Formel 1: Technische Neuerungen:Bunte Autos, bunte Knöpfe

Vor dem Start in die Saison wurde viel von den neuen Techniken gesprochen - Gutes wie Mahnendes war zu hören. Das Debüt hat gezeigt, dass nur eines gewiss ist: die Rennerei wird mit den Spielereien noch komplizierter.

René Hofmann

Die Erwartungen waren hoch gewesen, denn für die neue Saison hatte die Formel1 viel versprochen. Eine Runderneuerung der Regeln sollte mehr Überholmanöver bringen, mehr Spannung, mehr Action. Schon nach dem ersten Rennen aber zeichnet sich ab: Die großspurigen Ankündigungen kann die Rennserie nicht einhalten, wirklich dramatische Auswirkungen haben die Neuerungen nicht.

Zwei neue Knöpfe am Lenkrad bringen den Fahrern zwei neue technische Möglichkeiten. Kommt einer einem Rivalen bis auf eine Sekunde nahe, darf er am Ende der Start- und Zielgeraden den Heckflügel flachstellen. Drag Reduction System heißt die Technik (DRS), die den Rennwagen ebenso um einige km/h schneller macht wie die gut 80 zusätzlichen PS, die diejenigen mit einem Fingerdruck abrufen können, die das Bremsenergie-Rückgewinnungs-System Kers an Bord haben. Viel wurde vor dem Start über die neuen Techniken gesagt, Gutes wie Mahnendes. Das Debüt hat gezeigt: Gewiss ist nur eines - die Rennerei wird mit den Spielereien noch komplizierter.

Zu den vielen bunten Autos bekommt der Zuschauer am Fernsehen nun noch eine Menge bunter Grafiken gezeigt, die ihm erzählen sollen, welcher Fahrer wann welchen Knopf drücken darf. Weil die Autos aber mit einem so halsbrecherischen Tempo dahinjagen, geht das so schnell, dass kaum einer mitkommt. Auch die Fahrer geraten bei all den Möglichkeiten, die sich bieten, gelegentlich durcheinander.

Der Russe Witali Petrow, in Melbourne Dritter, fühlt sich, als solle er "gleichzeitig Spiegeleier braten, telefonieren und die Schuhe zubinden". Für den Japaner Kamui Kobayashi ist die Arbeit am Lenkrad "wie Schreiben auf dem Laptop". Adrian Sutil drehte sich in der Qualifikation auf der Start- und Zielgeraden spektakulär, weil er die beiden Knöpfe einmal etwas zu früh drückte und sein Force India aus der Balance geriet.

Und beim Team Sauber verkalkulierten sich die Ingenieure bei der Konstruktion des neuen Heckflügels um einige Millimeter, so dass ihre Autos disqualifiziert wurden, nachdem sie die bemerkenswerten Plätze sieben und acht belegt hatten.

Die Neuerungen zeigen also durchaus Wirkung, revolutioniert haben sie den Sport nicht: Sebastian Vettel eilte sogar ohne die Kraft, die aus der Bremsenergie kommt, zu einem ungefährdeten Erfolg. Und Lewis Hamilton, der Zweite, bekannte im Ziel: "Den Heckflügel habe ich einmal flach gestellt. Einen großen Unterschied hat das nicht gemacht." All die neuen Knöpfe werden wohl an den alten Vorfahrtsregeln in der Formel1 nichts ändern.

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