Die Laune des Heppenheimers bessert sich, je länger die Saison dauert. Er ist wieder näher dran an Charles Leclerc, er fährt konstanter, noch nicht mit jener Souveränität wie während seiner vier WM-Triumphe, aber er spürt, dass vielleicht doch nochmal was geht mit ihm und Ferrari, irgendwann jedenfalls: "Dazu muss es nur Klick machen." Eine Motorsport-Begeisterung wie in Mexiko-Stadt wirkt da als Stimmungsverstärker: "Es ist großartig, an einem Ort zu fahren, an dem die Menschen lieben, was wir tun. Es ist schwer in Worten zu beschreiben, was man als Fahrer fühlt. Man darf angesichts der Kulisse, auf die man zurast, nur nicht das Einlenken in die Kurve vergessen."
Im viertletzten WM-Lauf war der Hesse ziemlich wach, bis auf jenen Moment am Start, als er Lewis Hamilton nach außen drückte, weil er ihn einfach nicht gesehen hatte. Die Aufmerksamkeit allerdings war hoch, als es um den ersten Boxenstopp ging. Vettel nahm, nachdem die Strategen seiner Scuderia nicht wirklich sicher wirkten, die Taktik selbst in die Hand. Er blieb einfach draußen, weil er spürte, dass die Reifen haltbarer waren als prognostiziert. Das rettete ihm den zweiten Rang. Die Überlegenheit der Mercedes-Theoretiker in dieser Saison kann er als der höchstbezahlteste Angestellte in Maranello natürlich nicht einfach so anerkennen: "Wir dachten, dass die harten Reifen bei Lewis nachlassen, was sie nie getan haben. Das hat uns überrascht. Sie waren schneller, sie waren mutiger, aber sie hatten auch Glück."