Fortuna Düsseldorf:Altbier und 95 Kerzen

Funkel im Kreis

Aufsteiger: Friedhelm Funkel.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Friedhelm Funkel feiert mit Fortuna Düsseldorf den Aufstieg. Für den 64-jährigen Trainer-Routinier ist es bereits der sechste Aufstieg, mit dem fünften Klub.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

In "Dr. Thompson's" Seifenpulverfabrik im Düsseldorfer Stadtteil Flingern brummte früher die Waschmittelproduktion. Heute ist dort ein hippes Restaurant untergebracht, und darin hat der Fußballklub Fortuna nun seinen Aufstieg in die Bundesliga gefeiert. Das Seifenpulver ist ein Relikt der Vergangenheit, die Fortuna hingegen wurde zum x-ten Mal erweckt. Der 123 Jahre alte Verein ist mit dem 64 Jahre alten Trainer Friedhelm Funkel und dem 30 Jahre alten Torjäger Rouwen Hennings aufgestiegen - zum sechsten Mal nach 1966, 1971, 1989, 1995 und 2012. Auch für Funkel war es der sechste Bundesliga-Aufstieg nach 1992 und 1994 mit Bayer Uerdingen, 1996 mit dem MSV Duisburg, 2003 mit dem 1. FC Köln und 2005 mit Eintracht Frankfurt. Er ist damit Rekordhalter.

Die Leihgaben sollen bleiben, Funkel fordert Verstärkungen

In der nächsten Saison wird Funkel wohl der älteste Bundesliga-Trainer sein, weil sich Jupp Heynckes, 72, beim FC Bayern zurückzieht. Nach Düsseldorfs Bundesliga-Abstieg 2013, als man sich von Norbert Meier trennte, hatte die Fortuna mit sieben Trainern binnen drei Jahren (Michael Büskens, Lorenz-Günther Köstner, Oliver Reck, Taskin Aksoy, Frank Kramer, Peter Hermann und Marco Kurz) erfolglos versucht, ins Oberhaus zurückzukehren. Erst mit dem achten Coach klappte es. Der aus dem linksrheinischen Neuss stammende Funkel war im März 2016 angetreten. Kurz nach ihm fing der vormalige 1860-München-Geschäftsführer Robert Schäfer als Vorstandschef an.

In der Düsseldorfer Lambertus-Kirche brannten in Anlehnung an Fortunas Gründungsjahr 95 Opferkerzen, die Menschen versammelten sich in den Altbierstuben und später am Flughafen, wo die Mannschaft mit einer Chartermaschine landete, aus deren Cockpit eine rot-weiße Fortuna-Fahne ragte. Bis zur offiziellen Party am 14. Mai vor dem Rathaus werden Schäfer, Funkel und die Gremien einen besseren Blick darauf haben, wie in der Bundesliga die Mannschaft aussieht: "Wir müssen uns verstärken", sagt Funkel unmissverständlich.

65 Millionen Euro veranschlagen sie als Etat, gut 30 Millionen davon als Gehälter. Sie benötigen zusätzliche Qualität und sind auf das Entgegenkommen von Spielern und Klubs angewiesen, die Fortunas Drucksituation kennen. Vier der wichtigsten Profis in dieser Saison sind ja nur ausgeliehen: Genki Haraguchi von Hertha BSC, Takashi Usami vom FC Augsburg, Florian Neuhaus von Borussia Mönchengladbach, Jean Zimmer vom VfB Stuttgart. Um sie alle will man sich bemühen, die Rückkehr von Neuhaus nach Gladbach gilt aber als sicher.

Das 2:1 in Dresden erzielte in der vorletzten Minute Mittelstürmer Hennings mit seinem 13. Saisontor; er ist mit sieben Vorlagen auch bester Assistent. Es ist sieben Jahre her, dass Hennings für St. Pauli seine bislang 16 Erstliga-Spiele bestritten hat. Funkels bis dato letztes Bundesligaspiel ist acht Jahre her, da verlor er mit Hertha BSC im Mai 2010 gegen Bayern. Gut verkraftet haben Funkel und die Fortuna im Herbst den Fortgang von Co-Trainer Peter Hermann nach München.

Zweitwichtigster Angreifer im Team ist mit neun Treffern der belgische Flügelstümer Benito Raman, 23, der von Standard Lüttich ausgeliehen war, aber fest verpflichtet wurde. Im Tor hat der vormalige Bremer Raphael Wolf den früheren FC-Bayern-Torwart Michael Rensing verdrängt. Defensive Stabilität geben Kaan Ayhan und Marcel Sobottka, zwei ehemaliger Schalker.

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