Der Grand Prix in Monaco ist für Charles Leclerc ein besonderer. Er ist dort schließlich geboren und aufgewachsen. In einem Appartement oberhalb der Start-und Ziel-Geraden. Von dort konnte er schon als kleiner Junge auch auf die enge Kurve blicken, die sich wie eine Boa Constrictor um eine kleine Bar windet, in der Leclerc am Sonntag alles riskierte, was ein Rennfahrer in Monte Carlos riskieren kann. Er musste viel riskieren, weil er von Startplatz 15 ins Rennen rollte und es sich bei der Hafenrundfahrt so gut wie gar nicht überholen lässt. Zweimal probierte es Leclerc trotzdem. In der Rascasse. Erst überholte er Romain Grosjean. Eine Runde später versuchte er es bei Niko Hülkenberg, was misslang. Er touchierte mit seinem Ferrari die Leitplanke, demolierte sich den Hinterreifen. Das Gummi hing in Fetzen, demolierte so auch den Unterboden seines Wagens, den Leclerc ein paar Runden später abstellen musste.
Es war für ihn das frustrierende Ende eines enervierenden Wochenendes. Verloren wurde Leclercs Rennen am Samstag. Nicht von ihm. Sondern von der Scuderia Ferrari. Der 21-Jährige hatte im letzten Training vor seinem Heim-Grand-Prix sogar die Bestzeit vorgelegt und nun also lief in Monte Carlo der erste Teil der Qualifikation. Fünf Fahrer scheiden nach dieser Q1 genannten Veranstaltung aus, 15 dürfen weiterfahren. Der erste Teil ist für die führenden Teams und die besten Fahrer eigentlich kein Wettbewerb, der sie fordert. Er ist ein Wettbewerb, durch den sie halt durchmüssen. Für Leclerc geriet er allerdings zum Wettbewerb, nach dem er raus war. Er war nicht raus, weil er zu langsam gefahren war. Er war raus, weil ihn Ferrari, weil ihn die schlauen Strategen der Scuderia, nicht noch ein weiteres Mal auf die Strecke geschickt hatten. Weil sie dachten, seine Rundenzeit würde genügen, um sicher mitfahren zu dürfen im Q2. Nun, sie genügte nicht. "Natürlich können die Menschen sagen: Solche Fehler dürfen Ferrari nicht passieren", sagte Teamchef Mattia Binotto am Samstag. Damit hatte er nicht ganz Unrecht. "Doch wir sind in der Lage, dass wir aufholen müssen. Um das zu tun, müssen wir Risiken eingehen." Damit bewies er geradezu einen prophetischen Ausblick auf das Rennen Leclercs am nächsten Tag.