Süddeutsche Zeitung

Formel 1:Wie das Jahr, so der Meister

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Mit dem Triumph von Jenson Button endet eine chaotische Formel-1-Saison mit schweren Verletzungen, Sperren, dem Abschied von BMW und dem Aufstieg eines Deutschen.

René Hofmann

Wer zu Saisonbeginn auf Jenson Button als Formel-1-Weltmeister tippte, musste sich Fragen gefallen lassen. Button? Das ewige Talent? Button? Der Playboy? Button? Der ewige Pechvogel bei der Wahl seiner Arbeitgeber? Der japanische Honda-Konzern hatte sich im Winter zurückgezogen, der einstige Ferrari-Technikchef Ross Brawn übernahm das Team.

Brawn gilt als Technik-Guru und Strategie-Fuchs, aber den ganz große Wurf beim ersten Versuch ohne einen großen Autohersteller im Rücken hatte ihm kaum jemand zugetraut. Dieser Entwurf aber ist ihm gelungen: Dank des umstrittenen Doppeldiffusors - der das Auto besser an der Straße kleben lässt - gewann Button sechs der ersten sieben Rennen. Danach verwaltete er seinen Vorsprung ins Ziel. "Well done!", sagen sie dazu in seiner Heimat England.

Buttons Triumph passt zu einer Saison, in der Überraschendes passierte. Der Brasilianer Felipe Massa stirbt fast, als ihm in Ungarn bei Vollgas-Tempo eine Dämpferfeder gegen den Helm prallt. Michael Schumacher will für ihn einspringen, muss das Comeback aber absagen, weil sein Nacken streikt. So kommt heraus, dass der Serienweltmeister im Winter bei einem Motorradsturz selbst fast sein Leben verlor.

Ein turbulentes Jahr

Renault-Teamchef Flavio Briatore wird lebenslang aus der Formel 1 verbannt, weil er 2008 in Singapur seinen Piloten Nelsinho Piquet zu einem taktischen Unfall angestiftet hatte. Der Konzern BMW steigt aus der Formel 1 aus und engagiert Joschka Fischer als Berater. Im Streit um Regelfragen droht Ferrari zwischenzeitlich mit dem Ausstieg und einer Konkurrenzserie. Wer ein ähnlich turbulentes Formel-1-Jahr finden will, muss weit zurückblättern.

Button hat den Titel verdient gewonnen. Es war ein packender sportlicher Wettstreit, und Button war nicht der Einzige, dem sich die Chance bot. Sein Teamkollege Rubens Barrichello verlor, weil er sich auch im Alter von 37 Jahren treu blieb: Er merkte zu spät, was möglich war. Sebastian Vettel hätte zum bislang jüngsten Formel-1-Weltmeister aufsteigen können. Sein Auto war dafür gut genug, doch dem 22-Jährigen und seinem im Titelkampf ungeübten Red-Bull-Team unterliefen zu viele Anfängerfehler. Vettels Potential blitzte auf, aber es glänzte noch nicht durchgehend. Nach dieser Saison muss er trotzdem als einer der Favoriten für die nächste gelten.

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SZ vom 19.10.2009/jbe
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