Formel 1:Zurück zum Alltag - Schumacher im Training abgeschlagen

Mit einer Schweigeminute vor dem Großen Preis von Großbritannien will die Formel 1 am Sonntag der Opfer des Terroranschlages von London gedenken. Doch schon am Freitag bemühte sich der PS-Zirkus mit den beiden Trainingseinheiten, zum Alltag zurückzukehren.

Während über der Traditionsstrecke in Mittelengland die Flaggen auf Halbmast wehten, herrschten in der Boxengasse und im Fahrerlager "Business as usual". Auf der Strecke dröhnten die Motoren, und die Piloten machten sich auf die Jagd nach Bestzeiten.

"Alles, was wir als Rennfahrer tun können, ist, an diesem Wochenende eine gute Schau zu bieten und die Leute vom Geschehenen abzulenken", sagte Michael Schumachers Ferrari-Teamkollege Rubens Barrichello aus Brasilien.

Die beste Trainingsschau auf der Traditionsstrecke in Mittelengland lieferte McLaren-Mercedes-Testpilot Pedro de la Rosa. Während sich Weltmeister Michael Schumacher abgeschlagen mit den Plätzen sieben und zehn zufrieden geben musste, fuhr der Spanier in beiden Übungseinheiten auf dem 5,141 Kilometer langen Kurs jeweils Bestzeit. Ralf Schumacher im Toyota wurde zwei Mal Fünfter, Nick Heidfeld im BMW-Williams kam nicht über die Ränge 16 und 18 hinaus.

Verstärkte Kontrollen

Von den erhöhten Sicherheitsmaßnahmen rund um den Kurs war zwei Tage vor dem Grand Prix am Sonntag (14.00 Uhr MESZ/RTL und Premiere) noch wenig zu spüren. Lediglich an den Eingängen wurden die Taschen von Fahrern, Fans und Funktionären verstärkt kontrolliert. Spürhunde für Bomben gehören hingegen seit den Jahren des IRA-Terrors zum gewohnten Bild in Silverstone.

Wie schon nach den Anschlägen in den USA am 11. September 2001 kam auch diesmal eine Absage des Grand Prix nicht in Frage. Das Rennen in Silverstone rund 120 Kilometer nördlich von London ist seit Wochen mit 100 000 Zuschauern ausverkauft. "Niemand kann verhindern, dass wir unser Leben weiterleben. Es gibt eine Zukunft", sagte Rekordweltmeister Michael Schumacher.

Während der Schumacher-Pressekonferenz am Donnerstagabend im Ferrari-Motorhome liefen Bilder von den Orten des Terrors auf den aufgehängten Bildschirmen. Schumacher war noch am Morgen kurz vor den Anschlägen mit seiner Frau in der britischen Hauptstadt gewesen. "Es ist ein komisches Gefühl, dass Corinna und ich noch um 9.00 Uhr in London gefrühstückt haben und dann mit einem Hubschrauber zu zwei Terminen geflogen sind", berichtete Schumacher. Er habe erst später von den Ereignissen gehört.

Lähmung bei den Fahrern

Wie Schumacher zeigten sich auch die anderen Fahrer erschüttert. "Es ist furchtbar. Aber man kann nicht viel tun", meinte Sauber-Pilot Jacques Villeneuve. Nick Heidfeld von BMW-Williams nannte die Ereignisse "katastrophal". Die Stimmung am Sonntag werde in diesem Jahr sicher anders sein, glaubte der Mönchengladbacher. Minardi-Fahrer Christijan Albers war "am Boden zerstört".

Zwar herrschte keine Angst im Fahrerlager, eine gewisse Unsicherheit blieb aber. "So etwas kann an jedem Ort der Welt passieren. Wir leben in einer komplizierten Welt", meinte Schumacher. Villeneuve pflichtete ihm bei: "Wenn jemand etwas in die Luft jagen möchte, dann ist es egal, welche Sicherheitsmaßnahmen man trifft. Sie werden es in die Luft jagen."

Wie schwierig es ist, für größtmögliche Sicherheit zu sorgen, bekamen die Verantwortlichen in Silverstone zuletzt 2003 vor Augengeführt. Damals lief der frühere Priester und religiöse Fanatiker Neil Horan auf die Strecke und gefährdete sich und die Piloten.

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