Für die Show vor dem Rennen soll Box-Ansager Michael Buffer sorgen. "Let's get ready to rumble", wird er rufen. Und der Favorit wird mit dem Ego seines Vorbildes Muhammad Ali auf die 56 Runden gehen. Es ist mal wieder soweit: An diesem Sonntagabend (21 Uhr MESZ) kann Mercedes-Pilot Lewis Hamilton beim Großen Preis der USA wie 2015 schon vorzeitig zum Weltmeister gekürt werden.
In der Qualifikation fuhr der Brite erneut in seiner eigenen Liga. Mit einem Vorsprung von 0,239 Sekunden auf Sebastian Vettel holte er im 17. Rennen der Saison seine elfte Pole-Position. Es ist die vierte in den letzten fünf Rennen, vier dieser fünf Läufe entschied er für sich. Und in Austin sind alle Sieger bisher aus der ersten Reihe gestartet.
"Yee-Haa" jubelte er auf gut texanisch, "ich liebe diese Strecke, vor allem in diesem Auto. Es wird ein harter Kampf." Vettel schaffte es im entscheidenden letzten Umlauf der Qualifikation mit einem Gewaltakt, Valtteri Bottas im zweiten Silberpfeil noch auf Rang drei zu verdrängen. "Am Anfang habe ich mich mit dem Rhythmus schwergetan, aber am Ende war ich glücklich", sagte Vettel, der dringend einen Sieg braucht. Die Frage ist nur: Hält das rote Auto? Denn in Austin wird das Ferrari-Team einmal mehr von technischen Sorgen geplagt.
Hamilton wird bei einem Sieg Weltmeister, wenn Vettel höchstens Sechster wird
Es stehen nur noch vier Rennen aus, maximal 100 Punkte kann ein Fahrer noch holen. Lewis Hamilton hat 59 Punkte Vorsprung auf Sebastian Vettel und wird in Austin Weltmeister, wenn er das Rennen gewinnt und Vettel höchstens Sechster wird. 16 Punkte mehr als Vettel zu holen, reichen ihm nur dann nicht, wenn er hinter seinem Teamkollegen Valtteri Bottas Zweiter werden sollte.
"Dummes Gerede, dass alles schon gelaufen ist. Für mich hat sich nichts geändert", beschwichtigt der angehende Champ, "Sebastian ist so stark wie eh und je. Ich trete mit der gleichen Mentalität an wie immer. Vielleicht hat sich die Perspektive von außen geändert - für mich aber nicht." Verhalten zu fahren, ist nicht sein Ding. Vettel sagt, dass er die letzten vier Rennen nicht nur gewinnen wolle, sondern auch könne.
Der Heppenheimer selbst scheint eine Menge Energie aus den Unkenrufen zu beziehen: "Wir brauchen jetzt all unsere Kraft, um vier ideale Rennen hinzulegen. Wenn das Tempo passt, dann können wir alles schaffen." Wie man den souveränen WM-Spitzenreiter Hamilton noch anders verunsichern könne, das interessiere ihn aber herzlich wenig: "Ich bin kein Freund von solchen Spielchen, und ich bezweifle auch, ob man so etwas beeinflussen kann. Und wenn, dann ist es nicht meine Art."
Mercedes hat in diesem Jahr noch keinen Motorschaden hinnehmen müssen. "Was uns passiert ist, kann anderen jederzeit auch passieren. Es gleicht sich alles immer wieder aus", sagt Vettel. Aber irgendwie greift die allgemeine Unruhe in seinem Umfeld auch auf den 30-Jährigen über. Am Samstagmorgen, mit einem runderneuerten Ferrari ausgerüstet, steuerte er versehentlich die Garage seines Ex-Arbeitgebers Red Bull an.