Formel 1: "Zwölf Zylinder":Eispiloten und Knöpfchenspieler

Sebastian Vettel schämt sich im Fernsehen, Lewis Hamilton freut sich mit Freundin Nicole Scherzinger und Michael Schumacher fährt 300 Meter lang ein großartiges Rennen.

Von Jürgen Schmieder

Formel 1: "Zwölf Zylinder"

Sebastian Vettel

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(Foto: Getty Images)

Bekam von RTL-Boxenclown Kai Ebel nach dem Rennen zwei Flaschen Portwein überreicht. Sagte deshalb: "Jetzt stehe mit zwei Flaschen Wein da - wie sieht denn das aus im Fernsehen?" Reagierte auf die weiteren Fragen mit der Coolness, die sich nur jemand leisten kann, der ahnt, dass er den anderen grandios überlegen ist. Dominierte das Qualifying, dominierte das Rennen - und musste dabei kein einziges Mal Kers benutzen oder den Heckflügel verstellen. Gab sich direkt nach dem Rennen nicht mehr wie ein Teenager, sondern vielmehr wie ein Feldherr. Sagte der Boxencrew: "Heute haben wir viel gelernt! Vergesst das nicht!" Gab später an, dass die Saison noch lang sei. Es könnte sein, dass sie den Konkurrenten viel länger vorkommt als ihm.

Formel 1: "Zwölf Zylinder"

Lewis Hamilton

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(Foto: dpa)

Überraschte sich selbst und Freundin Nicole Scherzinger (im Bild) mit einem zweiten Platz unter widrigen Bedingungen. Zeigte wie Teamkollege Jenson Button, dass der McLaren durchaus konkurrenzfähig mit den Red-Bull-Dienstwagen ist. Hätte womöglich mehr Druck auf Sebastian Vettel ausüben können, wenn der Unterboden seines Autos nicht bei einem Ausflug ins Gras beschädigt worden wäre. Diese Duelle mit Vettel könnten schon in den nächsten Rennen stattfinden, da McLaren weitere Verbesserungen am Auto angekündigt hat. Dürfte somit zunächst einmal der härteste WM-Konkurrent von Vettel sein.

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Witali Petrow

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(Foto: dpa)

Schaffte im Qualifying den sechsten Platz, schob beim Start seinen Renault-Dienstwagen vorbei an den etablierten Konkurrenten Webber, Button und Alonso - und war plötzlich Dritter. Hat seine ersten Rennerfahrungen auf Eispisten in Russland gesammelt, hatte vermutlich deshalb keine Probleme, als während des Rennens die Reifen ihre Haftung verloren. Konnte seinen Platz deshalb verteidigen, ohne in große Duelle verwickelt zu sein. Ist deshalb der erste russische Pilot, der nach einem Formel-1-Rennen auf dem Podium stehen und Champagner verspritzen durfte. Verkündete danach, sich auf diesem Podium wohl zu fühlen. Er sagte auf die Frage, ob er sich auf dem Podium wohlgefühlt habe: "Ja!"

Formel 1: "Zwölf Zylinder"

Michael Schumacher

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(Foto: dpa)

Etwa 300 Meter lang sah es so aus, als könnte es nach dem eher ernüchternden Qualifying ein großartiger Grand Prix werden für ihn. Zu dumm, dass man beim Rennen in Melbourne 307 Kilometer fahren muss. Bekam zuerst von Jaime Alguersuari den rechten hinteren Reifen aufgeschlitzt, hatte dann Probleme mit dem Unterboden und der Balance. Kämpfte dennoch weiter bis zur Runde 23 - das sind 121,9 Kilometer -, ehe er seinen Dientwagen in der Garage abstellen musste. Erklärte dann den Journalisten, was alles schiefgelaufen ist an diesem Wochenende. Das dauerte sehr lange.

Formel 1: "Zwölf Zylinder"

Nico Rosberg

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(Foto: Getty Images)

Gewann im Qualifying das wichtige Teamduell gegen Michael Schumacher. Schaffte einen gelungenen Start und war als einer der wenigen Piloten in der Lage, die neuen Reifen zu schonen und lange auf der Strecke zu bleiben. Erschrak dann, als plötzlich Rubens Barrichello neben ihm auftauchte und ihm ins Auto krachte. Musste seinen Dienstwagen deshalb abstellen und dürfte nun gemeinsam mit Schumacher und der Crew rätseln, warum der Mercedes doch nicht so schnell ist wie angenommen. Gab nach dem Rennen zu Protokoll, dass sehr viel Arbeit auf Mercedes warten würde.

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Fernando Alonso

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(Foto: Getty Images)

War nach dem Qualifying (Platz fünf) nicht besonders glücklich, stand aber immerhin deutlich vor Kollege Felipe Massa. Lag während des Rennens dann hinter Massa, was die Rennleiter von Ferrari dadurch korrigierten, dass der Brasilianer Alonso passieren lassen musste. Lieferte sich dann lange Zeit ein packendes Duell mit Mark Webber, das er gewinnen konnte. Als er sich dann ein Duell mit Witali Petrow um Platz drei liefern wollte, da war das Rennen vorbei.

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Mark Webber

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(Foto: Getty Images)

Musste sich von Teamchef Christian Horner nach dem Qualifying anhören, dass der Samstag "nicht optimal" verlaufen sei. Weil Kollege Vettel mit fast acht Zehntelsekunden Vorspung die Pole Position erreicht hatte, konnte damit nur er gemeint sein. Lieferte sich während des Rennens einige spannende Duelle - nur ging es dabei nicht um Platz eins, zwei oder drei, sondern vielmehr um Platz fünf. Hatte gegen Ende des Rennens Probleme mit seinem Dienstwagen, stellte ihn direkt nach der Ziellinie ab. Musste nach dem Rennen von Horner hören, dass der Abstand zwischen ihm und Vettel "doch ungewöhnlich groß" sei - aber bislang am Auto nichts gefunden wurde. Könnte übersetzt heißen: Webber ist zu langsam.

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Sergio Perez

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(Foto: AP)

Bekam gegen Ende des Rennens eine ungewöhnliche Ansage von seinem Rennleiter: "Try to get Button!" Es war eine Aufforderung, doch bitteschön den McLaren-Piloten Jenson Button anzugreifen. Hatte wohl eigentlich damit gerechnet, sich mit Fahrern von Toro Rosso oder Force India messen zu müssen. Schaffte es jedoch, im Durcheinander nach dem Start eine gute Position zu finden und schob sich auf den siebten Platz. Button freilich erreichte er nicht mehr, diese Forderung war dann doch etwas zu forsch. Bekam nach dem Rennen mitgeteilt, dass sein respektabler siebter Platz nichts wert sei, weil sich die Konstrukteure von Sauber beim verstellbaren Heckflügel um einige Millimeterverkalkuliert hatten. Wurde deshalb disqualifiziert.

Formel 1: "Zwölf Zylinder"

Nick Heidfeld

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(Foto: REUTERS)

Stand nach dem Rennen vor den Journalisten und sah dabei aus wie ein kleiner Hund, dem man den Knochen weggenommen hatte. Musste erst erklären, warum er in der Qualifikation nur Platz 18 geschafft hatte (Probleme mit Kers). Musste dann erklären, warum er im Rennen nur Platz 14 erreicht hatte (unfahrbares Auto nach einem Zusammenstoß). Sollte dann zu allem Überfluss erklären, warum er sich über den dritten Rang seines Teamkollegen Witali Petrow freuen würde - das konnte er allerdings nicht.

Formel 1: "Zwölf Zylinder"

Adrian Sutil

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(Foto: dpa)

Gehört nach eigenem Dafürhalten seit Jahren zu den stärksten Piloten weltweit. Schaffte in Melbourne lediglich den elften Platz, was seiner Meinung nach freilich nicht an ihm, sondern vielmehr an der Arbeit seiner Boxencrew lag. "Die Boxenstopps haben leider nicht geklappt, da waren wir viel zu langsam und haben zu viele Fehler gemacht. Alle, die ich überholt habe, waren danach wieder vor mir - und ich musste die Arbeit wieder machen", sagte er nach dem Rennen. Unterlag im Qualifying seinem Teamkollegen Paul di Resta. Woran das lag, verriet Sutil nicht.

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Jenson Button

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(Foto: Getty Images)

Machte vor der Saison einen zweifelhaften Witz, als er auf die Frage nach den vielen Knöpfen (engl: buttons) am Lenkrad angab: "My girlfried also likes zu play with buttons!" War im Qualifying deutlich langsamer als Kollege Lewis Hamilton, lieferte sich im Rennen ein packendes Duell mit Felipe Massa - was deshalb packend war, weil der deutlich schnellere Button trotz Kers und verstellbarem Heckflügel einfach nicht überholen konnte. Wählte deshalb nach einer Reifen-an-Reifen-Situation eine Abkürzung und wurde prompt von den Stewarts bestraft. Kam deshalb nur auf Platz sechs. Darf nun im Urlaub vor dem Malaysia-Grand-Prix mit seiner Freundin spielen.

Formel 1: "Zwölf Zylinder"

Felipe Massa

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(Foto: REUTERS)

Gilt in der Formel 1 als "König der Dreher", was weniger ein Kompliment für seinen Tanzstil als vielmehr Kritik an seiner Fahrweise ist. Verlor die Quali gegen Fernando Alonso, schaffte es während des Rennens tatsächlich, kurzzeitig vor Alonso zu liegen. Musste Alonso dann überholen lassen. Schaffte gerade einmal den neunten Platz. Sagen wir es so: Wäre er ein Hund, dann wäre er sicherlich nicht der Anführer einer Straßenköterbande, sondern eher ein Tier, das seinem Herrchen brav das Stöckchen bringt.

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