Formel 1:Rosbergs Fehlstart in die Sommerpause

F1 Grand Prix of Germany

"Das war ein heftiger Tag": Nico Rosberg fährt den Red-Bull-Piloten Ricciardo und Verstappen hinterher.

(Foto: Getty Images)

Lewis Hamilton gewinnt den Großen Preis von Deutschland souverän, während Mercedes-Kollege Nico Rosberg viele Enttäuschungen erlebt - darunter ein Lapsus seines eigenen Teams.

Von René Hofmann

Im Ziel dachte Lewis Hamilton als erstes an seine Mechaniker. "Danke für alles. Jetzt genießt die Sommerpause!", funkte der Brite denen zu, die ihm auf dem Hockenheimring geholfen hatten, seinen sechsten Sieg in dieser Saison einzufahren. Nach dem Grand Prix von Monaco, dem von Kanada, dem von Österreich, dem von England und dem von Ungarn, gewann der 31-Jährige auch den Großen Preis von Deutschland. Mit dem vierten Sieg in Serie baute Hamilton den Vorsprung in der WM-Wertung auf seinen Mercedes-Kollegen Nico Rosberg auf 19 Punkte aus.

Rosberg, der vor dem Rennen nur sechs Punkte zurück gewesen war, wurde hinter den beiden Red-Bull-Fahrern Daniel Ricciardo und Max Verstappen lediglich Vierter. "Das war ein heftiger Tag", bilanzierte Rosberg im Ziel. Wie Sebastian Vettel erlebte er ein enttäuschendes Heimrennen. Vettel wurde bei seinem ersten Auftritt in einem Ferrari in der Nähe seiner Heimatstadt Heppenheim lediglich Fünfter. Noch einmal viereinhalb Sekunden später kam sein Teamkollege Kimi Räikkönen an der karierten Flagge vorbei. Das Resultat ließ die traditionsreiche Scuderia in der Konstrukteurswertung vom zweiten Platz rutschen. Red Bull zog vorbei.

"Knapper und spannender kann es nicht werden", fand Daimler-Chef Zetsche

Versöhnlich war der Nachmittag für Nico Hülkenberg. Als Siebter war er der beste Force-India-Pilot. Bester Manor-Mann war Pascal Wehrlein. Auch ein 17. Platz kann durchaus ein Erfolg sein. "Das hat Spaß gemacht", meinte der 21-Jährige, der seine erste Formel-1-Saison erlebt.

Der Sieger der Wettfahrt stand bereits nach wenigen Metern fest. Am Samstag hatte Hamilton in der Qualifikation noch auf spektakuläre Weise gegen Rosberg verloren. Wegen eines Elektronikdefektes zu Beginn des entscheidenden dritten Qualifikationsabschnittes blieb dem Deutschen am Ende nur eine Chance, eine schnelle Runde zu drehen. Diese nutzte Rosberg, obwohl ihm das Team sicherheitshalber einige Kilogramm Benzin mehr mit auf die Reise gegeben hatte. Hamiltons Auto war leichter. Aber der Titelverteidiger konnte den Vorteil nicht nutzen. Am Ende blieb er eine Zehntelsekunde hinter Rosberg - und war tief geknickt.

"Knapper und spannender kann es nicht werden", befand Daimler-Chef Dieter Zetsche vor dem Start über das schon lange hin- und herwogende Duell zwischen den beiden Mercedes-Fahrern. Mit einem Sieg in Hockenheim hätte Rosberg die Führung in der Gesamtwertung vor der vierwöchigen Sommerpause wieder an sich reißen können. Doch es kam ganz anders.

Als die Startampel erlosch, war es alles andere als knapp und spannend. Rosberg reagierte vorbildlich, in der Beschleunigungsphase aber kam wenig von seinem Dienstwagen. Nicht nur sein Teamkollege Hamilton stürmte vom zweiten Startplatz aus an ihm vorbei, auch die beiden Red-Bull-Fahrer Ricciardo und Verstappen hatten keinerlei Mühe, Rosberg zu passieren. Nach den ersten Kurven musste der froh sein, dass er noch Vierter war. Auch die heranstürmenden Ferrari-Piloten kamen ihm bedrohlich nahe. Rosberg, der den Sieg hatte jagen wollen, wurde selbst zur Beute. "Ich weiß nicht, wieso die Reifen auf den ersten Metern so durchgedreht haben", sagte Rosberg später, "das war zu dem Zeitpunkt schon sehr enttäuschend."

Rosbergs Team leistet sich einen Lapsus

Und bei dieser einen Enttäuschung blieb es nicht. In der zweiten Runde versuchte Rosberg, sich an Ricciardo vorbei auf den dritten Platz zu quetschen. Einige Kurven lang preschten die beiden nebeneinander her, als Rosberg dann immer noch nicht an dem Australier vorbei war, erging per Funk die Mahnung, es nicht zu übertreiben.

Nach mehr als der Hälfte der Distanz dann ein weiterer Tiefschlag: Rosberg drängte bei einem Überholmanöver in der engsten Kurve des Kurses den Red-Bull-Youngster Verstappen neben die Strecke. So zumindest sahen die Rennkommissare das Manöver. Sie verhängten eine Fünf-Sekunden-Strafe gegen Rosberg. Daran änderten auch dessen Beteuerungen am Funk nichts, dass er gar nicht heftiger an seinem Lenkrad habe drehen können.

Als Rosberg bei seinem nächsten Boxenhalt die Strafe absaß, leistete sich sein Team einen Lapsus: Es ließ Rosberg statt fünf 8,2 Sekunden lang warten. Der kuriose Grund für die Verzögerung: Die Stoppuhr, die der Rennstall für solche Fälle bereitliegen hat, funktionierte nicht. "Das klingt ein bisschen verrückt, war aber wirklich so", sagte Teamchef Toto Wolff. Derartig gehandicapt hatte Rosberg keine Chance mehr auf einen Platz auf dem Siegertreppchen.

Am 28. August geht es in Belgien weiter

Von einem solchen nur träumen konnte ein weiteres Mal auch Sebastian Vettel. Im vergangenen Jahr glückten dem viermaligen Weltmeister in den ersten zwölf Rennen zwei Siege und insgesamt acht Podiumsplatzierungen. In diesem Jahr wurde er bisher nur fünfmal zur Champagnerdusche geladen - und das zuverlässig als Nebendarsteller. "Das ist natürlich enttäuschend, beim Heimrennen nicht aufs Podium fahren zu können", räumte Vettel ein.

Woran es gelegen hatte? Antwort Vettel: "Es war ein schwieriges Rennen für uns. Der Start und die ersten Runden waren noch ganz interessant." Je länger das Rennen ging, desto weniger vermochte er dann aber die Kraft zu entfesseln, die in seinem Wagen steckte. "Die letzten Rennen waren alle ein bisschen hubbelig", fand Vettel.

Wie alle hat er nun bis zum 28. August Pause. Dann geht es in Belgien weiter. Mit dem ersten von noch neun Rennen.

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