Süddeutsche Zeitung

Formel 1:Nächster Schritt: Ersatzfahrer

In seiner Premierensaison in der Formel 1 hat Mick Schumacher trotz eines unterlegenen Autos überzeugt. Für 2022 wird er von Ferrari befördert - der Rennstall hat große Pläne mit ihm.

Von Anna Dreher

Im Januar in Fiorano zum Beispiel. Da veranstaltete Ferrari eine große Trainingswoche, natürlich war Mick Schumacher dabei. Er trug einen roten Rennoverall, drehte Runde um Runde in einem SF71H aus dem Jahr 2018, tauschte sich mit den Ingenieuren aus. Längst war klar, dass der 22-Jährige 2021 seine erste Saison in der Formel 1 absolvieren würde, jene Motorsportserie, die sein Vater so geprägt hat. Fünf seiner sieben Weltmeistertitel gewann Michael Schumacher mit Ferrari zu einer Zeit, in der die Teams noch viele Probeläufe absolvieren durften. Zu wissen, wie oft sein Vater in Fiorano getestet habe, und nun selbst hier zu fahren, "ist natürlich sehr speziell und auch emotional", sagte Mick im Januar.

Und nun haben sich die Chancen deutlich erhöht, dass Mick Schumacher nicht nur bei Tests, sondern auch bei Grands Prix in einem aktuellen Formel-1-Auto der Scuderia zu sehen sein wird. Er steht weiterhin beim US-Rennstall Haas unter Vertrag. Für 2022 aber, das gab Teamchef Mattia Binotto beim Weihnachts-Event von Ferrari bekannt, ist Schumacher zusätzlich als Ersatzfahrer für den italienischen Rennstall berufen worden, gemeinsam mit Antonio Giovinazzi.

Der Italiener war diese Saison bei Alfa Romeo angestellt, muss jedoch dem Chinesen Guanyu Zhou weichen und wird künftig in der Formel E starten. Ferraris Stammfahrer bleiben Charles Leclerc und Carlos Sainz. Sollte einer von beiden ausfallen, springen Giovinazzi oder Schumacher ein. Ersterer ist für zwölf, der Deutsche für elf der 23 geplanten Rennwochenenden als Reserve vorgesehen. Im Falle eines Einsatzes würde bei Schumachers Stamm-Rennstall wiederum Haas-Ersatzpilot Pietro Fittipaldi neben Nikita Masepin eingesetzt werden.

Sebastian Vettel lobt Mick Schumacher

Warum die Wahl auf Schumacher fiel, der in seinem ersten Jahr in der Königsklasse im unterlegenen Haas ohne Punkte blieb? "Er ist ein Ferrari-Fahrer, das sollten wir nicht vergessen. Er ist Teil unserer Ferrari Driver Academy", sagte Binotto. Ziel des Nachwuchsprogramms - zu dem Schumacher seit 2019 gehört - sei es schließlich, künftige Ferrari-Piloten zu entdecken: "Mick hat sich in der Saison gut geschlagen, er hat sich verbessert, nicht nur in Sachen Konstanz, sondern auch bei der Geschwindigkeit."

Beim Blick auf die vergangenen Rennen sei Schumacher "viel näher an den Autos vorn" gewesen, "und Haas hat das Auto ja überhaupt nicht weiterentwickelt. Das zeigt, dass er sich verbessert hat". Was Binotto gar nicht explizit erwähnen musste: Natürlich träumen sie bei Ferrari seit den ersten ernsthaften Motorsport-Schritten von Mick davon, dass nach Michael - mit dem so viel Historie, Begeisterung und Glanz verbunden wird - wieder ein Schumacher für Ferrari fährt, der noch dazu der Sohn der Ikone ist.

Die erste Saison des Juniors ist geprägt davon gewesen, in der speziellen Welt der Formel 1 anzukommen. Dass er sportlich in seinem Premierenjahr herausragen würde, war dabei von vornherein ausgeschlossen. Sein Dienstwagen war schlicht zu langsam im Vergleich zur Konkurrenz. Nach den ersten Rennen gab er gar preis, es sei "eine Qual, hinten zu fahren, ohne echte Chance, vorne mitzuspielen". Für ihn ging es darum, nicht der Letzte zu sein und sich im internen Duell des jüngsten Fahrerduos im Feld durchzusetzen. Das ist ihm gelungen. 16 Mal überquerte er vor Masepin die Ziellinie, in der Qualifikation war er in 20 von 22 Rennen schneller. Sein bestes Resultat fuhr Schumacher in Ungarn ein, von Platz 20 gestartet wurde er Zwölfter.

Punkte gab es dafür keine, aber Lob. Zum Beispiel vom viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel. Es sei zwar schwierig, die Leistung angesichts des unterlegenen Dienstwagens zu beurteilen, aber denjenigen, die wie er genau hingeschaut hätten, sei schon etwas aufgefallen: "Er hat einen unglaublichen Job gemacht, mit so einem schwachen Auto ein paar Mal die zweite Qualifikationsrunde zu erreichen, im Rennen starke Leistungen zu zeigen", wird der 34-Jährige auf der Website der Formel 1 zitiert. "Gegen andere Autos zu kämpfen, die viel schneller sind und dann auch noch dranzubleiben - das ist ein großer Kraftaufwand." Mick sei jeden Tag "einer der Ersten, wenn nicht der Erste" im Fahrerlager gewesen und "einer derjenigen, die als letztes gegangen sind".

Außerdem sei Schumacher eine große Bereicherung für Haas gewesen und habe großes Interesse darin gezeigt, das Team voranzutreiben. Für eine ausgeprägte Akribie und ein Talent im Motivieren war schon Michael Schumacher bekannt. Vor allem während seiner Zeit bei Ferrari.

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SZ/tbr/klef
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