. "Der Aufstieg ist nicht utopisch", glaubt Allofs

Nach einer fast vierjährigen Auszeit vom Fußball ist Allofs im vergangenen September zum zweiten Mal zur Fortuna zurückgekehrt. Wieder in die zweite Liga. Er war als Spieler Europameister 1980, Vizeweltmeister 1986 und deutscher Meister 1993 mit Werder Bremen. Als Manager wurde er mit Bremen 2004 Meister und gewann zwei Mal mit Werder und ein Mal mit Wolfsburg den DFB-Pokal. In seiner gesamten Karriere als Spieler, Trainer und Manager arbeitete Allofs nur zwei Mal in der zweiten Liga: Ende der Neunziger als Trainer und jetzt als Manager, beide Male bei Fortuna Düsseldorf.

Aber es war nicht mal Liebe, sondern eher "Ärger", wie er augenzwinkernd sagt, der ihn im Herbst veranlasst hat, das Angebot der Fortuna anzunehmen, eines von vier Vorstandsmitgliedern zu werden. "Es ärgert mich nämlich, dass die Fortuna nicht dauerhaft in der Bundesliga spielt." Wer als Junge viel Zeit in der Straßenbahn zwischen Gerresheim und Flingern verbracht hat und wer später im Rheinstadion von Zigtausenden bejubelt wurde und die Fortuna aus beiden Zeiten als Bundesligisten verinnerlicht hat, der würde die Zeit zumindest unter diesem Aspekt gern zurückdrehen.

Zurück in die Zukunft soll es deshalb gehen, zurück in die Bundesliga. Nach dem mauen Saisonstart mit acht verschuldeten Elfmetern und fünf Platzverweisen erschienen die Ambitionen des Klubs noch ein bisschen übermotiviert zu sein, doch dann hat sich die Mannschaft sukzessive stabilisiert. "Der Aufstieg ist nicht utopisch", sagt Allofs, "wir sehen uns in einem Kreis sehr konstanter Konkurrenten als legitimen Kandidaten."

Stark genug wäre die Mannschaft allemal, doch gegen die derzeit vier härtesten Konkurrenten im Aufstiegskampf hat sie aus bislang fünf Spielen erst zwei Punkte geholt. Die drei Niederlagen stammen allerdings aus der schwächeren Anfangsphase der Saison. "Wir haben uns erst jetzt zum Aufstiegskandidaten entwickelt", sagt Allofs. Diese Mannschaft aus dem Herbst mit den Niederlagen, den vielen Platzverweisen und den noch mehr verschuldeten Elfmeter, da ist sich Klaus Allofs mittlerweile sicher: "Das war nicht die Fortuna."

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