Formel 1: Zehn Zylinder:"Wir haben Mantel, Schirm und Regenreifen"

Beim Großen Preis von Kanada agiert Sebastian Vettel bis zur letzten Runde wie ein Regenkönig, Jenson Button erlebt einen kuriosen Arbeitstag, Adrian Sutil sieht hingegen aus wie ein Balletttänzer. Und Sängerin Rihanna? Die legt ihren größten Hit wieder auf.

Jonas Beckenkamp

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Formel 1: Zehn Zylinder:Jenson Button

Jenson Button

Quelle: AP

Sebastian Vettel agiert bis zur letzten Runde wie ein Regenkönig, Jenson Button erlebt einen kuriosen Arbeitstag, Adrian Sutil sieht aus wie ein Balletttänzer. Und Sängerin Rihanna? Die legt ihren größten Hit wieder auf.

Zischte nach dem Unfall mit Teamkollege Lewis Hamilton ein "What is he doing?" durch den Boxenfunk. Konnte seinen Landsmann nicht sehen, da der aus spitzem Winkel von hinten angerauscht kam. War danach der Erste in der Box, wo er sich einen Satz Intermediate-Reifen verpassen ließ und damit einen Trend setzte - bis es gleich danach wieder anfing zu schütten und der Trend dahin war. Wechselte an diesem Tag so oft die Reifen wie ein Postbote die Straßenseite. Konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass er nach dem Restart auch noch Fernando Alonso ins Aus bugsieren sollte, dass Sebastian Vettel sich noch einmal drehen würde und Button selbst trotz sechs Boxenstopps noch zum Sieg fliegen würde. Was für ein kurioser Arbeitstag.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Sebastian Vettel

Canadian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Überraschte vor dem Rennen mit einer wahren Witzoffensive. Sein idealer Teamkollege? "Dirk Nowitzki - der ist so groß, dass er nicht mal ins Auto passt. Das wäre ein Gegner weniger." Maßnahmen gegen den kanadischen Regen? "Wir haben Regenreifen, und ich habe einen Mantel und einen Schirm dabei." Vielleicht war es doch etwas früh für solche Gewinnersprüche: Hatte den Sieg im Chaosrennen eigentlich schon in der Tasche seines Regenmantels, doch ein kleiner Dreher kurz vor Schluss kostete ihn schließlich die Einstellung des Startrekords mit sechs Siegen in sieben Rennen. Dennoch hervorragender Zweiter.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Mark Webber

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Quelle: AP

Hatte vor dem Rennen bei Red-Bull-Teamchef Christian Horner wegen einer Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages nachgefragt und vom Briten zumindest keine kategorische Absage erhalten. Schien zeigen zu wollen, dass er sein Geld wert ist. Kämpfte sich durch die Wolkenbrüche, widerstand den Angriffen der nah auffahrenden Konkurrenz und profitierte gegen Ende des Rennens von den zahlreichen Ausfällen. Lieferte sich einen sehenswerten Dreikampf mit Button und Schumacher, den er nach einer unfairen Attacke sogar noch einmal passieren ließ. Zog dann aber doch am Deutschen vorbei und freute sich letztlich über Platz drei. Für die Vertragsverlängerung kein schlechtes Argument.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Michael Schumacher

Michael Schumacher

Quelle: AP

Trauerte im Schmuddelwetter-Chaos zunächst seinen großen Zeiten als "Regenkönig" nach. Realisierte dann, dass er einfach nur angreifen muss. Ganz wie früher. Überholte nach der Unterbrechung beinahe im Minutentakt seine Konkurrenten - bewies dann sein immer noch meisterliches Näschen, als er - ällerbätsch - an den beiden Streithanseln Massa und Kobayashi vorbeizog und es hieß: Vettel vor Schumacher!!! Fuhr das stärkste Rennen seit seinem Comeback, auch weil er viel riskierte. Wurde für seinen Mut belohnt und bescherte den Zuschauern einen sehenswerten Schluss-Dreikampf mit Webber und Button.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Rihanna

Canadian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Gab am Rennwochenende ein Konzert in Montreal, das sich sogar Sebastian Vettels Freundin Daniela und sein Vater Norbert nicht nehmen lassen wollten. Stammt ursprünglich aus dem Inselparadies Barbados und stakste daher ziemlich unbeholfen durch die überflutete Boxengasse. Bekam dank ausgefeilter Schuhtechnik zumindest keine nassen Socken und behielt stets ihre regensichere Sonnenbrille auf. War wegen der Wetterverhältnisse der eigentliche Heilsbringer des Wochenendes. Ihr größter Hit: "Under my umbrella."

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Formel 1: Zehn Zylinder:Heiko Wasser

Heiko Wasser Formel 1

Quelle: imago sportfotodienst

Der RTL-Kommentator (links im Bild) stand mit seinem Namen stellvertretend für die große Sintflut des Renntages. Gilt seit Jahren als die bekannteste deutsche TV-Stimme (was die Formel 1 betrifft). Geht jedoch seit geraumer Zeit sonntagabends bei Vox fremd, wo er in der Sendung "Kocharena" seinem ebenfalls untreuen RTL-Kollegen Florian König als Publikums-Sidekick dient. Zeigte in der Moderation des Qualifyings am Samstag, dass sein Herz wohl doch eher am Rennsport hängt als am Küchenzauber. "Morgen kein Krimi, keine Kochshows, sondern Formel 1", rief er ins Mikrophon - immerhin: Die Nummer seines Lieblings-Lieferservice behielt er für sich.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Lewis Hamilton

F1 Canadian GP Auto Racing

Quelle: dapd

Schob bereits nach dem verpatzten Qualifying mächtig Frust ("Woran's lag? Keine Ahnung, wenn ich das nur wüsste."). Galt wegen der von den McLarens bevorzugten nassen Fahrbahn zu Rennbeginn dennoch als Geheimfavorit. Machte im allgemeinen Herumrutschen beim Start die schlechteste Figur: Wurde untersuchungswürdig von Webber abgedrängt, drehte sich, schlitterte dann über die feuchte Piste wie eine A-Klasse beim Elchtest - und versuchte kurz darauf zu viel im Duell gegen Button, als er sich einfach vorbeiquetschen wollte. Avancierte damit frustriert dreinschauend zum bestbezahlten Zuseher des Rennens und sagte später über die Szene mit seinem Teamkollegen: "Er hat mir keinen Raum gelassen." Durfte zum Trost in der Regenpause mit Rihanna plaudern.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Fernando Alonso

Fernando Alonso

Quelle: AP

Befand sich zunächst in aussichtsreicher Position, da er von Startplatz zwei ins Rennen ging und überstand auch das Regenchaos unbeschadet - dann kam Jenson Button. Kollidierte im Zuge einer nach-sintflutlichen Rangelei in einer engen Kurve mit dem Briten, drehte sich in seinem feuerroten Ferrari und konnte nicht mehr weiterfahren. Alonsos Blick verriet eine noch größere Fassungslosigkeit als sie bei Hamilton zu beobachten war. Einziger Trost für ihn: Das nächste Rennen findet in seiner Heimat Spanien statt. Vermutlich regenfrei.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Nick Heidfeld

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Quelle: AFP

War bis zu diesem Rennen ohne Ausfall geblieben und hatte damit den Spitznamen "Mister Superkonstant" ergattert. Lag auch dieses Mal wieder auf Zielkurs, sogar an vielversprechender Stelle. Fand dann urplötzlich Kobayashis Sauber vor sich, der so langsam dahinzockelte, dass Heidfeld ungeduldig wurde. Statt ihn zu überholen, rammte er den Japaner und zerstörte dabei seinen eigenen Frontflügel. Stolperte einige Meter später mit seinem Rennwagen über das abfallende Teil wie ein Radfahrer über den Bordstein. Trudelte zum Glück geradewegs in eine ruhige Landzunge auf der Île Notre-Dame.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Adrial Sutil

Canadian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

War erneut in der zweiten Quali-Runde ausgeschieden - und damit zum vierten Mal in sieben Rennen langsamer als Teamkollege Paul Di Resta. Zog sich dann in der Regenpause lustige Gummiüberzieher über die Rennsohlen, sah damit aus wie ein Balletttänzer im Rennoverall. Stach so zumindest schuhtechnisch seinen Stall-Konkurrenten aus, der als wahrer Brite aber nasse Füße ohnehin gewohnt sein dürfte. Bekam es dann mit der Rennkommission zu tun, weil er während der Safety-Car-Phase verbotenerweise überholt hatte. Machte es kurz vor Schluss wie im Qualifying: Er schied aus.

© sueddeutsche.de/jbe/ebc
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