Formel 1 in Monaco:Es geht ums Geld

Formel 1 in Monaco: Der Abstand wird kleiner: Gerade als sich ein erster positiver Effekt der Budget-Obergrenze zeigt, fordern die großen Rennställe Nachbesserungen.

Der Abstand wird kleiner: Gerade als sich ein erster positiver Effekt der Budget-Obergrenze zeigt, fordern die großen Rennställe Nachbesserungen.

(Foto: Mark Sutton/Motorsport Images/Imago)

Die großen Rennställe fordern wegen der steigenden Kosten durch die Inflation eine Anpassung der Budget-Obergrenze. Die kleineren Teams fürchten einen Rückschritt in Sachen Chancengleichheit.

Von Anna Dreher, Monte Carlo

In Monte Carlo fällt das Augenmerk automatisch aufs Geld. Teure Autos fahren hier nicht nur auf der Rennstrecke. Und der Fuhrpark am Hafen im Wasser ist ebenso beeindruckend wie jener an Land in der Boxengasse - und wohl auch in manch privater Garage. Es passt also ganz gut ins Bild, dass rund um den Grand Prix von Monaco viel über Finanzen geredet worden ist, genauer gesagt über das Jahresbudget der Rennställe. Schon vor ein paar Tagen rund um das Rennen in Barcelona hatte Red-Bull-Teamchef Christian Horner ein Szenario prognostiziert, das keinem in der Formel 1 gefallen würde, sollte es eintreffen.

Sieben der insgesamt zehn Rennställe, sagte der Engländer, würden wahrscheinlich die letzten vier Rennen verpassen, um die gesetzte finanzielle Obergrenze nicht zu überschreiten. Er listete auf: "Energierechnungen, Lebenshaltungskosten und Kosten allgemein steigen exponentiell, die Formel 1 ist davon nicht ausgenommen." Die Kosten allein für den Transport hätten sich bei den 22 Terminen in diesem Jahr vervierfacht: "Und das ist nicht etwas, das wir kontrollieren können." Es gehe bei all dem nicht nur um die großen Rennställe: "Es sind die Teams im Mittelfeld, die wirklich mit der Inflation zu kämpfen haben."

"Sechs Prozent Inflation ist wirklich viel Druck auf unseren Schultern", sagt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto

Die Zeiten, in denen Teams nach Belieben in die Formel 1 investieren können, sind vorbei. Liberty Media, Besitzer der Motorsport-Königsklasse, orientiert sich an dem in US-Sportarten üblichen Salary Cap: Um den Wettbewerb ausgeglichener zu machen, wurde ein Limit gesetzt. So soll verhindert werden, dass die verfügbaren Summen und damit auch die Leistung zwischen dem finanzstarken Trio Ferrari, Mercedes sowie Red Bull - die alle in der Vergangenheit weit mehr als die nun festgelegte Obergrenze ausgegeben haben - und dem Rest des Feldes weiter deutlich auseinanderklaffen.

Vergangenes Jahr betrug dieses Limit 145 Millionen US-Dollar, in diesem Jahr sind es 140 (etwa 130 Millionen Euro), kommende Saison soll es auf 135 fallen, stets exklusive einiger Kostenfaktoren wie beispielsweise der Fahrergehälter. Abgesehen von der grundsätzlichen Umstellung bei der Finanzplanung kommt in dieser Saison hinzu: Die angesichts eines neuen Reglements stark überarbeiteten Autos werden fortlaufend weiterentwickelt, auch, um teils unerwartete Probleme - wie das Hoppeln, ausgelöst durch eine veränderte Aerodynamik - zu lösen. Das kostet Geld, von dem manche Teams mehr, andere weniger haben. Entsprechend unterschiedlich fielen die Reaktionen in Monaco auf den Vorschlag Horners aus.

Formel 1 in Monaco: Hätten gerne mehr finanziellen Spielraum: Die Teamchefs Christian Horner (Red Bull, links) und Mattia Binotto (Ferrari).

Hätten gerne mehr finanziellen Spielraum: Die Teamchefs Christian Horner (Red Bull, links) und Mattia Binotto (Ferrari).

(Foto: Eric Alonso/Getty Images)

"Sechs Prozent Inflation ist wirklich viel Druck auf unseren Schultern", sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto bei einer Medienrunde im Fürstentum. Die Teams hätten sich auf eine Reduzierung des Budgets und ein brandneues Auto vorbereiten können, nicht aber auf eine so hohe Inflation. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle von uns die Obergrenze sehr bald erreichen werden. Es wäre wirklich eine Schande, wenn ein Sport wie die Formel 1 am Ende von ihrer Budgetobergrenze diktiert wird. Es muss eine sportliche und technische Herausforderung bleiben."

Horner forderte am Samstag Klarheit vom Automobilweltverband Fia sowie vom Formel-1-Management, und zwar schnell. Das Prinzip sei ja richtig, aber: "Die Anwendung halte ich für schwierig, das sehen und erleben wir gerade. Es gibt eine Menge Dinge, die geklärt werden müssen." Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin sagte, Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff stimme mit Binotto und Horner überein.

Alpine, Alfa Romeo, Haas und Williams haben gegen eine Inflationsanpassung der Budgetobergrenze gestimmt

Sollte das Limit wegen der unerwartet erhöhten Kosten und der womöglich weiter steigenden Inflation also angehoben werden? Oder würde dadurch nicht der Sinn einer Obergrenze in Frage gestellt? Oder würde er erst in Frage gestellt, wenn Teams die 130 Millionen Euro überschreiten? Das dürfen sie regelkonform um bis zu fünf Prozent zum Preis "geringfügiger Sanktionen", über die noch nichts konkret bekannt ist. Die Entwicklung deshalb herunterzufahren oder einzustellen, würde dem Wettbewerbsgeist entgegenstehen. Es geht zwar nur für wenige Teams um den Titel, aber für alle um viel Geld, das an die Punkteausbeute gekoppelt ist. Unfälle, wie jener in die Streckenbegrenzung von Sergio Perez in der Qualifikation am Samstag, tun da umso mehr weh.

Alpine, Alfa Romeo, Haas und Williams haben gegen eine Inflations-Anpassung der Budgetobergrenze gestimmt. "Wir haben den Budgetdeckel gemeinschaftlich beschlossen, also sollten wir dazu stehen", sagte Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer. Sein Kollege von Alfa Romeo, Frédéric Vasseur, empfahl als Lösung bei erhöhten Kosten für Energie oder Fracht, den Windkanal auszuschalten - sprich, die permanente Weiterentwicklung einzuschränken. Für Günther Steiner ist alles nur eine Frage des Kostenmanagements.

"Als Geschäftsmann musst du es bis zum Ende des Jahres einfach schaffen", erklärte der Teamchef von Haas, wo Mick Schumacher fährt. Man müsse eben rechtzeitig mit dem Sparen anfangen. Schon jetzt zeige sich der positive Effekt der Obergrenze, die Lücke zwischen den Teams werde sich weiter verkleinern, wenn die Formel 1 nun nicht vom eigentlichen Plan abweiche. Außerdem sei die Sache bei Haas ja so: "Unser Problem ist nicht die Budgetobergrenze. Unser Problem ist das Budget."

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