Formel E:Heidfeld rast lieber durch Innenstädte

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"Trotz der Konkurrenz ist die Stimmung auch unter den Fahrern extrem gut": Nick Heidfeld (hier auf dem Stadtkurs in Buenos Aires) fühlt sich in der Formel E ganz wohl.

(Foto: imago/HochZwei)

Die große Formel 1 hat er verlassen - nun fährt Nick Heidfeld in der Formel E. Auf wesentlich attraktiveren Kursen, wie er findet.

Von Dominik Fürst

Nick Heidfeld wurde in seinem ersten Formel-E-Rennen erst mal durch die Luft geschleudert. Er lag auf Platz zwei im Stadtkurs von Peking, als er den Führenden Nicolas Prost überholen wollte. Doch Prost scherte aus, es krachte - und Heidfelds Bolide kam erst zum Stillstand, nachdem er sich abseits der Strecke mehrere Male überschlagen hatte. Ein unglücklicher Auftakt für Heidfeld und die Formel E - aber im Nachhinein kein böses Omen für die weitere Entwicklung der elektrischen Rennserie und ihren prominenten Fahrer.

Seit dem Crash sind mehr als zwei Jahre vergangen, die Formel E ist in ihre dritte Saison gestartet und Nick Heidfeld dreht immer noch seine Runden, inzwischen für den indischen Rennstall Mahindra. Zum Saisonauftakt in Hongkong im Oktober schaffte er es als Dritter aufs Podium, am vergangenen Wochenende wurde Heidfeld in Marrakesch Neunter. Was will der frühere Formel-1-Pilot noch erreichen? "Auf jeden Fall mehr als letzte Saison", sagt Heidfeld, der das vergangene Jahr als Zehnter abschloss, und es ist schließlich nie ein schlechter Rat, sich stetig in kleinen Schritten zu verbessern.

"Solange es mir Spaß macht, werde ich Rennen fahren"

Heidfeld, 39 ist kein Jungspund mehr. Vielmehr könnte er ohne schlechtes Gewissen allmählich sein Karriereende in Erwägung ziehen. Er hat dem Rennsport 33 Jahre seines Lebens geschenkt. Wer könnte nach so langer Zeit noch sagen, wo das Leben anfängt und wo der Rennsport aufhört? "Solange es mir Spaß macht, werde ich Rennen fahren", sagt Heidfeld, der mit dem tragikomischen Titel des Formel-1-Fahrers mit den meisten Podestplätzen leben muss, der nie ein Rennen gewonnen hat. Es waren 13.

Elf Jahre fuhr Nick Heidfeld in der Formel 1, er war bei sechs Rennställen unter Vertrag (Prost, Sauber, Jordan, Williams, Mercedes, Renault) und beendete seine Karriere dort nicht selbstbestimmt: 2011 wurde er einfach nicht mehr gebraucht. "Damals habe ich mir natürlich Gedanken für eine Zeit nach dem Rennsport machen müssen", sagt Heidfeld: "Aber ich bin dann schnell zu der Einsicht gekommen, dass das Feuer für den Motorsport zu sehr in mir brennt, um etwas anderes zu machen." Er fuhr dann in der Langstrecken-Weltmeisterschaft und in einer amerikanischen Rennserie, bevor er sich 2014 der Formel E und damit der Zukunft anschloss.

Als kürzlich auf deutschen Nachrichtenseiten vom "Audi-Beben" die Rede war, war das ein gutes Indiz für die wachsende Bedeutung der elektrischen Rennklasse. Da ging es nämlich nicht um gefälschte Abgaswerte des Autoherstellers aus Ingolstadt, sondern um dessen neue Motorsportstrategie - und die beinhaltet ein Werksteam in der elektrischen Rennserie. Auch BMW plant diesen Schritt, Ferrari hat zumindest laut darüber nachgedacht, während Renault und Jaguar schon dabei sind. "Das macht die Sache sportlich nicht einfacher, aber wir freuen uns alle darüber", sagt Heidfeld.

Drittes Saisonrennen in Buenos Aires

Er fährt nun seit zwei Jahren in einer Rennklasse, die sich zwar ganz der Nachhaltigkeit verschrieben hat, aber noch nicht das große Zuschauerinteresse genießt - nur 80 000 Leute verfolgten das Rennen in Marokko am Wochenende auf Eurosport. "Trotz der Konkurrenz ist die Stimmung auch unter den Fahrern extrem gut", erzählt Heidfeld. Man versuche eben, in der Formel E noch "an einem Strang zu ziehen". Wenn die Formel 1 ein riesiger Kuchen sei, von dem jeder ein Stück abhaben wolle, dann sei die Formel E eine kleine Torte, an der alle gemeinsam backen.

Diese Torte würde gerne irgendwann mal die Formel 1 als begehrteste Backware ablösen, woran auch Fahrer wie Nelson Piquet jr. und Nicolas Prost arbeiten, beide Söhne von Motorsport-Ikonen. Und auch Heidfeld genießt in der Spätphase seiner Karriere noch einmal die Aufmerksamkeit. Die Formel 1 sei immer noch die "Spitze des Motorsports", sagt er, aber die Formel E habe mit ihren in Innenstädten ausgetragenen Rennen die wesentlich attraktiveren Kurse. Es sei dort auch anspruchsvoller den Wagen zu manövrieren: "Wenn man da einen Fehler macht, ist man weg."

Heidfeld darf jetzt pausieren, das dritte Saisonrennen findet erst im Februar in Buenos Aires statt. Er findet das gar nicht schlecht, weil er Zeit mit der Familie (die Heidfelds leben in der Schweiz) und daheim im Fitnessstudio verbringen kann. Mittelfristig, sagt Heidfeld, will er den Titel in der Formel E gewinnen: "Ich habe bis jetzt noch nicht gespürt, dass meine Kräfte nachlassen."

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