Formel-1-Rennen in Istanbul:Der König vom Bosporus

Der brasilianische Ferrari-Pilot Felipe Massa siegt in Istanbul vor Lewis Hamilton. Nach seinem dritten Türkei-Triumph denkt Massa über besondere Maßnahmen nach.

Mit seinem Sieg-Hattrick hat sich der Brasilianer Felipe Massa zum Herrscher am Bosporus aufgeschwungen - trotz Doppel-Führung in der Formel-1-Weltmeisterschaft spürt Ferrari aber den Atem von Erzrivale McLaren-Mercedes wieder deutlich im Nacken. Pole-Mann Massa gewann am Sonntag auf dem 5,338 Kilometer langen Istanbul Speed Park vor Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes und feierte damit seinen dritten Sieg beim Großen Preis der Türkei in Serie.

Formel-1-Rennen in Istanbul: Ferrari-Pilot Felipe Massa triumphierte zum dritten Mal in der Türkei.

Ferrari-Pilot Felipe Massa triumphierte zum dritten Mal in der Türkei.

(Foto: Foto: dpa)

Der englische Vize-Weltmeister schob sich mit seiner ungewöhnlichen Drei-Stopp-Strategie vor Titelverteidiger und WM-Spitzenreiter Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari und verhinderte damit den dritten Zweifachsieg der Scuderia nacheinander. "Es war ein sehr schwieriges Rennen, aber zum dritten Mal hier zu gewinnen, ist fantastisch", meinte Massa und scherzte, er könne nun wohl einen türkischen Pass beantragen. Hamilton bilanzierte: "Ich bin sehr glücklich. Es war sehr hart."

Massas Teamkollege Räikkönen verteidigte nach fünf von 18 Rennen mit sieben Zählern Vorsprung (35) auf die punktgleichen Massa und Hamilton (jeweils 28) die Führung im Klassement. "Nach dem schwierigen Wochenende bin ich zufrieden mit dem dritten Platz", sagte der Champion, der zuvor Getriebeprobleme und ein schlechtes Qualifying gehabt hatte.

Bester deutscher Pilot war in der Türkei Nick Heidfeld aus Mönchengladbach im BMW-Sauber. Einen Tag nach seinem 31. Geburtstag wurde er Fünfter hinter seinem Rennstall-Rivalen Robert Kubica aus Polen. "Diesmal war eine Lücke da, trotzdem bin ich zufrieden", meinte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen zum Kräfteverhältnis zwischen Konstrukteurs-Spitzenreiter Ferrari (63), dem eigenen BMW-Sauber-Team (44) und Verfolger McLaren-Mercedes (42).

Einen Punkt ergatterte im Rennen Nico Rosberg aus Wiesbaden im Williams-Toyota. Timo Glock aus Wersau wurde im Toyota 13., Adrian Sutil aus Gräfelfing im Force India 16. und Sebastian Vettel aus Heppenheim im Toro Rosso 17. - die beiden konnten damit zum ersten Mal in dieser Saison ein Rennen beenden.

Frühe Safety-Car-Phase

Massa erwischte einen Top-Start, nicht so sein Teamkollege Räikkönen. In der ersten Kurve wollte sich der Finne innen an seinem Landsmann Heikki Kovalainen zwei Wochen nach dessen schwerem Unfall in Barcelona vorbeischieben, ging dann aber vom Gas. Vor einer Berührung durch den Silberpfeil schützte ihn das aber nicht, Kovalainens Reifen wurde beschädigt. "Geholfen hat das keinem von beiden", meinte Räikkönen. Trotz kaputten Frontflügels fuhr der Finne aber die schnellste Rennrunde.

Das Safety-Car musste aus anderem Grund nach dem Start auf die Strecke. Force-India-Fahrer Giancarlo Fisichella aus Italien war nach dem Erlöschen der Roten Ampeln übermütig ins Heck des Williams-Toyota von Kazuki Nakajima aus Japan gekracht.

Vorne zog Massa danach seine Runden - mit Hamilton im Schlepptau. Der 23 Jahre alte Saison-Auftaktsieger von Australien setzte Massa unter Druck, fuhr aber auch nach Fernando Alonso im Renault bereits als Zweiter in der 17. Runde zum Auftanken an die Box; Massa folgte zusammen mit Kubica drei Runden später. Kovalainen mühte sich nach seinem frühen Stopp redlich und arbeitete sich vom zwischenzeitlich letzten Rang am Ende auf den zwölften Platz vor.

An der Spitze schien die Vorentscheidung in der 24. Runde gefallen zu sein: Hamilton saugte sich im Windschatten immer näher an Massas Ferrari heran, setzte sich neben den Brasilianer und zog in einer Linkskurve spektakulär innen vorbei. "Er war stark und ich konnte ihn nicht auf er Strecke hinter mir halten", musste Massa zugeben. "Lewis hat das ganze Rennen über viel Druck gemacht. Als mir das Team sagte, dass Lewis auf einer Drei-Stopp-Strategie unterwegs war, wusste ich, dass ich eine Chance habe zu gewinnen", sagte Massa.

Nur acht Runden nach dem sehenswerten Überholmanöver musste Hamilton erneut an die Box und ging hinter Massa und dem mittlerweile auf Platz zwei liegenden Räikkönen wieder auf die Strecke. "Ein großartiges Rennen und eine Klasseleistung von Lewis. Ein echt spannendes Rennen von Anfang bis Ende", kommentierte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Im Poker um die beste Strategie - Ferrari holte seine Fahrer nur zweimal an die Box - fiel die Entscheidung im letzten Renndrittel: Massa kam 18 Runden vor Schluss zum zweiten Stopp, mit ihm Kubica, Räikkönen folgte drei Runden später, danach Hamilton. Und der Vize-Champion reihte sich vor Titelverteidiger Räikkönen ein. Aber hinter Massa, der nach 58 Runden und der Gesamtdistanz von 309,396 Kilometern in 1:26:49,451 Stunden mit 3,7 Sekunden Vorsprung auf Hamilton siegte.

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