Formel 1:Tendenz Bottas

Australian F1 Grand Prix - Practice

Müsste zunächst vom Williams-Team abgeworben werden: Valtteri Bottas, 27, beendete die Saison als Achter.

(Foto: Lars Baron/Getty Images)

Vieles deutet darauf hin, dass der Finne das Mercedes-Cockpit von Weltmeister Rosberg übernimmt. Der ebenfalls als Kandidat gehandelte Pascal Wehrlein wird wohl zu Sauber wechseln - und viel mehr geeignete Piloten gibt es nicht mehr.

Von Elmar Brümmer

Es ist in jedem Fall eine Beförderung, die dem Mercedes-Junior Pascal Wehrlein ins Haus steht. Auch wenn der 22 Jahre alte deutsche Formel-1-Rennfahrer aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Nachfolger des zurückgetretenen Weltmeisters Nico Rosberg wird, kann er weiter in der Königsklasse bleiben: nach Meldungen gewöhnlich gut unterrichteter britischer Motorsportportale wird der ehemalige DTM-Champion künftig für den Sauber-Rennstall an den Start gehen, der von Michael Schumacher zu Sportwagenzeiten angefangen über Heinz-Harald Frentzen, Nick Heidfeld, Nico Hülkenberg und Adrian Sutil eine Vorliebe für deutsche Rennfahrer hat. Das Schweizer Traditionsteam wurde von schwedischen Investoren aus der Finanzkrise befreit und rangierte mit zwei WM-Punkten auf dem zehnten Platz der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft.

Pascal Wehrlein wird wohl zu Sauber wechseln

Wehrleins bisheriger Arbeitgeber, der britische Privatrennstall Manor Racing, schloss die Saison als Elfter mit nur einem Zähler und null Preisgeldanspruch ab. Den Ehrenpunkt hatte Wehrlein in seiner Debütsaison beim WM-Lauf in Österreich herausgefahren. Ansonsten erlebte er ein durchwachsenes Lehrjahr und musste sich am Ende auch den Attacken des zweiten bei Manor geparkten Mercedes-Talents Esteban Ocon erwehren, den viele stärker einschätzen und der künftig für Force India fahren wird. Auch die Beförderung, die sich Wehrlein erhofft hatte, hat sich zerschlagen, Mercedes-Sportchef Toto Wolff hält den jungen Mann aus Sigmaringen für noch nicht gefestigt genug. Als "Chance" hatte Wehrlein seine Ausbildung bei Manor verstanden, wusste aber auch: "Bei einem Team, das ganz hinten fährt, ist es schwierig, aufzufallen." Es ist ein harter Rennfahreralltag, mit schlechterem Material seine Fähigkeiten unter Beweis stellen zu müssen. Weshalb er nach Rosbergs urplötzlicher Demission natürlich sofort erklärt hatte, dass er bereit sei für die Aufgabe. In der Tat war Wehrlein zunächst, nachdem sich bei den Topfahrern keine Möglichkeit für eine Rosberg-Nachfolge zu ergeben schien, der Favorit auf den Posten, den wohl fast alle Formel-1-Fahrer herbeisehnen. Die bereits weit fortgeschrittenen Verhandlungen zwischen Wolff und Sauber-Managerin Monisha Kaltenborn wurden Anfang Dezember schon gestoppt.

Doch Wehrlein scheint schnell wieder von der Ersatzliste für Rosberg gestrichen worden zu sein, Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda teilte wohl die Bedenken Wolffs. Die beiden Österreicher, denen auch persönlich Anteile an dem Werksrennstall gehören, der zum dritten Mal in Serie Fahrer- und Konstrukteurstitel einfuhr, waren bei der Suche nach einem gerade angesichts des neuen technischen Reglements für 2017 erfahrenen Piloten auf eine Möglichkeit gestoßen, den Finnen Valtteri Bottas beim Williams-Team loszueisen.

Vom Heimaturlaub auf der Insel Mauritius, woher Wehrleins Mutter stammt, verabschiedete sich das Talent Anfang der Woche mit einer Kampfansage Richtung Europa: "Jetzt voller Fokus auf die Saison" - samt einem angespannten Bizeps. Am Dienstagmorgen geisterte kurz auch eine Bestätigung des Transfers durch die sozialen Netzwerke, doch offiziell ist immer noch nichts. Die undementierte Verbindung Sauber-Wehrlein deutet freilich darauf hin, dass der eigentliche Transfer kurz bevorsteht, von dem die Vergabe des letzten Cockpits bei den Schweizern wie auch die Besetzung der beiden Manor-Rennwagen (vermutlich mit Bezahlfahrern) abhängig ist. Täglich, wenn nicht stündlich ist zu erwarten, dass der Finne Bottas gegen eine großzügige Ablöse von Williams zu Mercedes wechselt, und der Brasilianer Felipe Massa von seinem Rücktritt zurücktritt und bei den Briten weiterfahren wird. Dann darf auch der Umzug Wehrleins ins Zürcher Oberland bestätigt werden. Für ihn ist die kleine Lösung eine große Chance, sich richtig in der Formel 1 zu etablieren - denn Ende der Saison 2017 ist mit noch größeren Fahrertauschgeschäften zu rechnen.

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