Formel 1:Max Verstappen: Erfrischend, aber gefährlich

Der junge Holländer verdient sich seinen Spitznamen "Mad Max" redlich. Lewis Hamilton erlebt ein Wochenende "wie Weihnachten", Sebastian Vettel schiebt Frust. Die Zylinderköpfe der Formel 1.

Von Elmar Brümmer, Spa

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Nico Rosberg

F1 Grand Prix of Belgium

Quelle: Getty Images

Er ist praktisch nie im Bild, aber dann trotzdem Sieger nach 44 Runden. Dass Nico Rosberg sein Start-Trauma ablegen konnte und die dritte Pole-Position in Folge zu einem Sieg umwandeln konnte, lässt den Wiesbadener nach sechs Saisonerfolgen mit Lewis Hamilton gleichziehen. Dass er nicht mehr vom Rückstand auf den Briten gutmachen konnte, ärgert ihn nicht so sehr. Er zollte Hamilton sogar öffentlich "Respekt" für die Aufholjagd. Überhaupt blieb Rosberg gelassen, auch nach dem Neustart - das Rennen war nach einem Crash von Renault-Pilot Kevin Magnussen unterbrochen worden - spulte er einfach sein Programm ab - 14,1 Sekunden Vorsprung auf Daniel Ricciardo sprechen eine deutliche Sprache. Auch in Sachen Überlegenheit der Silberpfeile. So richtig mithalten konnte da selbst bei diffizilen Witterungsbedingungen noch keiner. "Es war nicht das härteste Rennen meiner Karriere", gab Rosberg nach seinem 20. Formel-1-Sieg zu.

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Lewis Hamilton

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Quelle: AFP

Aus der letzten Startreihe aufs Podium, 18 Plätze gutgemacht und immer noch neun Punkte Vorsprung in der Gesamtwertung - Lewis Hamilton hat trotz der denkbar schlechten Voraussetzungen noch die bestmögliche Schadensbegrenzung betrieben. Maximal Platz sechs hatten die Mercedes-Strategen ausgerechnet, aber der Rennverlauf half dem Briten. Und da er im Training mehrfach die Motoren hatte wechseln lassen und dafür die absurde Zahl von 55 Strafplätzen kassierte, kann er von nun an auch aus technischer Sicht gelassen ins Titelrennen gegen Nico Rosberg gehen. Sogar mit dem Vorteil, einen frischen Motor mehr zu haben. "Es war ein Wochenende, wie ich noch keins erlebt habe", sagte er strahlend, "eigentlich wie Weihnachten - mit unerwarteten Geschenken."

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Max Verstappen

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Quelle: AFP

Niki Lauda machte sich zum Wortführer, gewohnt meinungsstark. Wahlweise "zurück in die Schule" oder gleich "in die Psychiatrie" wollte der RTL-Kommentator den 18-Jährigen schicken. Erst hatte Verstappen, der sich unter dem Namen "Mad Max" als besonders kühner Rennfahrer inszeniert, Anteil an der Startkollision, die ihn selbst um alle Chancen brachte. Dann fiel er erneut mit fiesen Abwehrmanövern gegen Kimi Räikkönen auf. Mit Wut im Bauch, wie er später zugab. "Das geht nur so lange gut, wie der Gegner mitspielt. Wir wissen alle, wie aggressiv er ist", sagt Sebastian Vettel und will als Sprecher der Fahrergewerkschaft noch mal mit dem Niederländer reden. "Ich habe die Befürchtung, dass es irgendwann mit einem heftigen Unfall in der Mauer endet", glaubt Mercedes-Sportchef Toto Wolff, "seine Ungestümheit ist erfrischend, aber auch gefährlich." Für Verstappen selbst war der elfte Platz vor Zehntausenden Landsleuten, die angereist waren, wohl das Schlimmste.

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Nico Hülkenberg

F1 Grand Prix of Belgium - Qualifying

Quelle: Getty Images

Bis kurz vor der Rennmitte durfte sich der Rennfahrer aus Emmerich noch Hoffnungen auf seinen allerersten Podiumsplatz in der Formel 1 machen. Aber dann war Lewis Hamilton auch schon an ihm dran, und schnell auf und davon. Trotzdem war es ein wichtiger Erfolg für den Piloten von Force India, als Vierter blieb er einen Platz vor seinem Teamkollegen Sergio Perez. Zusammen sorgten beide dafür, dass der krisengeschüttelte indische Rennstall jetzt Vierter der Konstrukteurs-WM ist. "Deshalb kann ich mit dem vierten Platz eben doch glücklich sein", bilanzierte Hülkenberg, "es waren ziemlich ungewöhnliche Umstände, aber ich war im richtigen Moment da, um daraus Kapital zu schlagen." Nach der ersten Runde war er sogar Zweiter gewesen, dann wurde das Rennen unterbrochen. Den restlichen Verlauf erlebte er kontrolliert - bis auf eine Fast-Kollision mit Fernando Alonso in der Boxengasse.

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Kevin Magnussen

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Quelle: AFP

Eau Rouge, das ist die Mutkurve in Spa, die spektakulärste Bergauf-Passage der ganzen Formel-1-Saison. Sie ist fast voll mit bis zu 290 km/h zu fahren und mündet gleich über in die nicht minder gefährliche Raidillon-Kurve. Dort verliert der Däne in der sechsten Runde die Kontrolle über seinen Renault, weil er auf den Streckenrand gerät. Der Einschlag in einen Reifenstapel ist so heftig, dass das Rennen unterbrochen werden muss, um die Leitplanken wiederherzurichten. Er humpelt mit einer Schnittwunde und einer Prellung am linken Knöchel davon. Nach dem Routinecheck im Krankenhaus twittert er Entwarnung: "Für Monza werde ich wieder bereit sein." Schlimmeres verhindert hat diesmal die Crashzone im hinteren Fahrzeugteil - aber das Auto ist nur noch Schrott. Mit Sonderschichten versucht das Team, bis Donnerstag einen Ersatzwagen aufzubauen.

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Fernando Alonso

Belgium Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Der Ex-Weltmeister ist trotz drastischer Bestrafung der zweite Profiteur des Motorenwechselspiels. Vom letzten Platz auf den siebten Rang vorzufahren, ist mit seinem McLaren-Honda fast so wie ein Titelgewinn. Und das auf der Powerstrecke Spa, denn das japanische Triebwerk gilt immer noch als zu harmlos. "Ziemlich aufregend" fand der Spanier den 13. WM-Lauf, "für all das Pech, das wir bisher gehabt haben, hatten wir jetzt im Rennen Glück." Zwischenzeitlich befand sich Alonso sogar auf dem vierten Platz. "So etwas wäre vor ein paar Monaten noch undenkbar gewesen. Das zeigt, wie groß die Fortschritte sind, die das Team macht" - rechtzeitig zum Amtsantritt von Jost Capito am 1. September. Der ehemalige Volkswagen-Rallyechef wird CEO bei McLaren Racing.

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Sebastian Vettel

Belgium Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Sechster Platz in einem Rennen, in dem sich der Heppenheimer ohne den Zwischenfall in der Startkurve locker als Zweiter gesehen hätte, das ist nicht gerade die optimale Vorbereitung für Ferrari auf den Heim-Grand-Prix in Monza. Mit dem Grip hatte er vor dem Rennen gehadert, mit den Reifen, aber auch mit Kollegen im Training, die ihn vermeintlich behindert hätten. Drückt da etwa einer seinen Frust über den mangelnden Fortschritt bei der Scuderia aus? Vettel bestreitet das, aber sein Nervenkostüm ist dünner geworden. Und natürlich sei es ärgerlich, wenn zwei Fahrer der gleichen Marke im Rennen kollidierten, aber in dem Fall treffe weder ihn noch Kimi Räikkönen eine Schuld - nur den überoptimistischen Max Verstappen. Teamchef Maurizio Arrivabene sieht nur etwas Gutes: "Obwohl die Autos stark beschädigt wurden, waren sie immer noch schnell genug. Das macht Mut für unser Heimspiel."

© sz.de/afp/dpa/getty/cdo
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