Formel 1: Zwölf Zylinder:Mit CD-Player und Knochen

Sebastian Vettel kann sich neues Spielzeug einbauen lassen, Michael Schumacher könnte ein Rennen gewinnen, Nick Heidfeld fühlt sich wie ein glücklicher Hund und ein Kollege verliert sein Lenkrad. Die Protagonisten von Sepang.

Jürgen Schmieder

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Sebastian Vettel

Malaysian F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel kann sich neues Spielzeug einbauen lassen, Michael Schumacher könnte ein Rennen gewinnen, Nick Heidfeld fühlt sich wie ein glücklicher Hund und ein Kollege verliert sein Lenkrad. Die Protagonisten von Sepang. Text: Jürgen Schmieder

Sebastian Vettel

Dürfte ein wenig ungehalten sein über seine Ingenieure, weil die vergessen hatten, ein wichtiges Instrument einzubauen: nicht den Knopf für Kers (den benötigte er erneut nicht), sondern einen CD-Player. Dominierte das gesamte Wochenende wie schon vor 14 Tagen in Melbourne und fuhr das Rennen so souverän, als würde er mit seinem Dienstwagen "Kinky Kylie" einen Sonntagsausflug zum Starnberger See machen. Sagte nach dem Rennen zu seinen Ingenieuren: "Phantastisch! Es ist jedes Wochenende ein Vergnügen, mit euch zusammenzuarbeiten!" Wird die Sache mit dem CD-Player wohl erst später ansprechen.

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Jenson Button

Malaysia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Bezeichnete das Rennen in Sepang als "extrem verwirrend" - was weder an der Streckenführung noch an der Hitze lag, sondern vielmehr an den Reifen, die ihm jeweils ans Auto montiert worden waren. Erwischte einen tollen Start, musste dann jedoch reifenschonend fahren. Durfte anschließend angreifen, um wenig später wieder die Anweisung zu bekommen, er möge doch bitte wieder auf die Pneus aufpassen. "Ich hatte dennoch viel Spaß", sagte er hinterher. Kein Wunder, er schaffte Platz zwei und schob sich damit in der WM-Wertung an Teamkollege Lewis Hamilton vorbei.

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Nick Heidfeld

Malaysian F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Hatte nach dem Rennen in Australien ausgesehen wie ein kleiner Hund, dem man den Knochen weggenommen hatte - weil an diesem Wochenende quasi alles schief gelaufen war, was an einem Wochenende schief laufen kann. Sah nach dem Rennen am Sonntag aus wie ein Hund, der den saftigsten Knochen der Welt zugeworfen bekommen hat. Schaffte von Platz sechs aus einen unglaublichen Start, überholte kurz vor Rennende Lewis Hamilton und verteidigte den dritten Platz aggressiv und gekonnt gegen Mark Webber. Zeigte, dass Renault ein formidables Auto gebaut hat in dieser Saison - und stellte unter Beweis, dass er auch formidabel damit umgehen kann.

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Mark Webber

Malaysia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Es genügt wohl, ihm die WM-Fahrerwertung vorzulesen, um einen Tobsuchtsanfall zu provozieren: Experten und Verantwortliche übertreffen sich derzeit darin, Superlative für die Stärke des Red-Bull-Rennwagens zu finden. Wenn ein Fahrer dann mit diesem offensichtlich überragenden Auto nur auf Platz vier liegt und es ihm nicht gelingt, am Ende Nick Heidfeld zu überholen, obwohl dessen Reifen "über der Klippe" (Red-Bull-Teamchef Christian Horner im Boxenfunk) waren, dann muss er sich Gedanken machen. Hatte einen schrecklichen Start, kämpfte sich dann heran, fuhr jedoch erneut nicht aufs Podium. Es könnte tatsächlich sein, dass er nur dann aufs Treppchen darf, wenn jemand ein fünfstöckiges Podium baut.

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Felipe Massa

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Quelle: AFP

Erlebte kurz vor dem Ende des Rennens eine unglaubliche Szene: Er lag auf Platz fünf, sein Teamkollege Fernando Alonso war weniger als zwei Sekunden hinter ihm. Gewöhnlich kommt in diesem Moment nicht Kers oder ein verstellbarer Heckflügel zum Einsatz, sondern der Boxenfunk der Ferrari-Crew. Dann hört Massa einen Satz wie: "Lass' den Fernando mal vorbei!" Auch durch intensivste Recherchen war nicht eindeutig festzustellen, ob Massa ein paar Freudentränen nach dem Überqueren der Ziellinie vergossen hat.

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Fernando Alonso

Malaysian F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Kollidierte in der 45. Runde mit Lewis Hamilton (siehe Hamilton), konnte jedoch weiterfahren. Durfte in der letzten Runde seinen Teamkollegen Felipe Massa (siehe Massa) nicht überholen. Kam deshalb als Sechster ins Ziel und verlor damit weitere Punkte auf den WM-Führenden Sebastian Vettel. Hatte vor dem Rennen angegeben, völlig im Soll zu liegen, weil ein Pilot durchschnittlich zwölf Punkte holen müsse, um Weltmeister zu werden. Hat nun 20 Punkte, was einem Schnitt von zehn entspricht. Zum Vergleich: Der Punkteschnitt von Vettel liegt bei 25. "Ich sehe das Rennen nicht so negativ, wir sind definitiv konkurrenzfähig. Ich verlasse Sepang glücklicher als Australien", sagte Alonso nach dem Rennen. Bekam nach dem Rennen noch eine Strafe aufgebrummt - die jedoch keine Auswirkungen auf das Rennergebnis hatte.

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Lewis Hamilton

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Quelle: AFP

Lieferte sich im 45. Umlauf ein Duell mit Fernando Alonso, das sich ungefähr so beschreiben lässt: Alonso wurde plötzlich sehr schnell, Hamilton plötzlich sehr langsam. Der Ferrari touchierte den McLaren und es sah ein wenig so aus wie die Kollision zwischen dem damaligen Ferrari-Piloten Michael Schumacher und dem damaligen McLaren-Fahrer David Coulthard beim Großen Preis von Belgien im Jahr 1998. Hamilton konnte weiterfahren, hatte später jedoch derart große Probleme mit seinen Reifen, dass er kurz vor dem Ende nochmals an die Box musste und am Ende nur Platz sieben erreichte. Schien unschuldig zu sein am misslungenen Wochenende. Wurde nach dem Rennen noch einen Platz zurückgestuft, weil er offenbar während des Rennens zu oft die Spur gewechselt hatte. Konnte am Ende also doch noch etwas für dieses eher misslungene Wochenende - was ihm aber eher egal war: "So, wie dieses Wochenende gelaufen ist, fühle ich mich deswegen auch nicht schlechter."

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Witali Petrow

Renault's Petrov talks to crew members before the Malaysian F1 Grand Prix at Sepang circuit outside Kuala Lumpur

Quelle: REUTERS

Erlebte kurz vor dem Ende des Rennens die Horrorvorstellung eines jeden Autofahrers: Verlor sein Lenkrad, nachdem er über einen Hubbel gefahren war. Flog kurzzeitig durch die Luft, was seine Kollegen mit den Worten "schrecklich" und "schlimm" bezeichneten. Petrow reagierte wie gewohnt auf die extreme Situation mit dem Lenkrad-Verlust: "Das war nicht weiter erschreckend." Konnte keine Punkte erreichen, sondern musste zusehen, wie Kollege Nick Heidfeld auf den dritten Rang fuhr. Bestätigte zuvor seinen guten Eindruck vom ersten Rennen in Australien und dürfte nun über den Vorwurf erhaben sein, nur aufgrund von Sponsorengeld ein Cockpit in der Formel 1 besetzen zu dürfen.

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Michael Schumacher

Formel 1 - GP Malaysia - Schumacher

Quelle: dpa

Hatte in einem SZ-Interview vor der Saison erklärt, dass er in dieser Saison Siege für möglich hält. Durfte an diesem Wochenende erleben, dass er mit dieser Aussage durchaus richtig gelegen hatte. Siege für Mercedes sind möglich - jedoch nur, wenn beide Red-Bull-Piloten ausfallen, beide McLaren-Dienstwagen stehen bleiben, bei beiden Renault-Autos Probleme auftreten und beide Ferrari-Fahrer Mist bauen. Wenn das passiert, dann könnte sich Schumacher mit Sauber-Pilot Kamui Kobayashi und Force-India-Fahrer Paul di Resta ein Duell um den Sieg liefern. Das ist jedoch ungefähr so wahrscheinlich wie ein CD-Player im Dienstwagen von Sebastian Vettel, deshalb sagt Schumacher: "Wir sind nicht da, wo wir sein wollen." Heißt übersetzt: Wir sind überhaupt nicht da, wo wir sein wollen.

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Nico Rosberg

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Quelle: AP

"Ich hatte einen schlechten Start, was an der Einstellung der Kupplung lag", sagte Rosberg nach dem Grand Prix. "Dann hat uns auch im Rennen der Speed gefehlt." Das bedeutet: Der Sonntag lief für Rosberg genau so, wie er nicht laufen sollte. Nach Platz neun im Qualifying fiel Rosberg auf den zwölften Platz zurück. "Wir müssen nun genau analysieren, was da schief gelaufen ist. Es ist definitiv schwieriger als erwartet." Heißt übersetzt: Was für ein Fehlstart in diese Saison!

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Adrian Sutil

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Quelle: AFP

Verlor wie schon in Australien das Qualifying-Duell gegen Teamkollege Paul di Resta. Erlebte dann einen relativ ruhigen Grand Prix, in dem er auf den elften Platz fuhr. Das war ihm auch schon in Australien gelungen, da allerdings wurden noch zwei Autos disqualifiziert und Sutil bekam zwei WM-Punkte. Nach diesem Rennen hatten die Kommissare nichts zu beanstanden, weshalb Sutil ein punkteloses Wochenende erlebte, während Kollege di Resta erneut einen Punkt mitnahm.

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Formel 1: Zwölf Zylinder:Colin Kolles

Renault's Boullier, Mercedes's Brawn, HRT's Kolles, Pirelli's Hembery, Sauber's Kaltenborn and Red Bull's Horner address a news conference during the Malaysian F1 Grand Prix at Sepang circuit outside Kuala Lumpur

Quelle: REUTERS

Hat wahrscheinlich das sonnigste Gemüt der Formel 1. Muss als Teamchef von Hispania Racing jede Woche erklären, warum das Auto derart langsam ist: "Angesichts der knappen Zeit haben wir einen phantastischen Job gemacht!" Muss aber auch erklären, warum er daran glaubt, dass es künftig besser laufen könnte: "Wir machen weiterhin einen phantastischen Job, dann wird es besser!" Konnte im Gegensatz zum Australien-Wochenende - dort waren die Autos zu langsam, um am Rennen teilnehmen zu dürfen - einen Fortschritt feststellen: Beide Piloten durften mitfahren. Karthikeyan schied in der 14. Runde aus, Liuzzi schaffte es immerhin bis zum 46. Umlauf. So gesehen dürfte Kolles (hinten r.) zufrieden sein und bald wieder von einem "phantastischen Job des Teams" sprechen.

© sueddeutsche.de/jbe
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