Großer Preis von Monte Carlo:Die Formel 1 setzt das Fürstentum unter Druck

Großer Preis von Monte Carlo: Eigentlich Pflicht in jedem Formel-1-Jahr - der große Preis von Monte Carlo.

Eigentlich Pflicht in jedem Formel-1-Jahr - der große Preis von Monte Carlo.

(Foto: Eric Alonso/Getty Images)

Der Vertrag mit der Traditionsstrecke läuft aus, das diesjährige Rennen könnte das vorerst letzte am Jachthafen sein. Andere Standorte bieten zwar nicht denselben Glamour, aber viel mehr Geld - die Fahrer wollen, dass der Kurs im Programm bleibt.

Von Anna Dreher, Monte Carlo

Als in Monte Carlo 1950 erstmals ein Formel-1-Rennen stattfand, lagen Glanz und Glamour schon in der Luft. In einem Fürstentum fährt man schließlich nicht alle Tage. Mit der Hochzeit von Rainier III. und Hollywood-Schauspielerin Grace Kelly 1956 entwickelte sich der Ort an der Côte d'Azur erst recht zum Magneten für die Schönen und Reichen. Ein Alleinstellungsmerkmal im Kalender der Königsklasse. Mit seinem anspruchsvollen, speziellen Kurs auf den engen Straßen der Stadt ist Monaco seit 1955 Dauergast und blickt auf entsprechend viel Geschichte zurück. Die beherrschende Frage in diesem Jahr ist jedoch: Wie viel ist der modernen Formel 1 eine solche Tradition noch wert?

Tausende Menschen sind dieses Jahr wieder angereist. Im Hafen parken zwar weniger Superjachten, aber dicht an dicht immer noch genug Schiffe in unterschiedlichsten Größen, von denen laute Musik schallt und auf denen Menschen mit schicken Sonnenbrillen Drinks zu sich nehmen. Was einen ganz eigenen Sound ergibt, wenn wenige Meter entfernt mit viel Getöse die Boliden über den Asphalt donnern. Und während die Zuschauer die Sonne und das Spektakel von den Booten, Balkonen und Tribünen genießen, spricht das Fahrerlager über die Zukunft des Rennens. Der Vertrag zwischen dem Automobil-Club von Monaco und der Formel 1 läuft dieses Jahr aus. Und was lange quasi als unvorstellbar galt, scheint nun durchaus zu einer denkbaren Option geworden zu sein: Ein Kalender, der keinen Stopp im Fürstentum vorsieht.

Die Formel 1 boomt weltweit und so viele Städte wie lange nicht wollen ein Bestandteil der Hochgeschwindigkeitsbranche werden - oder bleiben. CEO Stefano Domenicali hat bereits gesagt, dass das Interesse theoretisch für 30 Grand Prix reichen würde. Die Obergrenze liegt laut den derzeitigen Regularien bei 24 Stopps. Die höhere Nachfrage kurbelt den Wettbewerb unter den Veranstaltern an und erhöht den Verhandlungsspielraum für die Königsklasse. Die Formel 1 hat die Wahl und kann Bedingungen diktieren. Am Ende geht es um die beste Unterhaltung und, natürlich, um sehr viel Geld. Monaco soll in der Vergangenheit deutlich weniger Antrittsgebühr pro Jahr überwiesen haben als andere Standorte und diverse Sonderrechte wie bei der TV-Übertragung genossen haben. Eine Extrabehandlung dürfte kaum noch durchgehen.

So sehr die Fahrer auch von Monaco schwärmen - das seit den Anfangsjahren fast unveränderte Layout müsste sich verändern

Und so viel Glamour und Geschichte Monaco auch bietet - die Rennen an sich gleichen wegen der engen, überholunfreundlichen Kursführung meist einer Prozession. Zudem haben sich die Autos zu schweren, großen Boliden mit breiten Reifen entwickelt. Damit ist das Navigieren durch die engen Gassen in den Hochhausschluchten nicht einfacher geworden. Das Promiaufkommen zuletzt in Miami dürfte Monte Carlo zudem überboten haben. Nächstes Jahr kommt Las Vegas hinzu, Symbolstadt für wilde Partynächte. Für Monaco ist es schwieriger geworden, sich vom Rest abzuheben. Domenicali hat bereits gesagt, dass sich die Zahl der Klassiker verringern könnte oder eben rotiert wird, um neue Standorte zu erschließen.

Im Fahrerlager jedoch herrschte in diesen Tagen weitgehend Einigkeit. Wo man auch fragte, hieß die Antwort: Dieser Grand Prix sollte bleiben. Ferrari-Pilot Charles Leclerc, gebürtiger Monegasse, sagte beispielsweise: "Die Formel 1 ohne Monaco ist keine Formel 1." Daniel Ricciardo, Sieger von 2018, befand: "Es macht Spaß hier, es ist besonders, es hat eine einzigartige Aura. Und die Strecke selbst ist wirklich wie keine andere." Das Problem ist nur: So sehr die Fahrer von der besonderen Atmosphäre und Herausforderung dieser Strecke auch schwärmen - damit der Funke gleichermaßen auf die Zuschauer überspringt, müsste sich etwas am seit den Anfangsjahren fast unveränderten Layout verändern. Red-Bull-Teamchef Christian Horner kann sich zwar die Formel 1 nicht ohne Monaco vorstellen, findet dabei aber, man müsse mit der Zeit gehen: "Wenn man stehen bleibt, dann geht man rückwärts. Das gilt für alle Aspekte des Sports."

Fürst Albert II. schlenderte am Samstag mit Fürstin Charlène die Strecke entlang und durch die Boxengasse, er unterhielt sich unter anderem lange mit Sebastian Vettel. Das gehört jedes Jahr dazu. Aber nun hatte der Auftritt gewissermaßen eine besondere Note. War das schon eine Abschiedsrunde? Oder eine Werbetour? Stillstand jedenfalls ist für die Formel 1 keine Option.

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