Lewis Hamilton hat nach 945 Tagen ohne Sieg das Rennen in Silverstone gewonnen und einen weiteren Rekord aufgestellt. In einem spektakulären Großen Preis von Großbritannien beendete Hamilton die längste Sieglos-Serie seiner Karriere mit seinem neunten Erfolg in Silverstone. Kein anderer Pilot in der Formel 1 feierte so viele Siege auf einer Strecke. Insgesamt war es Hamiltons 104. Sieg, der bis dahin letzte war ihm am 5. Dezember 2021 in Saudi-Arabien gelungen. Auf den zweiten Platz kämpfte sich am Sonntag Titelverteidiger Max Verstappen und schob sich dabei in der Schlussphase an Lando Norris im McLaren vorbei. „Das bedeutet mir so viel“, sagte Hamilton noch im Auto. „Wir werden siegen, wir geben nie auf“, funkte sein Teamchef Toto Wolff.
Verstappen baute seinen Vorsprung im WM-Klassement auf Norris im vorletzten Rennen vor der Sommerpause weiter aus. Der 26-Jährige, der eine Woche vorher in Spielberg nach einem Vorfall mit Norris Fünfter geworden war, profitierte allerdings auch von einem Defekt am Mercedes von Österreich-Sieger George Russell, für den das Rennen vor 164 000 Zuschauern von der Pole Position aus vorzeitig zu Ende ging. Einen starken sechsten Platz fuhr Nico Hülkenberg im Haas heraus und bestätigte einmal mehr seine Form.
Verstappen machte beim Start kurzen Prozess und schob sich von Startrang vier ziemlich problemlos und ohne große Gegenwehr an Norris vorbei. Hamilton und Russell konnte der Niederländer aber erstmal nicht überholen. Er versuchte es zunächst auch gar nicht – und ein bisschen kam das Gefühl auf, dass alle bangten und warteten, bis der Regen einsetzte. Beim Start schien zwar teilweise sogar die Sonne, die dunklen Wolken waren aber nicht fern. Am Samstag war Verstappen auf teils noch nasser Strecke vom Kurs abgekommen und durch das Kiesbett gefahren. Dabei hatte er den Unterboden seines Wagens beschädigt und sich mit dem vierten Startrang zufriedengeben müssen.
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Die große Frage: Wann würde der Regen einsetzen und wer hat das beste Timing für den Reifenwechsel? Zunächst schnappte sich Norris noch Verstappen. Und diesmal wehrte sich der Champion überhaupt nicht, auf den Tribünen jubelten und klatschten die britischen Fans, ehe sie Hände brauchten, um die Schirme aufzuspannen. Auch Oscar Piastri im zweiten McLaren überholte Verstappen. An der Spitze machte Hamilton Druck und fuhr nach 18 Runden an Russell vorbei. Der Untergrund wurde rutschig, Norris nutzte die Chance, ging an Russell vorbei und auch noch an Hamilton, von hinten schnappte sich Piastri Russell.
Als mehr Regen kam, reagierte Verstappen als einer der ersten und ließ sich die Mischreifen anschrauben. „Wir sind zurück im Rennen“, funkte die Box an Verstappen. McLaren holte Norris rein, ließ Piastri im Regen weiterfahren, Mercedes fertigte beide Autos nacheinander ab – was Russell einen Rang kostete. Piastri fiel nach seinem Stopp auf Platz sechs zurück. Schlimmer erwischte es Russell. Eine Woche nach seinem Spielberg-Sieg und der Pole am Samstag musste er seinen Mercedes nach 34 Runden in der Garage abstellen – vermutet wurde ein Problem mit der Kühlung. Dafür ging Hamilton nach einer neuerlichen Runde Reifenwechsel in Führung und ließ sich die auch nicht mehr nehmen, während Norris beim Überholversuch von Verstappen machtlos war. „Seit 2021 habe ich jeden Tag versucht, in die Spur zu kommen“, sagte Hamilton, der ab 2025 für Ferrari fährt. „Es war das letzte Mal der britische Grand Prix mit diesem Team, ich wollte diesen Sieg.“