Max Verstappen
Die Serie ist makellos: Alle sechs Pole-Positionen in dieser Saison gingen bislang an den Weltmeister, das Sprintrennen in Miami nahm der Titelverteidiger auch gleich mit. Gewillt zu zeigen, dass im Red-Bull-Rennwagen eben doch nicht jeder siegen kann. „Ein Desaster“ schimpfte der Niederländer über das Fahrverhalten, vor allem wegen der Reifen. Bis zur Safety-Car-Phase sah er trotzdem wieder wie der Sieger aus. Die Ferrari hatte er in Schach gehalten, mit McLaren wäre es auch unter normalen Umständen eng geworden.
Seinem Freund Lando Norris konnte er den ersten Triumph ganz locker gönnen, denn trotz Platz zwei baute Max Verstappen seine WM-Gesamtführung aus. Auch seine vertragliche Zukunft scheint geklärt, jedenfalls wenn es nach Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff geht, der sich über die öffentlichen Abwerbungsversuche von Mercedes mokiert: „Max hat einen Vertrag bis 2028. Er wird zu 1000 Prozent für uns fahren", sagte er vor den Sky-Kameras: „Wir wollen einen Fahrer, der heiß ist. Und das ist Max.“
Lando Norris
Der erkrankten Oma hatte Lando Norris einen Sieg versprochen, sicherheitshalber aber nicht gesagt, wann das der Fall sein würde. Schneller als gedacht, wobei 109 Rennen ohne Grand-Prix-Erfolg für ein Ausnahmetalent schon ziemlich hart sind. Kein Wunder, dass der Brite im McLaren die Selbstzweifel zur Motivation gemacht hat.
In Florida allerdings war Schluss damit, als hätte er es geahnt, fuhr er mit einem klaren Vorsatz zum Miami International Autodrome: „Der heutige Tag wird voller Möglichkeiten sein.“ Sein Auto war zur richtigen Zeit schnell genug, vor allem aber fiel der Boxenstopp des Briten genau in die Safety-Car-Phase. Das sparte Zeit, brachte die Führung und schließlich den Sieg. Einen, der überfällig war. Dauer-Sieger Max Verstappen gratulierte aufrichtig: „Ich bin froh, von Lando geschlagen worden zu sein. Sein Tempo war unglaublich.“
Adrian Newey
Für McLaren-Teamchef Zak Brown ist Adrian Newey nur der erste Dominostein, der bei Red Bull Racing falle, so viele Lebensläufe von Technikern seien im Fahrerlager im Umlauf. Dem Mann, der den Anstoß gegeben hat, ist der Rummel um seinen Abschied wenig überraschend peinlich. In der Red-Bull-Box sagte der erfolgreichste Fahrzeugdesigner der Formel-1-Historie der Einsatztruppe Danke, und ertrug stoisch die mehr oder weniger ehrlichen Lobeshymnen von Freund und Feind.
Zu einem möglichen Wechsel zu Ferrari im Frühjahr 2025 will er natürlich nichts sagen. Vielmehr versteht es der britische Stratege perfekt, das große Wechsel-Thema perfekt zu umschiffen, in dem er nur über seine kurzfristige Zukunft nach dem Ausstieg spricht: „Mir geht es gerade wie Forrest Gump – ich bin ein wenig müde.“ Schon im Winter habe er über eine Pause nachgedacht, die Entwicklungen danach hätten den Wunsch nach Ruhe verstärkt: „Ich befinde mich ja in der glücklichen Position, dass ich nur noch zum Spaß arbeite.“
In seiner Wahlheimat Südafrika wartet ein neues Segelboot auf den 65-Jährigen: „Vielleicht kommt irgendwann der Moment, an dem ich unter der Dusche stehe und ich weiß, was das nächste Abenteuer sein wird. Aber im Moment gibt es keinen Plan.“ Neben dem potenziellen neuen Arbeitgeber Ferrari hat sich als Außenseiter auch Williams positioniert, wo Newey einst sein erstes Weltmeisterauto erschaffen hatte.
Miami
275 000 Zuschauer an drei Tagen, 95 000 am Rennsonntag – bei diesen Zahlen zweifelt niemand mehr daran, dass die Formel 1 in Miami angekommen ist. Bei den meisten Austragungsorten im WM-Kalender ist es so, dass die Partys rund um die Formel 1 entstehen. In Miami ist es genau andersherum: Das Rennen ist eine willkommene Randerscheinung rund um die Partys. Vor dem neuen Rivalen Las Vegas, das ist bei der dritten Auflage klar geworden, braucht sich der Palmen-Grand-Prix am Südzipfel der USA keinesfalls zu verstecken. Auch der Promifaktor stimmt: Top-Model Kendall Jenner bringt ihren 249 Millionen Followern auf Instagram das Spektakel näher, Zinédine Zidane gibt sich ebenso die Ehre wie LeBron James, und plötzlich drängelt sich auch Ex-Präsident Donald Trump in die Boxengasse und ergreift nicht bloß Partei für den Rennsieger Lando Norris, sondern vereinnahmt diesen auch gleich.
Nico Hülkenberg
Das Tüpfelchen auf dem i hat er mit Rang elf nur knapp verpasst, aber Nico Hülkenberg konnte es verkraften. Der Emmericher verspürt reichlich Rückenwind momentan. Schließlich konnte er die Punkte diesmal schon samstags machen, mit zwei Zählern für Rang sieben im Sprintrennen. Anschließend folgte in der Qualifikation der Sprung auf den Startplatz neun: „Vermutlich der beste Samstag meiner Karriere. Mehr lässt sich nicht herausholen.“
Kampfgeist und Können des 36-Jährigen sind auch der Grund, warum er vom kommenden Jahr an im Werksauto von Sauber-Audi sitzen wird. Noch einmal ein Neuanfang, und vielleicht doch noch die Chance, seinen gerade erworbenen Rekord loszuwerden: Der Große Preis von Miami war der 209. Start seiner Formel-1-Karriere ohne Sieg, die Negativmarke wurde bisher vom Italiener Andrea de Cesaris gehalten.
Mick Schumacher
Der Sohn des Rekordweltmeisters ist schwer beschäftigt: Beim Sponsorenauftritt in New York das Mercedes-Team repräsentieren, sich dann in Miami als Ersatzmann für Lewis Hamilton und George Russell bereithalten, und anschließend nach England fliegen, um in Silverstone in einem Rennwagen aus der Saison 2022 endlich mal wieder Fahrpraxis mit einem Formel-1-Auto zu sammeln. Danach geht es dann weiter zum Sportwagen-Rennen in Imola, wo er für Alpine an den Start geht.
In Silverstone muss der 25 Jahre alte Schumacher junior zeigen, dass er schnell wieder auf Speed ist. Denn im gleichen Auto wird auch Andrea Kimi Antonelli Platz nehmen. Der erst 17-Jährige italienische Nachwuchspilot ist der neue Liebling von Mercedes-Teamchef Toto Wolff und soll vor der Beförderung in die Königsklasse stehen, obwohl er gerade mal sein erstes Jahr in der Formel 2 absolviert. Die Superlizenz ist jedenfalls schon beantragt. Ein Shootout sollen die Trainingsfahrten nicht sein, obwohl sich beide Hoffnungen auf ein Cockpit beim Mercedes-Kundenteam Williams ausrechnen.
Kevin Magnussen
Sportlich spielt der Däne keine besonders große Rolle, intern hat ihn beim Haas-Rennstall längst Nico Hülkenberg die Schau gestohlen. Der 31-Jährige zählt zu den Piloten mit den schlechtesten Aussichten auf nächste Saison. Vielleicht führt er sich deshalb so auf, als würde er keinen High-Tech-Rennwagen, sondern ein Wikingerschiff pilotieren.
Im Sprint am Samstag plagte er mit unfairen Mitteln Lewis Hamilton, im Rennen war der unglückliche Lokalmatador Logan Sargeant das von der Piste geräumte Opfer. Im Fahrerlager werden immer mehr Stimmen laut, die härtere Strafen für jene unfaire Fahrweise fordern, die Magnussen nicht mal abstreitet. Der Strafbankkönig der Formel 1 ist nicht mehr weit weg von einer Sperre, nachdem es über das Wochenende reichlich Zeitstrafen für diverse Vergehen gehagelt hatte. Mittlerweile hat er zehn Strafpunkte im Sündenregister stehen, noch zwei, und er muss für ein Rennen pausieren.