Formel 1 in Monza:Rosberg schwärmt: "Die Duelle mit Lewis sind toll"

Italian Grand Prix 2016

Nico Rosberg feiert vor Lewis Hamilton.

(Foto: REUTERS)

Der Deutsche gewinnt in Monza, nur zwei Pünktchen Rückstand in der Gesamtwertung lassen sein Selbstvertrauen wachsen. Sebastian Vettel rettet die Stimmung bei den Ferraristi.

Von Elmar Brümmer, Monza

Ein kleines Wölkchen aus dem Auto mit der Nummer 44 kündete vom bevorstehenden Unheil für Lewis Hamilton. Einmal mehr ruckelte ein Silberpfeil am Start zu einem Formel-1-Rennen, und kaum hatte sich der Brite versehen, war er von der Pole-Position beim Großen Preis von Italien auf den sechsten Platz durchgereicht worden. In der Mercedes-Box guckten sich Konzernlenker Dieter Zetsche und Teamchef Toto Wolff fassungslos an. Wie gut, wenn man zwei gleich gute Rennwagen und zwei annähernd gleich starke Rennfahrer im Team hat.

Zwar konnten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen mit ihren Ferraris und selbst Daniel Ricciardo und Valtteri Bottas am unfreiwillig parkenden Hamilton vorbeiziehen - aber dafür war der von Rang zwei losgefahrene Nico Rosberg während der 53 Runden nicht mehr zu bremsen, und der letzte Grand Prix auf europäischem Boden für diese Saison war schnell entschieden.

Es ist wieder spannend geworden zwischen den beiden Mercedes-Rivalen. Nico Rosberg legte anschließend ungeahnte Entertainer-Tugenden an den Tag, er dirigierte als Vorsänger eines italienischen Stimmungsliedes Tausende von Fans, die nach dem 14. WM-Lauf die Strecke gestürmt waren. Mit seinem siebten Sieg in dieser Saison schafft Rosberg den Gleichstand nach Einzelerfolgen und bringt sich vor den noch ausstehenden sieben Rennen wieder in eine aussichtsreiche Position in der Weltmeisterschaft. Mit dem zweiten Erfolg nacheinander und seinem ersten überhaupt im Königlichen Park liegt er nur noch zwei Pünktchen in der WM-Gesamtwertung hinter Hamilton.

Ferrari bejubelt Vettel

Der britische Rivale schaffte es dank einer klugen Reifentaktik und mit einem fehlerfrei starken Rennwagen dann doch relativ mühelos noch auf den zweiten Rang im Rennen. Offenbar scheint er Gefallen an Aufholjagden gefunden zu haben - in Belgien war ihm das Kunststück sogar aus der letzten Startreihe gelungen. Das erzählt viel von seiner Willenskraft, natürlich aber auch von der Überlegenheit des Teams.

Sebastian Vettel rettete in Monza die Stimmung bei den Ferraristi. Konzernlenker Sergio Marchionne hatte eingestanden, dass man für diese Saison gescheitert sei. Umso größer war der Jubel über Vettels Podiumsplatz; trotz leichter Untermotorisierung kam er als Dritter vor Kimi Räikkönen ins Ziel. Für den Heppenheimer eine Herzensangelegenheit, denn oben auf dem über der Boxengasse ausgefahrenen Podest im Autodromo Nazionale zu stehen und auf ein mehrheitlich rot gefärbtes Fahnen- und Menschenmeer zu blicken, das ist einer der unbezahlbaren Momente in Italien. Offenbar hatte das nach der Startphase weitgehend unspektakuläre Rennen auch die Organisatoren etwas eingeschläfert, denn Vettel wurde zunächst die Mütze für den Ersten aufgesetzt.

Rosberg kommt wie verwandelt aus der Sommerpause

Mit der korrekten Drei auf der Kappe appellierte er dann auf Italienisch an das Gemeinschaftsgefühl: "Wir alle sind Ferrari." Nur für den Moment konnte die Platzierung auch Marchionne zufriedenstellen: "Es war kein schlechtes Ergebnis, aber auch kein gutes. Die Fahrer haben gezeigt, was Ferrari leisten kann. Aber genug ist das nicht." Auch sein Capitano sah das so, allerdings mit positiverem Unterton: "Es war das Optimum, obwohl wir von Mercedes eins auf die Mütze bekommen haben. Das war abzusehen. Immerhin war mein Start der beste der drei Autos ganz vorn, im Beschleunigungsduell hat es dann nicht ganz gereicht. Darauf können wir aufbauen."

Es ist der 50. Podestplatz in der Grand-Prix-Karriere für Nico Rosberg, für Hamilton wäre es der 50. Grand-Prix-Sieg gewesen - so lässt sich arithmetisch ausdrücken, wie nah Freud und Leid beieinander- liegen. Am Samstag hatte Hamilton noch eine unglaubliche Qualifikationsrunde hingelegt, nach der Rosberg desillusioniert gewirkt hatte. "Ich habe diese Runde geliebt, sie hat sich fantastisch angefühlt. Es war Poesie in Bewegung, das Adrenalin schoss wie verrückt durch meinen Körper", schwärmte Hamilton.

"Mein Fehler, Jungs"

Am Start holte ihn die wohl einzige Schwäche von Mercedes in diesem Jahr ein. "Mein Fehler, Jungs", funkte er sofort an die Box. Um sofort wieder in den Kampfmodus überzugehen, der ihm ohnehin am besten steht.

Diesen Geist wird er brauchen, denn seit der Rückkehr aus der Sommerpause wirkt Nico Rosberg wie verwandelt. Er bezieht seine neue Stärke offenbar aus der zugespitzten Auseinandersetzung: "Die Duelle mit Lewis sind toll. Ich freue mich auf das, was kommt." Die Psyche spielt eine immer größere Rolle, nicht nur am Start. Für Rosberg, der in den vergangenen Jahren auch am mentalen Druck scheiterte, könnte dieser Tag eine Erlösung gewesen sein. Jedenfalls deutet sein Wortstakkato darauf hin: "Sensationeller Tag! Echt gigantisch! Einzigartig! Hat sich toll angefühlt!"

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