Suzuka ist seine Lieblingsstrecke, und am Sonntagmorgen hat sich der Heppenheimer noch einmal frisch verliebt, mit einer Traumrunde, die sich für ihn anfühlte, "als sei ich geflogen". Einmal nur kurz stand er auf der Bremse, dann war sie endlich da, die zweite Pole-Position der Saison, mit der er den Fluch von neun Qualifikationsniederlagen in Folge gegen Charles Leclerc brechen konnte. Suzuka ist aber auch eine Berg- und Talbahn, was wunderbar zu dem passt, was drei Stunden nach dem Qualifying passierte: Fast ein Frühstart, auf jeden Fall ein Fehlstart. Einmal gezuckt, schon war der Schwung dahin, Rennsieger Bottas auf und davon. "Mein Fehler", sagt Vettel, der am Ende sein Heil in der Verteidigung suchen musste. Wie er mit dem Ferrari den schnelleren Silberpfeil von Lewis Hamilton auf Kampflinie acht Runden lang abwehrte, das war höchste Fahrkunst. Und ein klares Indiz dafür, dass der vierfache Weltmeister mit seinem Traum vom Titel in Rot noch nicht abgeschlossen hat. Vor dem 17. WM-Lauf hatte er sich die Frage gefallen lassen müssen, ob er sich zu Nummer zwei bei der Scuderia degradiert fühle. Das hatte er mit fester Stimme und den Worten "Gar nicht" bestritten. Im Rennen hat er es bewiesen, auch wenn er nicht gewonnen hat.