Formel 1 in Monza:Leclerc lässt Ferrari jubeln

Formel 1 in Monza: Darf sich vor Heimpublikum feiern lassen: Charles Leclerc.

Darf sich vor Heimpublikum feiern lassen: Charles Leclerc.

(Foto: AP)
  • Ferrari kann zum ersten Mal seit 2010 in der Heimat in Monza gewinnen.
  • Charles Leclerc muss sich erst gegen Hamilton und dann gegen Bottas erwehren, bleibt aber bis zum Ende an erster Position.
  • Sebastian Vettel macht einen fürchterlichen Fehler, wird bestraft und beendet das Rennen auf dem 13. Platz.

Charles Leclerc ließ sich nach seiner knallharten Triumphfahrt im Vollgas-Tempel von Monza von den Tifosi feiern, Sebastian Vettel erlebte beim Ferrari-Heimspiel ein Fiasko. Der viermalige Formel-1-Weltmeister landete am Sonntag nach einem Dreher und einer Zeitstrafe beim zweiten Sieg seines jungen Stallrivalen nacheinander nur auf dem 13. Platz. Leclerc machte den ersten Ferrari-Sieg im Königlichen Park seit 2010 perfekt. "Yes, yes, yes", brüllte der 21-Jährige in den Boxenfunk.

Zweiter wurde Valtteri Bottas im Mercedes. Der WM-Führende Lewis Hamilton musste sich wegen eines Fahrfehlers im Silberpfeil mit Platz drei und der schnellsten Rennrunde begnügen, hatte sich zuvor nach einem giftigen Zweikampf mit Leclerc aber über zweifelhafte Verteidigungsmanöver des Monegassen beklagt. Mit nun 284 Punkten ist der Brite seinem sechsten WM-Titel wieder näher gekommen. Der Finne Bottas bleibt mit 63 Zählern Rückstand Gesamtzweiter. Leclerc zog indes am glücklosen Vettel vorbei und ist nun WM-Vierter. Einen starken Tag erwischte Nico Hülkenberg, der im Renault Fünfter wurde.

Bei der Startplatzjagd am Samstag hatte sich die Formel 1 noch nach Kräften blamiert. In Nervenspiel um eine gute Position im Windschatten hatten die Topfahrer erst zu lange an der Box gewartet und dann auf der Strecke das Taktieren und Trödeln übertrieben - prompt war die Zeit für eine letzte schnelle Runde für die Favoriten abgelaufen.

Besonders ärgerlich war das für Vettel, der eigentlich wie zuvor abgesprochen im Sog von Leclerc zur Pole Position rasen wollte. Stattdessen musste er sich auf Rang vier einordnen. "Wir hätten das besser abliefern können und haben unsere Lektion gelernt", sagte Teamchef Mattia Binotto am Sonntag am RTL-Mikrofon. Vettel und Leclerc hätten die Unstimmigkeiten aber miteinander geklärt, versicherte Binotto. Im Rennen aber sammelte Vettel schnell neuen Frust. Nach wenigen Kurven musste er Landsmann Hülkenberg im Renault vorbei lassen. Zu Beginn der zweiten Runde holte sich Vettel zwar Platz vier zurück, leistete sich dann aber wenig später einen folgenschweren Fehler.

In der Ascari-Kurve drehte sich der gebürtige Heppenheimer und rutschte ins Gras. Quer zur Fahrbahn rollte er auf den Asphalt zurück, Lance Stroll im Racing Point konnte nicht mehr ausweichen und rumpelte über den Frontflügel von Vettels Ferrari. "Er kam auf die Strecke zurück wie ein Idiot", schimpfte der Kanadier am Funk. Umgehend leiteten die Rennkommissare eine Ermittlung ein und verdonnerten Vettel zu einer 10-Sekunden-Strafe, die er vor der Garage abbrummen musste. Mit einer Runde Rückstand war das Rennen für den viermaligen Weltmeister schon in der 13. der 53 Runden gelaufen. Schon im Vorjahr hatte sich Vettel in Monza einen unnötigen Dreher geleistet und einen entscheidenden Rückschlag im Titelkampf erlitten. "Ein guter Tag fürs Team, aber kein guter Tag für mich", sagte Vettel mit finsterer Miene.

Leclerc wird verwarnt, aber nicht bestraft

In diesem Jahr machte Vettel unter Druck erneut zu viele Fehler und muss inzwischen befürchten, auch in der internen Hierarchie seinem Rivalen Leclerc den Vortritt lassen zu müssen. Der junge Monegasse verteidigte seine Pole Position am Start geschickt gegen Hamilton und blieb auch nach dem Reifenwechsel vorn. Doch es war ganz knapp. Prompt suchte Hamilton seine Chance, doch Leclerc wehrte den Überholversuch des Titelverteidigers knallhart ab. Der Brite musste durch das Kiesbett ausweichen. "Er hat mir keinen Platz gelassen, er hat mich abgedrängt", wetterte der Champion. Die Rennrichter verwarnten Leclerc, sahen aber von einer Strafe ab.

Weiter ging die wilde Hatz. Rundenlang lauerte Hamilton im Windschatten des Spitzenreiters, doch gegen den starken Ferrari-Motor bot sich auf den langen Geraden von Monza keine Überholchance. "Ich brauche mehr Power", funkte Hamilton an die Box. Auch einen Verbremser von Leclerc konnte der Brite nicht nutzen, zumal die Rennleitung auch ein weiteres grenzwertiges Verteidigungsmanöver des Youngsters nicht ahndete.

Als Hamilton dann kurz neben die Strecke geriet, war der Weg endgültig frei für Leclerc. Bottas holte auf den letzten Kilometern zwar noch einmal gewaltig auf, patzte dann aber beim Überrunden. "Ich war noch nie so müde nach einem Rennen, das war so schwierig", sagte Leclerc direkt nach dem Rennen: "Ich habe die Tifosi gesehen, es stand so viel auf dem Spiel, mit diesem Sieg ist jetzt wirklich ein Traum wahr geworden." Auch für die Ferrari-Fans, die endlich wieder einen Heimsieg bejubeln durften.

Zur SZ-Startseite
F1 Grand Prix of Italy

Formel 1 in Monza
:Ferrari jubelt über Heimsieg durch Leclerc

Der Vettel-Kollege siegt beim Rennen in Italien - Sebastian Vettel ist der große Verlierer des Tages.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: