Formel 1:Der Millionärssohn hat sich zum Weltmeister gearbeitet

F1 Grand Prix of Abu Dhabi

Nico Rosberg: In Abu Dhabi hat er sich den Kindheitstraum vom WM-Titel erfüllt

(Foto: Getty Images)

Nico Rosberg ließ sich auf seinem Weg zum WM-Titel in der Formel 1 nicht aus der Bahn werfen. Früh galt er als Hochbegabter, dann als zu nett, um der Beste zu sein. Der Eindruck täuschte.

Kommentar von René Hofmann

Nico Rosberg ist Formel-1-Weltmeister. Vor einigen Jahren wäre diese Nachricht keine Überraschung gewesen. Als Rosbergs Karriere in der höchsten Kategorie des Motorsports 2006 begann, galt er als Hochbegabter. Außergewöhnlich jung, schlau genug für ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik, geschickt gemanagt von seinem Vater Keke Rosberg, der es 1982 mit nur einem Saisonsieg zum Titel geschafft hatte. Der Finne baute seinen in Wiesbaden geborenen und in Monaco aufgewachsenen Sohn als potenziellen Nachfolger des deutschen Serien-Weltmeisters Michael Schumacher auf. Rosberg sollte als nächster Motorsport-Held für die Autobauernation bereitstehen.

Gekommen ist es dann etwas anders. Neuer Serien-Champion wurde ein anderer Deutscher: Sebastian Vettel. Rosberg musste sich im Mittelfeld anstellen, und just, als er 2009 als Aushängeschild des Mercedes-Werksteams ausgeguckt war, wurde ihm Michael Schumacher als Teamkollege vor die Nase gesetzt. Der 41 Jahre alte Rückkehrer überstrahlte den 15 Jahre jüngeren - nicht mit seinen Ergebnissen in dem noch-nicht-siegfähigen Auto, sondern mit seinem Status. Rosberg wurde in den Windschatten gestellt.

Als Schumacher seinen Platz räumte und der Silberpfeil siegfähig war, wurde Rosberg erneut ein anderer Champion als Teamkollege präsentiert: Lewis Hamilton. Der Brite fuhr zweimal an Rosberg vorbei zum Titel und demütigte den Teamrivalen dabei mehr als einmal. Spätestens da galt Rosberg nicht mehr als Hochbegabter; sein Ruf war gekippt. Er galt als zu weich, zu nett, zu wohlerzogen, um in dem gnadenlosen Wettbewerb tatsächlich einmal als Bester gefeiert zu werden. Der Eindruck aber trog.

Rosberg wehten die Titel keineswegs zu wie den Arbeiterkindern Schumacher und Vettel, er - der Millionärssohn - erarbeitete sich den Lohn ausdauernd. Er ließ sich von keinem noch so harten Schlag aus der Bahn werfen. Den Titel 2016 hat er sich so wahrlich verdient, vor allem mit seinem Beharrungsvermögen und seinem Ehrgeiz. Dass es auf der Zielgerade noch einmal eng wurde und Hamilton mit etlichen Siegen noch einmal aufschließen konnte, nimmt Rosbergs Kür nur wenig Glanz: Im Schlussspurt im Zweifel auf Nummer sicher zu gehen, war einfach nur klug. Es stimmt: Hamilton hatte mit einigen technischen Problemen zu kämpfen. Aber auch das ficht Rosbergs Leistung nicht wirklich an. In den vergangenen Jahren hatte auch er Technik-Pech. Beschwert hat er sich darüber so gut wie nie.

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