Formel 1:"Hoffentlich gewinnst du in diesem Jahr kein Rennen mehr"

Ein verstörendes Siegesritual, ein betender Lewis Hamilton, ein total bedienter Sebastian Vettel und ein ausgesperrter indischer Milliardär. Die Zylinderköpfe der Formel 1.

Von Elmar Brümmer, Sepang

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Lewis Hamilton

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Quelle: C. L. Donald Lim/AFP

Er stellte die Frage, welche höhere Macht in diesem Jahr verhindern will, dass er wieder Weltmeister wird. Er stellte sie an sein Mercedes-Team: "Von den vielen Motoren geht keiner kaputt, nur der des Nummer-Eins-Fahrers." Er kniete nach der Explosion des Silberpfeil-Triebwerks in der 41. Runde im Gras, und schien zu beten. Was soll man auch tun, souverän in Führung liegend ohne Schuld um die Rückkehr an die WM-Spitze gebracht zu werden. Der Brite schimpfte, klagte, zweifelte. Sein Teamchef Toto Wolff erteilte die Absolution: "Wenn einem das passiert, hat man das Recht alles zu sagen." Nach dem Rennen hielt Hamilton eine Ansprache vor Mechanikern und Ingenieuren in der Box, versicherte ihnen, dass er weiter Vertrauen und Hoffnung habe. Wolff beeindruckt: "So etwas schaffen nur die Größten." Sein Chauffeur sieht es als Prüfung für Geist und Willen: "...vergesst nicht, ich bin der Weltmeister!"

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Nico Rosberg

*** BESTPIX *** F1 Grand Prix of Malaysia

Quelle: Clive Rose

In der ersten Runde unverschuldet "von einem vierfachen Weltmeister torpediert", gegen den Verkehr stehend als Vorletzter, und am Ende doch noch als Dritter aufs Podium zu kommen, die WM-Führung auf 23 Punkte auszubauen - und das alles trotz zehn Strafsekunden für ein hartes Überholmanöver gegen Kimi Räikkönen. Sicher kein guter, aber auch kein ganz schlechter Tag für Nico Rosberg. Doch, widerspricht dieser, er sei hergekommen, um zum vierten Mal in Folge zu triumphieren. Er spürt schon wieder die Zweifel. Trotzdem lässt er sich nicht abbringen von seiner Marschroute, nicht über das Rennen hinaus zu denken. Keine Rechenspiele, wie viele zweite Plätze ihm jetzt wohl reichen könnten für seinen ersten Titelgewinn. Stattdessen eine Art Mitleid für den Rivalen: "Ich weiß, wie er sich fühlt, mir ging es 2014 auch so - am Boden zerstört. Aber Zeit heilt Wunden. Lewis ist in Top-Form, und er ist ein Kämpfer."

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Jenson Button

Malaysia Formula One Grand Pix

Quelle: dpa

Der Pavillon des McLaren-Rennstalls war zum englischen Pub umgebaut worden, es wurde Bier mit einem Knopf-Etikett (ja, Button!) ausgeschenkt. Nur noch zwei Monate, bis das Sabbatical des Branchen-Seniors beginnt. Aber der Anlass schon vor dem Hitze-Grand-Prix war das Erreichen einer seltenen Marke in der Formel 1 - das 300. Rennen des Briten. Zuvor hatten das nur Rubens Barrichello (322) und Michael Schumacher (305) geschafft. Das Triathlon-Gemüt des 36-Jährigen wurde zur Feier des Wochenendes mit zwei Punkten belohnt. Rang neun, das ist auch für einen Ex-Weltmeister schon was, denn der McLaren-Honda ist immer noch eine Art Prototyp. Anfänglich war Button sogar Vierter. Kollege Fernando Alonso (35) machte es noch ein bisschen besser - vom letzten Platz aus wurde er Siebter. Oldtimer in Form.

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Sebastian Vettel

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Quelle: AP

Aus nach der ersten Kurve. Zwei Strafpunkte in der Sünderkartei. Drei Startplätze zurückgestuft beim nächsten Rennen in Japan. Sebastian Vettel, eigentlich der Asien-König der Formel 1, hat ein Wochenende zum Vergessen hinter sich. Und sollte auch besser nicht in die Statistik gucken: 22 Grand Prix in Folge ohne Sieg, das hat es in der Karriere des Heppenheimers noch nie gegeben. Blieb nur die Entschuldigung bei Nico Rosberg, dass er ihm das Rennen durch die Kettenreaktion nach seinem Überholversuch gegen Max Verstappen kaputt gemacht hatte. Fast eine Kopie der Ereignisse vor ein paar Wochen in Spa. Und auch sonst wiederholt sich vieles auf der Dauer-Baustelle Ferrari: Die Roten sind tatsächlich derzeit nur die dritte Kraft der Königsklasse, Vettel reibt sich auf und ihm geht das Glück aus: "Es ist natürlich bitter. Das ist nicht das Rennen, das ich mir vorgestellt hatte."

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Daniel Ricciardo

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Quelle: AP

Zwei Jahre lang hat der Red-Bull-Pilot nicht gewonnen, und diese ewigen Energy drinks müssen ihm ziemlich auf sein sonniges Gemüt geschlagen haben. Denn wie der Australier den vierten Sieg seiner Karriere feierte, das hat man selbst bei Weltmeistern selten gesehen. Die fröhliche Podiumszeremonie endete damit, dass alle Beteiligten, auch sein Teamchef Christian Horner, den Schaumwein aus Ricciardos Rennschuh trinken mussten. Landsmann Mark Webber, früher Vettel-Gegenspieler, warf den Stiefel ins Publikum, Nico Rosberg verzog das Gesicht: "Hoffentlich gewinnst du in diesem Jahr kein Rennen mehr." Es war ein enorm wichtiger Erfolg für den 27-Jährigen, der schon in Monte Carlo dem Sieg so nahe war - und dann fehlten die richtigen Reifen an der Box: "Der Erfolg heute lässt das vergessen." Red Bull Racing ist immer da, wenn es einen Sieg von Mercedes abzustauben gilt.

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Max Verstappen

F1 Grand Prix of Malaysia - Qualifying

Quelle: Getty Images

Immer dann, wenn es ganz hart zugeht auf der Rennstrecke, kann Max Verstappen nicht weit sein. Der Niederländer ist zwar erst 19 Jahre alt (und das auch erst seit Freitag), aber er ist alles andere als ein Anfänger, was Überholmanöver angeht. Und er ist der, der am lautesten schreit, wenn er selbst mal härter angegangen wird. Über Sebastian Vettels Manöver klagt er: "Dieser verrückte Idiot." Vielleicht hat ihn das den zweiten Saisonsieg gekostet. Aber im Kampf um Platz zwei (als Hamilton noch im Rennen war) hatte er im vielleicht härtesten Duell des Rennens das Nachsehen gegen seinen Teamkollegen. "Das hat Spaß gemacht", gab der Ehrgeizling hinterher zu, "es war ein großer Kampf. Wir beide haben Respekt voreinander und uns genug Platz gelassen." Nachmessen möchte man diese Behauptung allerdings nicht.

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Vijay Mallya

File photo of Force India team principal Vijay Mallya waving in the paddock during the third practice session of the Indian F1 Grand Prix at the Buddh International Circuit in Greater Noida

Quelle: REUTERS

Er darf England immer noch nicht verlassen, weil Indien seinen Reisepass eingezogen hat. Aber all die (An-)Klagen hindern den Teamchef von Force India nicht, die Geschicke seines Rennstalls so nah zu verfolgen wie nur möglich. In seiner Villa in Großbritannien hat der 60-Jährige sich einen Kommandostand nachbauen lassen, mit allen Monitoren und Live-Zuschaltung in den Funkverkehr seines Rennstalls. Der ist neuerdings die vierte Kraft in der Formel 1, in einem erbitterten Duell gegen den Dinosaurier Williams - es geht dabei um eine zweistellige Millionensumme an Preisgeld. Momentan sind es drei Punkte Vorsprung, die Sergio Perez (Platz sechs) und der Emmericher Nico Hülkenberg (Achter) herausgefahren haben. Perez bekam nach dem Rennen die Bestätigung seines Arbeitsvertrages für 2017. Auch Hülkenberg will bleiben, falls das Renault-Werksteam ihn nicht doch noch abwerben kann.

© Sz.de/schm
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