Hausfrieden, Seelenfrieden, gern auch Teamräson. Man kann es nennen, wie man will. Bei Ferrari ist in Shanghai nicht nur technisch, strategisch und sportlich vieles nicht rund gelaufen, die Stallorder hat auch jedweden Frieden gestört, und wie es um die Räson bestellt ist, werden die nächsten Wochen zeigen. Mattia Binotto, der neue Chef der Scuderia, hat über den Winter einen Antriebsstrang bauen lassen, der 40 mehr PS haben soll als der vom bisherigen Primus Mercedes. Aber die ersten drei Rennen, bei denen Rot jeweils Favorit war, endeten mit Doppelerfolgen der Silberpfeile. Binotto sah man nicht öffentlich toben, aber er soll das ganz gut beherrschen - intern. Der in der Schweiz geborene Ingenieur gibt sich gelassen, aber das kann er kaum sein. Druck auf das Team, das bedeutet automatisch Druck auf ihn. Er befehligt schließlich das rasende National-Heiligtum. Die Szene in der elften Runde, in der Leclerc Vettel vorbeiziehen lasse musste und die ihm das alles eingebrockt hat, verteidigte er natürlich. "An dem Punkt des Rennens mussten wir versuchen, Sebastian eine bessere Chance zu geben. Es war eine Entscheidung für das Team, nicht für einen Fahrer. Aber ich verstehe und akzeptiere, dass Charles sauer ist."