Formel1:Im Lastwagen auf der Achterbahn

Die Formel 1 ist mit den ersten Testfahrten aus dem Winterschlaf erwacht. Die neuen Autos begeistern die Fahrer, die Saison 2017 soll spektakulär werden. Doch es gibt auch Sorgenkinder.

Von René Hofmann

Mehr Spannung

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(Foto: AP/Reuters/Reuters)

Lewis Hamilton, Sebastian Vettel oder doch Daniel Ricciardo (von oben)? Weil viele Regeln geändert wurden, könnte es enger zugehen. Mercedes will seine Siegesserie ausbauen. Ferrari startet trotz des sieglosen Jahres 2016 mit großen Hoffnungen. Red Bull will mit alten Stärken wieder in die Erfolgsspur finden.

Der Favorit

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(Foto: Getty Images)

Neuer Nasen-Schmuck, neue Tätowierung am Hals: Lewis Hamilton erschien umgestylt zu den ersten Testfahrten, die von Montag bis Donnerstag auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona stattfanden. Der 32 Jahre alte Engländer ist nach dem Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg der WM-Favorit. Erst am Abschlusstag wurde Hamilton in Barcelona von einem Elektronikproblem gebremst. Zuvor glückten Hamilton und seinem neuen Teamkollegen, dem 27 Jahre alte Finne Valtteri Bottas, viele Runden. Was Hamilton besonders gefiel: Das Fahrgefühl in seinem neuen Auto, das deutlich breiter ist und auf breiteren Reifen deutlich schneller durch die Kurven fliegt als der Vorgänger. "Das ist wie Achterbahn fahren", schwärmt der Champion der Jahre 2008, 2014 und 2015.

Die neuen Autos

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Auf den ersten Testrunden in Barcelona mehr als drei Sekunden schneller als im Vorjahr: Weil die Karosserien um 20 Zentimeter in die Breite wachsen durften und weil der Heckflügel und die Reifen ebenfalls deutlich größer wurden, sind die Formel-1-Autos des Baujahres 2017 sehr viel schneller. Bei den ersten Ausfahrten experimentieren alle Teams mit aerodynamischen Anbauteilen. Der Mercedes, den Lewis Hamilton fuhr, trug deshalb manchmal eine markante Haifischflosse auf der Motorhaube (im Bild) und manchmal nicht.

Der Herausforderer

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(Foto: AFP)

Das Auto zu langsam und zu unzuverlässig, die Rennstrategien oft unglücklich: 2016 verlief für Sebastian Vettel enttäuschend. Zum Start ins neue Rennjahr zeigte er sich nun deutlich gelöst. Ferrari glückten an allen Testtagen beachtliche Zeiten. Und dass es mit den neuen Autos deutlich schneller durch die Kurven geht, bereitet Vettel sichtlich wieder mehr Freude am Fahren. Die breiteren Gefährte wirkten "wie eine Aspirin-Tablette", strahlte Vettel: Alle Probleme seien "auf einen Schlag geheilt".

Der unglückliche Debütant

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(Foto: Getty Images)

Lance Stroll ist ein ungewöhnlicher Formel-1-Neuling. Der 18 Jahre alte Kanadier hat so reiche Eltern, dass er sich mit vielen Fahrten in älteren Formel-1-Autos auf sein Debüt vorbereiten konnte. Bei den Testfahrten in Barcelona aber zeigte sich: Eine Garantie ist all das Training nicht. Stroll kam mehrmals von der Ideallinie ab. Am Mittwoch so heftig, dass sein Williams-Team nicht nur diesen Testtag vorzeitig beenden musste. Der Wagen war derart beschädigt, dass er auch am Donnerstag nicht mehr rollte. Das Beispiel Stroll zeigt, wie schwer die neuen Autos zu beherrschen sind.

Die zweite deutsche Kraft

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(Foto: dpa)

Nico Hülkenberg trägt jetzt schwarz-gelb. Der 29-Jährige aus Emmerich tritt neben dem Briten Jolyon Palmer (rechts) für das Werksteam von Renault an. Dessen Ziel für dieses Jahr: Fünfter in der Konstrukteurs-WM zu werden. Bei den Testfahrten zeigte sich: Das könnte klappen. Hülkenbergs neuer Dienstwagen gehörte weder zu den schnellsten noch zu den langsamsten auf der Strecke. Auch Hülkenberg ist von den neuen Autos angetan: "Wenn du auf der Strecke bist, denkst du, da kommt ein Lkw vorbei", schilderte er seine ersten Eindrücke: "Das sieht einfach brachial aus, sehr maskulin und schon groß und massiv."

Der nächste Fehlstart

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(Foto: AP)

2005 und 2006: Zweimal war Fernando Alonso Weltmeister, den dritten Titel aber jagt der Spanier seit nun schon mehr als zehn Jahren vergeblich - und auch in dieser Saison dürfte er der Trophäe nicht nahe kommen. Wie in den vergangenen zwei Jahren kam McLaren bei den Auftakttestfahrten kaum in Schwung. Am ersten Tag konnte Alonso wegen eines Problems am Öl-System nur 29 Runden fahren, am zweiten Tag ereilte seinen Teamkollegen Stoffel Vandoorne ein Motorschaden. Das Aggregat des Belgiers wurde zur Analyse in eine Honda-Fabrik nach Japan geflogen. Solange der Grund des Schadens nicht klar ist, dürfen die McLaren-Fahrer nur mit gedrosseltem Tempo ausrücken.

Der Rückschlag

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(Foto: AFP)

Der Italiener Antonio Giovinazzi (im Bild) kam kurzfristig zu seinem Einsatz bei den Testfahrten: Der 23-Jährige, der offiziell als Ersatzfahrer von Ferrari engagiert ist, sprang bei Sauber für Pascal Wehrlein ein. Der 22-Jährige aus Sigmaringen hatte im Januar bei der Showveranstaltung "Race of Champions" einen Unfall erlitten; seitdem plagen ihn Rückenschmerzen. Seinen ersten Auftritt für Sauber, das Ferrari-Motoren aus dem Vorjahr einsetzt, musste Wehrlein deshalb absagen.

Das erhoffte Duell

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(Foto: AP)

Mercedes gegen Ferrari. Oder noch besser: Mercedes gegen Ferrari und Red Bull. Nach drei Jahren der Monotonie hofft die ganze Rennserie, dass sich in diesem Jahr wieder mehr Fahrer als bloß die zwei in den Silberpfeilen um den WM-Titel streiten. Die ersten Testzeiten lassen hoffen: Ferrari wirkt stark. Der Eindruck aber kann täuschen. Auch im vergangenen Jahr glänzten die roten Autos auf den ersten Übungsrunden, als es dann aber ernst wurde, blieb sie chancenlos. Vor dem ersten Rennen, das am 26. März in Melbourne gestartet wird, gibt es noch einmal Testfahrten: Diese finden in der kommenden Woche von Dienstag bis Freitag wieder in Barcelona statt. Bei aller Begeisterung für ihre neuen Autos warnen die Fahrer zudem: Mehr Überholmanöver wird es mit diesen kaum geben. Die breiten Boliden erzeugen mehr Luftwirbel. Windschatten-Duelle werden deshalb schwieriger.

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