Formel 1 in Valencia:Und das Rad liegt noch im Reifenwärmer

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Hamilton vergibt bei einem Boxenstopp Platz eins, Barrichello gewinnt glücklich, Vettel scheidet mit Motorschaden aus.

René Hofmann, Valencia

Auf diesen Tag hat Rubens Barrichello lange warten müssen: Fünf Jahre nach seinem Erfolg in China glückte dem 37 Jahre alten Brasilianer beim Großen Preis von Europa in Valencia sein zehnter Formel-1-Sieg. "Man vergisst nicht, wie es geht. Aber es war hart. Dieses Wochenende werde ich nie vergessen", sagte der BrawnGP-Fahrer. "Platz zwei Platz ist nicht selbstverständlich für uns", grummelte McLaren-Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton. "Ich musste ständig alles geben", sagte Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, der Dritte im Siegerehrungs-Bunde.

Sebastian Vettel ist nach seinem Ausscheiden mächtig sauer. (Foto: Foto: dpa)

"Da kann man nichts machen", kommentierte Sebastian Vettel, der zum zweiten Mal in Serie vorzeitig ausschied. In der 24. der 57 Runden musste Vettel seinen Red Bull abstellen. Blauer Rauch kündete von einem Motorschaden - der zweite, der Vettel an diesem Wochenende ereilte. Bereits im Training am Samstag hatte er eine breite Ölspur auf die 5,419 Kilometer lange Strecke gelegt, als sich sein Antrieb, der von der Firma Renault stammt, verabschiedete.

Nach dem Großen Preis von Monaco (Unfall) und dem Großen Preis von Ungarn (Bruch der vorderen Radaufhängung nach einer Kollision) ist es Vettels dritter Ausfall. Die mangelnde Konstanz wird im WM-Kampf zunehmend zum Nachteil. Jenson Button, der die Wertung nach elf von 17 Rennen mit 72 Punkten anführt, kam bisher ebenso immer an der karierten Flagge vorbei wie Mark Webber, der auf 51,5 Zähler kommt. In Valencia verpasste der Australier als Neunter die Punkte-Ränge, Button wurde Siebter. Vettels WM-Platzierung: Vierter mit 47 Punken. Barrichello ist mit 54 Zählern nun wieder WM-Zweiter.

Nico Rosberg (Williams) belegte in Valencia Rang fünf, Adrian Sutil (Force India) schaffte es als Zehnter ins Ziel, Nick Heidfeld (BMW) als Elfter, Timo Glock (Toyota) wurde Vierzehnter. Vettel bleibt damit der beste Deutsche in der Rennserie. Was ihm aber zu schaffen macht: Die akute Antriebsschwäche brachte ihn nicht nur in Valencia um Punkte. Von nun an muss er bei jedem Auftritt auch rechnen.

Aus Kostengründen sind jedem Fahrer in diesem Jahr nur acht Motoren erlaubt. Sechs hat Vettel nun schon verbraucht. Er führt die Liste an, in denen die Triebwerkswechsel notiert sind. "Mal abwarten, wie es weitergeht", gab er sich bedrückt. Wer mehr als acht Motoren benötigt, wird für jeden zusätzlichen Wechsel mit einer Strafversetzung um zehn Startplätze bestraft. Das Reglement bietet ein Schlupfloch, der Strafe zu entgehen: Vettels Team könnte ihm auch einen Motor einbauen, der bereits mindestens ein Rennen hinter sich hat. Das aber würde die Chance, dass erneut etwas schief geht, weiter erhöhen.

Neben der Motoren-Arithmetik verblassten die anderen Probleme, die Vettel in Valencia behinderten. Auf Position vier glückte ihm erneut kein guter Start, als das Rennen losging. Kimi Räikkönen zog vorbei - dank der Kraft, die das Bremsenergie-Rückgewinnungssystem Kers den Ferraris bringt. Zum sechsten Mal in dieser Saison verlor Vettel damit in der ersten Runde mindestens einen Platz.

Pannen bei Vettel und Hamilton

Als das Feld - angeführt von den beiden McLaren-Mercedes-Fahrern Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen- ins Renntempo gefunden hatte, merkte Vettel schnell, dass etwas mit dem Benzinfluss seines Rennwagens nicht stimmte. Trotzdem bog er in Umlauf 16 noch als Fünfter zum ersten Reifenwechsel an die Box. Nur eine Runde später musste er die Garage erneut ansteuern: Ein Problem an der Tankanlage hatte verhindert, dass tatsächlich Sprit geflossen war. Der Defekt warf Vettel auf Platz 15 zurück.

Es war schlicht kein guter Sonntag für ihn. Übertroffen wurde er in der Pannenstatistik nur noch von Lewis Hamilton. Der Brite hätte das Rennen gewinnen können. Nach dem Erfolg in Ungarn wäre das sein zweiter Erfolg hintereinander gewesen. Bereits in der Qualifikation am Samstag waren die silbernen Autos überlegen gewesen. Hamilton hatte sich die Pole-Position gesichert, sein Teamkollege Kovalainen den Platz an seiner Seite. Für das Team war das die beste Ausgangssituation seit dem Rennen in Ungarn im August 2008.

Der Triumph im Rennen scheiterte lediglich an einer Kleinigkeit: Als Hamilton in Runde 38 wie geplant zum zweiten Mal die Box ansteuerte, hatte ein Mechaniker vergessen, den neuen Reifen für das rechte Vorderrad aus dem Reifenwärmer zu packen. Bis der Pneu enthüllt und montiert war, vergingen 13,8 Sekunden, die Rubens Barrichello nutzte, um vorbeizuschlüpfen. Um Hamilton an die Spitze zu bringen, hatte das Team keine Mühen gescheut. Für den schnellen Stadtkurs und die anstehenden Rennen auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken in Spa-Francorchamps und in Monza hatte es eigens einen Rennwagen mit einem kürzerem Radstand gebaut. Das nächste Mal bewegen darf Hamilton ihn nun schon in einer Woche. Dann findet der Große Preis von Belgien statt.

© SZ vom 24.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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