Formel 1:Papa Verstappen ist wie eine Eislaufmutter

"Natürlich ist Max besser als ich", sagt Vater Jos und Mercedes versucht, die Schuldfrage zu klären. Die Zylinderköpfe der Formel 1.

Von Elmar Brümmer, Barcelona

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Jos Verstappen

Spanish F1 Grand Prix

Quelle: Getty Images

Abwechselnd auf Holländisch, Englisch und Deutsch sagt Johannes Franciscus "Jos" Verstappen, dass er keine Worte dafür habe, was sein Sohnemann da vollbracht hat. Nur das eine eben, dass sein Sohnemann selbst immer wieder gebraucht hat: "Wahnsinn!" Papa Verstappen fuhr 106 WM-Rennen, auch mal an der Seite von Michael Schumacher bei Benetton, kam zweimal aufs Podium. Berühmt wurde er durch einen spektakulären Feuerunfall in der Boxengasse von Hockenheim. Als er erkannte, welches Talent da in seiner Familie heranwächst, hat er sich aufs Management verlegt, und gilt auch als Vater des schnellen Red-Bull-Deals. "Natürlich ist Max besser als ich, das wusste ich schon lange", sagt der 44-Jährige - und macht dafür auch seine Erziehung verantwortlich. Als Rennfahrervater ist er wie eine Eislaufmutter.

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Max Verstappen

Spanish F1 Grand Prix

Quelle: Getty Images

18 Jahre, sieben Monate, elf Tage - das ist die neue Bestmarke der Formel 1. Abgelöst hat der Barcelona-Triumphator damit Sebastian Vettel als jüngsten Grand-Sieger der Geschichte. Und Red-Bull-Teamchef Christian Horner erinnert sein neuer Schützling in vielem an den Heppenheimer Champion: "Er ist einer, der alles im Griff und beim Fahren noch Kapazitäten im Kopf frei hat. Max steigt sogar auf die gleiche Art ins Auto wie Sebastian." Mal gnadenlose Attacke, mal Reifen streicheln - gleichermaßen intuitiv wie abgebrüht. "Die letzten zehn Runden haben sich allerdings angefühlt wie ein Langstreckenrennen", gab er zu. Im letzten Umlauf ereilte ihn auch noch ein Krampf. Steckte er so locker weg wie das Trara um seine Beförderung. Ach ja: Daniil Kwjat, der in Verstappens altes Cockpit bei Toro Rosso gesteckt wurde, belegte Platz zehn.

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Nico Rosberg

Formula One Grand Prix of Spain

Quelle: dpa

Der eigens angeheuerte Werbefotograf, der den WM-Spitzenreiter ikonenhaft inszenieren soll, bekam seine authentischen Schnappschüsse - allerdings die vom Schlechte-Laune-Nico. Er war sich sicher, dass er das Rennen gewonnen hätte. Rosberg hatte am Start auch alles richtiggemacht, dann allerdings war sein Wagen in den falschen Modus geraten. Ein Softwarefehler? Die Lücke wollte Hamilton ausnutzen, aber Rosberg durchschaute das Manöver und zog nach innen. "Türe zumachen" nennen das die Rennfahrer: "Ich hab' mich gewundert, dass Lewis es trotzdem versucht hat." Natürlich kommen Erinnerungen an den Spätsommer 2014 hoch, als Rosberg die interne Fehde mit einem Auffahrunfall verschärft hatte. 2015, beim Hamiltons Titelrennen in Austin, hatte er noch zurückgezogen. Die Botschaft vom Circuit de Catalunya ist eindeutig: Nachgegeben wird nicht mehr.

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Lewis Hamilton

Spanish F1 Grand Prix

Quelle: Getty Images

Als erstes hat sich der Brite für die Aktion in Kurve drei entschuldigt, die beide Mercedes-Werkswagen aus dem Rennen warf, weil der Brite mit aller Macht auf dem Grünstreifen Rosbergs Schwäche ausnutzen wollte, aber damit beide Autos ins Kiesbett kegelte. Entschuldigt beim Team, nicht bei Nico Rosberg. "Ich habe die Lücke gesehen, sie war groß genug - und es gab kein zurück mehr", beharrt er, nachdem die Streckenkommissare nur einen "normalen Rennzwischenfall" feststellen konnten. Niki Lauda, der seinen Liebling für das Manöver geißelte ("Inakzeptabel"), reicht das schwache "Sorry". Wohl wissend, dass Hamilton künftig ein ähnlich hohes Risiko gehen muss, um endlich den ersten Saisonsieg einzufahren und entscheidende Punkte gegen seinen In-Team-Feind gutzumachen.

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Toto Wolff

Spanish F1 Grand Prix - Practice

Quelle: Getty Images

Die Besprechung im ersten Stock des Renntransporters von Mercedes dauerte 17 Minuten, und Motorsportchef Wolff hörte eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen zum Unfallgeschehen. Teamintern kam man zur Ansicht, dass beide Fahrer ihren Schuldanteil an dem peinlichen Unfall haben. Der frühe Crash ist der Preis für den Ehrenkodex, die beiden Piloten aufeinander los zu lassen, mit der einzigen Auflage, dass es nicht zu einem Unfall kommen soll - in der zugespitzten Lage war das jedoch nur eine Frage der Zeit. Dennoch will der Österreicher trotz der 43 weggeworfenen WM-Punkte auch künftig keine Stallorder verhängen: "Es waren unglückliche Umstände. Das hier ist nur eine weitere Möglichkeit für uns, zu demonstrieren, dass wir auch diese schwierigen Umstände durchstehen."

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Nico Hülkenberg

Nico Hulkenberg, Kevin Magnussen

Quelle: AP

Es scheint nicht das Jahr des Dritten im deutschen Rennfahrerquartett zu sein. Außer den sechs Punkten beim Saisonauftakt steht nichts weiter zu Buche für den Force-India-Piloten. Und langsam fordert das Team, dessen Chef Vijay Mallya vor den indischen Finanzbehörden auf der Flucht ist, "Hulk" müsse mehr herausholen. Die Kritik könnte der Emmericher zurückgeben: Nach 20 Minuten funkte ihm die Box, er möge sich einen Feuerwehrmann am Streckenrand ausgucken und das Auto dort abstellen. Nach einem Öl-Leck loderten Flammen aus dem Heck. Der Pragmatiker löschte schließlich selbst. "Bitter. In diesem Jahr will es einfach noch nicht laufen. Ich hoffe mal auf einen frischen Saisonstart ab Monaco", sagt der 28-Jährige. Das nächste Rennen findet in zwei Wochen in seiner Wahlheimat statt. Dort feierte er gerade eines seiner raren Erfolgserlebnisse: er bestand den Bootsführerschein.

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Kimi Raikkönen

Spanish F1 Grand Prix

Quelle: Getty Images

Es sind mittlerweile 59 Rennen, die der letzte Weltmeister im Ferrari einem Sieg hinterherfährt. Diesmal war er nahe dran, bis auf 0,6 Sekunden, und der ehrgeizige Fiat-Präsident Sergio Marchionne in der Box wäre endlich mal versöhnt gewesen mit seiner Scuderia. Aber an Max Verstappen gab es zwar ein Heran-, aber kein Vorbeikommen. "Es ist hart, das zu akzeptieren", klagt der Finne dann auch. Im Renntrimm läuft der Ferrari besser als in der Qualifikation. Nach einem schwierigen Wochenende waren der zweite Platz (und der dritte für Sebastian Vettel) ein ordentliches, aber "nicht das ideale" Ergebnis. Räikkönen hat sich damit immerhin auch auf den zweiten Rang der Fahrer-WM geschoben, mit 29 Zählern Rückstand auf Rosberg.

© sz.de/schm
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