Formel 1: Jagd auf Red Bull:Auspuff, Kers und lange Nasen

Nach dem ersten Rennen hatten die Formel-1-Teams zwei Wochen Zeit, erste Verbesserungen an ihren Rennwagen vorzunehmen. Wer bastelte woran? Ein Überblick.

Jürgen Schmieder

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Red Bull

Australian F1 Grand Prix

Quelle: Getty Images

Nach dem ersten Rennen hatten die Formel-1-Teams zwei Wochen Zeit, erste Verbesserungen an ihren Rennwagen vorzunehmen. Wer bastelte woran?

Red Bull

Zugegeben: Nach dem Rennen in Australien klingt es ein wenig zynisch, wenn man behauptet, an Kinky Kylie (Sebastian Vettels Spitzname für seinen Dienstwagen RB7) gäbe es noch etwas zu verbessern. In Malaysia könnte Red Bull das Energie-Rückgewinnungssystem Kers einsetzen, worauf der Rennstall in Melbourne noch verzichtet hatte. "Abgesehen vom Start selbst bringt das System auf einer Strecke wie Melbourne nur sehr geringe Vorteile. Auf anderen Strecken sind die Vorteile größer", sagt Teamchef Christian Horner. Allerdings habe der Rennstall noch Bedenken, ob das System zuverlässig genug ist. "Wenn es am Freitag in Malaysia gut funktioniert, dann wird es am Wochenende in Malaysia sein Renndebüt geben", sagt Horner. Ein paar Zusatz-PS würden den Hintern der "knackigen Kylie" noch ein wenig knackiger machen.

Außerdem verbesserungswürdig bei Red Bull: die Leistung von Mark Webber. Eine australische Zeitung hatte nach dem Grand Prix in Melbourne gespottet, dass es Webber nur dann aufs Podium schaffen würde, wenn jemand ein Treppchen mit fünf Stufen erfinden würde.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:McLaren

British Touring Car Championship - Brands Hatch

Quelle: Getty Images

Die McLaren-Piloten Lewis Hamilton (soll weniger Körperfett haben als ein Model) und Jenson Button (Hobby-Triathlet) sehen sich beim Rennen in Malaysia gegenüber anderen Fahrern im Vorteil. "Körperlich ist das ganz klar das anstrengendste Rennen im gesamten Jahr", sagt etwa Button. "Auch deshalb ist es eine meiner Lieblingsstrecken."

Die Strecke in Sepang bedeutet jedoch auch einen Härtetest für die Dienstwagen. Kers und der verstellbare Heckflügel funktionierten bei McLaren bereits in Melbourne zuverlässig, für Malaysia soll es weitere Verbesserungen geben. "Ich denke nicht, dass wir in Melbourne schon alles gezeigt haben, wozu wir fähig sind", sagt Teamchef Martin Whitmarsh. "Die Performance des Fahrzeugs in den schnellen Streckenpassagen stimmt uns für Sepang außerordentlich zuversichtlich." Deshalb habe McLaren zwischen den Rennen vor allem am Kühlsystem und am Reifenmanagement gearbeitet - also an der Zuverlässigkeit des MP4-26.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Ferrari

Australia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Um zu verstehen, wie sich die Verantwortlichen von Ferrari nach dem Rennen in Australien gefühlt haben, muss man nur die Reiseroute von Teamchef Stefano Domenicali betrachten. Er flog nicht - wie die Ingenieure der meisten Teams - direkt von Melbourne nach Sepang (circa 6000 Kilometer), sondern zunächst einmal 16.000 Kilometer nach Italien. Dort wies er eine ausgiebige Analyse an und flog dann weitere knapp 10.000 Kilometer nach Malaysia. Warum das alles? Vielleicht wegen der Aussage von Pilot Fernando Alonso: "Ich war nicht davon überrascht, dass Red Bull so stark war, sondern dass wir so schlecht waren."

Beim Auftaktrennen in Melbourne gab es beim F150th Probleme an der Vorderachse. Die führten dazu, dass es zu wenig Abtrieb gab und der Ferrari nicht perfekt ausbalanciert war. Das wirkte sich auch negativ auf den Verschleiß der Pirelli-Reifen aus. Zudem ergab die Analyse in Maranello, dass der Ferrari im Rennen schneller unterwegs war als beim Qualifying. "Es hat mit der Reifennutzung zu tun, deshalb haben wir uns auf die Performance auf einer schnellen Runde konzentriert", sagt der technische Direktor Pat Fry. "Diese Studien werden wir in Malaysia testen und dann das Potential des Wagens ausschöpfen."

Das sollte Ferrari auch tun, der nächste Grand Prix findet nämlich eine Woche später in China statt. Einfache Flugstrecke von Sepang: 3700 Kilometer. Mit Umweg über Maranello: 19.000 Kilometer.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Mercedes GP

Australia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Wahrscheinlich hat sich Michael Schumacher während des Auftaktwochenendes mehrfach überlegt, seinem Dienstwagen einen Spitznamen zu vepassen, wie es Sebastian Vettel getan hat. Statt Kinky Kylie (Vettels Name für den RB7) hätte sich etwa Moody Mercedes angeboten. Das Auto nämlich verhielt sich während des Auftakt-Wochenendes störrisch wie eine launische Filmdiva. "Das Problem der Fahrer war, dass sie nicht einschätzen konnten, wie das Auto von Kurve zu Kurve reagierte. Einige Dinge liefen recht chaotisch und das Auto war für Fahrer und Ingenieure nicht konstant genug, um damit zu arbeiten", sagt Teamchef Ross Brawn. Deshalb wies er seine Ingenieure in Brackley und Brixworth an, zunächst den aktuellen Wagen zu verstehen und die Zuverlässigkeit zu verbessern. Ein größeres Upgrade soll erst zum Rennen in Istanbul kommen. "Wir wissen, dass das Auto schnell ist - jetzt müssen wir daran arbeiten, dieses Potential unter Beweis zu stellen", sagt Brawn.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Renault

Formel 1 - GP Australien - Vettel

Quelle: dpa

Das erste Rennen der Saison verlief für Renault durchaus positiv. Mit innovativer Auspuffanlage und dadurch verbesserter Aerodynamik fuhr der russische Pilot Witali Petrow auf den dritten Platz. Die schlechte Platzierung von Nick Heidfeld lässt sich damit erklären, dass er während des Qualifyings mehrfach zur falschen Zeit auf die Strecke geschickt wurde und im Verkehr stecken blieb, beim Rennen wurde sein Dienstwagen bereits zu Beginn beschädigt, weshalb er anderthalb Sekunden langsamer pro Runde war und hinterher so traurig dreinblickte wie ein Hund, dem man den Knochen weggenommen hat. Der R31 wirkt aerodynamisch außerordentlich gelungen, weshalb es für Malaysia keine größeren Veränderungen geben soll - vielmehr vermutet man bei Renault, dass andere Teams sich an einer Kopie der Auspuffanlage versuchen könnten. "Die Teams werden ziemlich damit herumspielen", sagt der technische Direktor James Allison. "Wir selbst versuchen, den guten Eindruck des ersten Wochenendes zu bestätigen." Und zu versuchen, Nick Heidfeld einen fahrbaren Knochen zuzuwerfen.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Williams

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Quelle: AFP

Williams, das ist der Rennstall, der in seiner Geschichte neun Konstrukteurs-Titel feiern durfte, sieben Fahrer-Titel, 113 Grand-Prix-Siege und 126 Pole Positions. Derzeit ist der britische Rennstall allerdings so etwas wie der VfL Bochum der Formel 1. Nach einem unspektakulären Qualifying schieden beiden Piloten beim Rennen in Melbourne aus. Nun haben die Verantwortlichen intensiv am Auto gearbeitet. "Wir haben ein Aerodynamik-Update für die Front des FW33 entwickelt, welches wir mit nach Malaysia bringen werden. Auch beim Getriebe und Kers haben wir Verbesserungen parat", sagt Technikdirektor Sam Michael. Ziel von Williams in Malaysia sei es, beide Piloten sowohl im Qualifying als auch im Rennen unter die ersten zehn zu bringen.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Force India

Australia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Es war eigentlich kein gutes Wochenende in Australien für Force India, direkt nach dem Rennen schimpfte Pilot Adrian Sutil noch wie einst John McEnroe. Durch die Disqualifikation von Sauber allerdings rutschten beide Piloten noch in die Punkte - und plötzlich sagte Sutil: "Es war generell ein gutes Wochenende für uns." Der VJM04 gilt grundsätzlich als zuverlässiges Auto, beim ersten Grand Prix kamen beide Dienstwagen ohne größere Probleme ins Ziel. Es hapert eher an der Geschwindigkeit, wie die Plätze 14 (Paul di Resta) und 16 (Sutil) zeigten. Deshalb hat Teamchef Vijay Mallya bereits ein größeres Upgrade angekündigt, bei dem vor allem die Aerodynamik verbessert werden soll. Ob dies allerdings schon in Malaysia oder China zum Einsatz kommen wird, erscheint eher fraglich. Vermutlich wird es erst beim Grand Prix Anfang Mai in Istanbul verwendet.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Sauber

Sauber Formula One driver Sergio Perez of Mexico drives during the Australian F1 Grand Prix at the Albert Park circuit in Melbourne

Quelle: REUTERS

Es hatte zunächst nach einem gelungenen Saisonauftakt für Sauber ausgesehen, Sergio Perez und Kamui Kobayashi waren als Siebter und Achter ins Ziel gekommen - und auch die Ergebnisse aus dem Qualifying ließen darauf schließen, dass dem Rennstall die Konstruktion eines recht flotten Autos gelungen war. Beide Piloten wurden jedoch nachträglich aufgrund nicht regelkonformer Heckflügel aus der Wertung genommen. In der Fabrik in der Schweiz wurden deshalb neue Heckflügel-Elemente produziert, die nun als Handgepäck nach Malaysia geflogen wurden. Außerdem arbeitete das Sauber-Team an neuen Verkleidungsteilen im Heckbereich und an den Bremsbelüftungen. "Mit den Weiterentwicklungen wollen wir ein gutes Rennergebnis einfahren", sagt Technikchef James Key. Immerhin: Niemand wurde aufgrund des fehlerhaften Heckflügels entlassen - schließlich habe das Wochenende gezeigt, dass die Ingenieure ein schnelles und zuverlässiges Auto gebaut haben.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Toro Rosso

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Quelle: AFP

Die Verantwortlichen von Toro Rosso waren nach dem Auftakt in Melbourne grundsätzlich zufrieden. Die Plätze zehn und zwölf im Qualifying sowie die Ränge acht und elf beim Rennen lagen ungefähr im erwartbaren Bereich, das Auto scheint sowohl relativ schnell als auch relativ zuverlässig zu sein. Auch mit Kers und verstellbarem Heckflügel hatte Toro Rosso keine Probleme. "Unser System hat von Anfang an zuverlässig funktioniert, insofern haben wir da keine großen Bedenken", sagt Chefingenieur Laurent Mekies. Ein prägendes Upgrade soll es für Malaysia noch nicht geben.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Lotus

Jarno Trulli

Quelle: AP

Bei Lotus herrscht vor dem Rennen in Sepang Aufbruchstimmung. "Wir sind unheimlich stolz auf das, was wir in nur 18 Monaten erreicht haben. Und das haben wir durch harte Arbeit und Einsatz erreicht, nicht dadurch, dass wir uns momentane Erfolge durch Aufkleber auf einem Auto gekauft haben", sagt Teamchef Tony Fernandes. Dass beide Piloten beim Qualifying von Melbourne hinterherfuhren, scheint bei Lotus erst einmal niemanden zu stören. Ein Problem war, die Pirelli-Reifen auf Temperatur zu bringen. Für Malaysia hat Fernandes eine pragmatische Lösung parat: "Ich denke, dass die Streckentemperaturen uns helfen werden, die Reifen warm zu bekommen." So einfach kann das manchmal sein in der Formel 1.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Hispania Racing

Australian F1 Grand Prix - Practice

Quelle: Getty Images

107 Prozent. Das ist die Zahl, an der sich der spanische Rennstall auch in Malaysia orientieren wird müssen. In Melbourne hatten beide Piloten beim Qualifying das Zeitlimit überschritten, die Rennkommissare lehnten ein Gnadengesuch ab - weshalb Vitantonio Liuzzi und Narain Karthikeyan nur zur Fahrerparade auf die Strecke durften. Die Dämpfer waren beim spanischen Zoll hängen geblieben, aufgrund des nicht bestandenen Crashtests musste die Front des Vorjahreswagens montiert werden. "Wir werden in Malaysia zurückkommen, stärker als je zuvor", sagt Teamchef Colin Kolles. Na denn.

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Formel 1: Jagd auf Red Bull:Marussia-Virgin

Australian F1 Grand Prix

Quelle: Getty Images

"Die Überseerennen bedeuten, dass wir nur sehr wenige neue Teile an das Auto bringen können", sagt Virgin-Teamchef John Booth. Das erste größere Update am Wagen wird also erst beim Grand Prix in Istanbul (Anfang Mai) erwartet. Dennoch erhofft sich Booth vom Rennen in Malaysia trotz weniger Verbesserungen eine Überraschung: "Der Monsunregen kann hier schnell die gewohnte Reihenfolge durcheinander bringen und die Dinge zu einer Lotterie werden lassen - gut für uns und gut für die Fans."

© sueddeutsche.de/hof/hum
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