Formel 1 in Australien:"Push! Push! Push!"

Sebastian Vettel rettet zum Saisonauftakt der Formel 1 in Australien den zweiten Platz vor Lewis Hamilton ins Ziel, dessen McLaren-Teamkollege Jenson Button dagegen ist viel zu schnell unterwegs. Der aussichtsreich ins Rennen gestartete Michael Schumacher verliert plötzlich den dritten Gang.

Jürgen Schmieder

Michael Schumacher gegen Sebastian Vettel - auf dieses Duell hatten Formel-1-Fans lange warten müssen, doch nun war es so weit: Schumacher rückte nach dem Start des Rennens in Australien auf Platz drei, nur eine Sekunde dahinter folgte Vettel. Nun durften sie sich auf der Strecke duellieren, und weil beide Rennwagen ungefähr gleich flink wirkten, war es mehrere Runden lang ein Duell von Mann gegen Mann. Vettel attackierte, Schumacher wehrte sich.

Australia Formula One Grand Prix

Jenson Button und Sebastian Vettel jubeln über ihre Leistung in Australien. Nicht im Bild: Lewis Hamilton - der stand bedröppelt im Abseits.

(Foto: dpa)

Im elften Umlauf plötzlich wurde Schumacher langsamer, verzweifelt funkte er an seine Ingenieure: "Ich habe den dritten Gang verloren!" Dann stellte er seinen Dienstwagen in der Box ab, mit gesenktem Kopf stieg er aus. "Es blieb plötzlich die Zugkraft des Getriebes weg", sagte Schumacher danach, "da wusste ich schon, dass das Rennen vorbei war."

Vettel jagte nach dem einfachen Überholmanöver nun an die beiden McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton heran, die nicht nur das Qualifying, sondern auch den Start für sich entschieden hatten. Button fuhr ein recht einsames Rennen an der Spitze, er durfte lange die Abendsonne über dem Albert Park genießen, von den zahlreichen intensiven Duellen hinter sich bekam er kaum etwas mit. Die Ankündigung an seine Ingenieure, dass seine Reifen ein wenig unwuchtig wirken würden, war da lange Zeit der spektakulärste Moment.

Nach 58 Runden überfuhr Button winkend die Ziellinie, wenige Sekunden später folgte Sebastian Vettel, gleich dahinter Lewis Hamilton und Mark Webber. Fernando Alonso durfte sich nach seinem missglückten Qualifying (Platz zwölf) über den fünften Rang freuen, hinter dem Ferrari-Piloten kamen Kobayashi und Räikkönen ins Ziel.

Nico Rosberg fiel in der letzten Runde auf den zwölften Platz zurück. "Ich wurde berührt und hatte einen platten Reifen", sagte Rosberg nach dem Rennen, "insgesamt war es kein guter Tag für uns. Wir hatten Probleme mit der Balance des Autos - und man hat auch gemerkt, dass wir die Reifen zu stark beanspruchen."

Natürlich bekam Button als Sieger des Großen Preises von Australien genauso viele Punkte wie der Gewinner der kommenden Rennen, dennoch war das Wochenende auf dem Albert-Park Circuit prägend für diese Saison, die eine recht spannende werden dürfte.

Die eigene Stärke ist im Sport ohne direkten Vergleich mit dem Gegner ohnehin nur schwer zu definieren, in der Formel 1 ist es unmöglich. Die Teams müssen in jedem Jahr neue Autos bauen, weshalb vor dem ersten Rennen der Saison nur bekannt war, dass die Dienstwagen derzeit als dritthässlichste (nach Laudas Zigarettenschachtel und James Hunts Umzugswagen) Autos in der Formel-1-Geschichte gelten.

Spektakuläre Duelle, harte Kämpfe

Die Testtage in Barcelona hatte den Teams einige Erkenntnisse für sich selbst geliefert - und bei Ferrari für eine größere Krise gesorgt. Doch wer tatsächlich wie schnell sein würde im Vergleich mit den anderen, das konnte kaum jemand prognostizieren. Schließlich waren die Teams an den jeweiligen Übungstagen mit unterschiedlichen Benzinmengen, Reifenmischungen und Entwicklungsprogrammen unterwegs.

Das Rennen in Australien diente den Teams auch als Prognose für die kommenden Wochen, und das aus zweierlei Gründen. Zum einen wird das erste größere Update auf die Dienstwagen erst zum fünften Rennen in Barcelona erwartet, wenn die Serie nach Europa umzieht. Die Rangfolge der Teams sollte also in den kommenden Wochen in etwa gleich bleiben. Zum anderen sollte dieses erste Wochenende den Teams recht deutlich zeigen, wie dieses Update auszusehen hat, an dem die Ingenieure nun zu feilen haben.

Schon das Qualifying am Samstag offenbarte: McLaren hat ein recht schnelles Fahrzeug gebaut, Mercedes ist ebenfalls flott unterwegs, Red Bull präsentiert sich keineswegs so dominant wie in der Vorsaison. "Es ist das erste Rennen der Saison, man weiß nicht wirklich, wo man steht", hatte Vettel vor dem Rennen gesagt, "aber ich glaube, dass wir einen guten Rennspeed haben." Sein Teamchef Christian Horner war weniger optimistisch: "Wir wollen beide Autos ins Ziel bringen."

Der Start verlief - im Gegensatz zu den vergangenen Jahren - ohne spektakulären Zwischenfall, dafür mit einigen Platzwechseln. Jenson Button schob sich an Lewis Hamilton vorbei und führte das Rennen an, Michael Schumacher rückte auf Platz drei vor Sebastian Vettel und Nico Rosberg. Nico Hülkenberg schied noch in der ersten Runde aus und sagte danach: "Das ist unglaublich enttäuschend, ich wollte das Rennen unbedingt beenden."

Danach kam es zu dem prickelnden Duell zwischen Schumacher und Vettel, das aufgrund des Getriebeschadens von Schumachers Auto dann doch nicht so prickelnd verlief wie erhofft. Vettel durfte nun Lewis Hamilton jagen, was zu einem nicht minder interessanten Kampf und zu der schönen Ansage von Red-Bull-Teamchef Christian Horner an Vettel führte: "Push! Push! Push!". Direkt dahinter lieferten sich Fernando Alonso, Nico Rosberg und Mark Webber einen intensiven Kampf um den vierten Platz , den Webber schließlich gewann.

Vettel nutzte eine Safety-Car-Phase und einen Boxenstopp 20 Runden vor dem Ende, um Hamilton zu überholen und sich an Button heranzuschieben. Als die Fahrer wieder mit voller Geschwindigkeit losbrausen durften, konnte sich Button jedoch rasch absetzen und wieder die Abendsonne genießen. Gleich nach dem Rennen rief er: "Das Auto ist schön - und schnell!" Vettel verteidigte den zweiten Platz gegen Hamilton.

Das Wochenende in Australien lieferte neben einigen Anzeichen (McLaren ist sehr schnell, Red Bull nicht ganz so schnell wie erwartet, Ferrari nicht ganz so langsam) eine wichtige Erkenntnis: Es dürfte in dieser Saison zahlreiche spannende und intensive Kämpfe geben - und Sebastian Vettel und Michael Schumacher dürften bei den kommenden Rennen noch ausreichend Gelegenheit bekommen, sich auf der Strecke zu duellieren. Womöglich schon am kommenden Wochenende in Malaysia.

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