Formel 1 mit Mercedes:Schumacher - das stinkende Comeback

Die umstrittene Rückkehr von Michael Schumacher in die Formel 1 erweist sich als PR-Coup. Mercedes-Motorsportchef Haug rechnet sich den Medienwert schön.

Für die einen ist es Sport, für die anderen ein fragwürdiges Geschäft. Das Comeback des Rennfahrers und Multimillionärs Michael Schumacher in der Formel 1 sorgt auch Tage nach der Ankündigung für Aufregung.

Michael Schumacher, dpa

Nicht nur im Formel-1-Boliden weiß Michael Schumacher zu überzeugen: Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist auch vom Medienwert des Vielfach-Weltmeisters überzeugt.

(Foto: Foto: dpa)

Der Betriebsrat des Stuttgarter Autoherstellers Mercedes, der den bald 41-Jährigen unter Vertrag nimmt, kann die Aktion nicht verstehen. Angeblich erhält Schumacher rund sieben Millionen Euro jährlich für seinen Vertrag, der drei Jahre laufen soll - das wären 21 Millionen, die angesichts von Wirtschaftskrise und Job-Kürzungen bei den Mercedes-Arbeitnehmern schlecht ankommen.

Markenwerte jenseits der Sportlichkeit

Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer von der Universität Duisburg-Essen versteht die Generalkritik des Betriebsrats, Mercedes verpulvere Millionen in der Formel 1. Die Kosten für den Konzern stünden "in keiner Relation zu möglichen Erträgen", so der Experte im Radiosender Bayern 2 des Bayerischen Rundfunks: "Gerade Mercedes ist ein Unternehmen, bei dem die Sportlichkeit nicht der erste Markenwert ist."

Dudenhöfers Rechnung: "Jedes Fahrzeug muss um 200 bis 300 Euro teurer verkauft werden, um die Formel 1 für Mercedes zu finanzieren."

Doch für Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sieht die Kalkulation ganz anders aus. Danach scheint Adam Riese ein Freund der Marke mit dem Stern zu sein - was am bereits erzielten "medialen Gegenwert" liegt.

Medial sei in den fünf Wochen zwischen 16. November und 24. Dezember in TV, Zeitungen, Radio und Internet "weitaus mehr geboten als während fünf Wochen innerhalb einer spannenden Formel 1-Saison", freut sich der Manager über die vielen Schumacher-Storys. Er habe die Idee zu dessen Verpflichtung "als Stehsatz" schon über 15 Jahre lang in seinem Kopf.

Schumacher - medial omnipräsent

Die kolportierte Vertragssumme von sieben Millionen will Haug nicht kommentieren. Er erklärt: "Noch haben wir gar nichts bezahlt, der Vertrag beginnt im neuen Jahr. Der mediale Gegenwert weltweit beträgt aber bereits jetzt leicht ein Hundertfaches dessen."

Es habe beispielsweise am 23. Dezember keine Hauptnachrichtensendung im deutschen Fernsehen gegeben, die nicht als Auftaktmeldung minutenlang über Schumacher, Comeback, Mercedes und Silberpfeil berichtet habe. Das seien an anderthalb Tagen über 90 Millionen TV-Kontakte gewesen.

Haug stolz: "Das ist einmalig in der Geschichte des Sports und wird - vielleicht - erst dann überboten werden, wenn die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft nächstes Jahr in Südafrika Weltmeister werden sollte - was ich natürlich hoffe."

PR-Offensive für zwei Krisenprodukte

Der Mercedes-Mann gibt damit frank und frei zu, worum es geht: Um eine große PR-Offensive für zwei Krisenprodukte - die Formel 1 und Mercedes. Da taugt der gealterte Vielfach-Weltmeister Schumacher noch in bester Weise. Zumal dessen einstiger Arbeitgeber Ferrari mit dem Wechsel zu Mercedes wenig anfangen kann.

In Italien sind die Kommentare eindeutig kritisch. "Ein Comeback, das stinkt", findet die Tageszeitung Il Manifesto . Im Ferrai-Hauptquartier in Maranello herrsche "Eiszeit", schreibt La Gazetta dello Sport: "Der Kannibale ist wieder da. Sollte Schumacher gegen Ferrai gewinnen, wäre das ein nationales Drama."

Zunächst einmal will Mercedes seinen neuen Piloten im Januar in einer großen Show präsentieren - zusammen mit den hochgezüchteten Autos, den "Silberpfeilen".

Dann wird wieder berichtet - und Mercedes-Manager Haug rechnet wieder den Medienwert hoch.

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