Formel 1:Hamilton lacht schon nach der ersten Kurve

Formel 1: Lässt es derzeit fliegen: Lewis Hamilton sichert sich bei seinem Sieg in Budapest einen sehenswerten Pokal

Lässt es derzeit fliegen: Lewis Hamilton sichert sich bei seinem Sieg in Budapest einen sehenswerten Pokal

(Foto: Darko Vojinovic/AP)

Lewis Hamilton holt beim Grand Prix in Ungarn nach einem waghalsigen Manöver seinen dritten Saisonsieg in Folge. Damit löst er seinen Mercedes-Kollegen Nico Rosberg als WM-Führenden ab. Der ist bedient.

Von René Hofmann

Es war heiß in Budapest. Als die Formel-1-Fahrer sich im Ziel aus ihren Overalls schälten, gab es viel Schweiß zu sehen - selbst bei denjenigen, die keinen wirklich aufregenden Nachmittag hinter sich hatten: Auch Lewis Hamilton atmete nach seiner souveränen Siegfahrt erst einmal tief durch. Der 31-Jährige Brite gewann den Großen Preis von Ungarn zum fünften Mal. Was dafür entscheidend war? Antwort Hamilton: "Ich hatte einen guten Start. Davon hing alles ab."

Auf den ersten Metern beschleunigte Hamilton seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg aus. "Danach habe ich versucht, Druck zu machen. Aber es war unmöglich, an ihm vorbeizukommen", gab Rosberg das Rennen aus seiner Sicht wieder. Für alle anderen war es erst recht unmöglich, Hamilton nahe zu kommen. Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo fuhr ein weitgehend unauffälliges Rennen und wurde Dritter. Sebastian Vettel betrieb nach einer enttäuschenden Qualifikation Schadensbegrenzung; er wurde Vierter. Platz fünf war hart umkämpft. Nach einem ausdauernden Duell behielt der jüngste Fahrer im Feld - der 18-jährige Max Verstappen im Red Bull - die Oberhand über den ältesten Grand-Prix-Teilnehmer, den 36 Jahre alten Kimi Räikkönen im Ferrari. Nico Hülkenberg sammelte im Force India als Zehnter zumindest noch einen WM-Punkt.

Die Rennstrecke in Budapest bietet wenige Überholmöglichkeiten. "Die Pole-Position ist hier schon wichtig", sagte Nico Rosberg - am Samstag, nachdem er sich den besten Startplatz in einer wilden, weil zeitweise nassen Qualifikationssitzung gesichert und Hamilton knapp auf den zweitbesten Startplatz verwiesen hatte. Der Titelverteidiger hatte seinen letzten vielversprechenden Versuch, eine schnelle Runde zu drehen, abbrechen müssen, weil unmittelbar vor ihm McLaren-Fahrer Fernando Alonso ins Aus gekreiselt war.

Hamilton überholt Rosberg in der ersten Kurve

Rosberg freute der Sieg in der direkten Auseinandersetzung sichtbar - nach den Qualifikations-Niederlagen in Österreich und in Silverstone war es ihm offenbar eine Genugtuung, am Start wieder einmal besser dazustehen als sein direkter Rivale. Die Rennkommissare ließen ihm die Freude: Eine Untersuchung, ob Rosberg auf dem Weg zur Pole-Position gelbe Flaggen ignoriert hatte, wurde am Samstagabend abgeschlossen, ohne dass es eine Strafe gab. Rosberg 1., Hamilton 2. - in der Reihenfolge des WM-Stands ging es zur Startampel. Als die erlosch, änderte sich die Reihenfolge aber schnell.

Die ersten Meter des Rennens waren gleich die entscheidenden. Rosberg startete nicht schlecht, Hamilton aber startete besser. Auf dem Weg zur ersten Kurve - einem Rechtsknick - setzte Hamilton sich auf die Innenbahn. Rosberg musste in der Mitte den weiteren Weg wählen. So fiel er zurück. Kurz sogar hinter Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo, der vom dritten Startplatz aus losgezogen war. Das aber blieb ein kurzes Intermezzo. Wenig später zog Rosberg wieder an Ricciardo vorbei und nahm die Jagd auf Hamilton auf.

Rosberg muss die Verbalscharmützels Hamiltons ertragen

1. Hamilton, 2. Rosberg - mit dem Platztausch auf der ersten Runde hatte sich auch in der WM-Wertung ein Wechsel vollzogen. Seit dem Saisonauftakt Mitte März in Melbourne hatte Rosberg die Fahrerwertung angeführt. Vier Siege in den ersten vier Rennen: Das versprach viel. Vor dem Großen Preis von Kanada am 12. Juni betrug sein Vorsprung in der Gesamtwertung 43 Punkte. Seitdem hat er aber nur noch ein Rennen gewonnen - den Europa-Grand-Prix in Baku. Hamilton dagegen kommt immer besser in Fahrt. Der Triumph in Budapest war sein fünfter in diesem Jahr - und der dritte in Serie.

In Österreich hatte Hamilton sich mit einem gewagten Manöver in der letzten Kurve an Rosberg vorbei zum Sieg gepresst. Sein Heimspiel in Silverstone hatte er an allen Tagen dominiert. Und nun also der Ausbeschleunigungs-Coup in Budapest - unmittelbar nachdem Rosbergs Vertrag um zwei Jahre verlängert worden war und unmittelbar vor dem Rennen in Hockenheim, das Rosberg viel bedeutet; auf der Rennstrecke drehte er einst mit seinem Vater Keke schon im Tourenwagen Runden. Hamilton 192 WM-Punkte, Rosberg 186 - so steht es jetzt. Kein Zweifel: Rosberg wird an diesem Wochenende zu knabbern haben.

Hamiltons Resümee - "das ist ein tolles Ergebnis für uns als Team" - muss in Rosbergs Ohren wie Hohn geklungen haben. Umgehend richtete der den Blick auf das kommende Wochenende: "Das Heimrennen wird fantastisch werden", gab Rosberg sich kämpferisch. Nach dem Großen Preis von Deutschland geht die Formel 1 in die Sommerpause. Ab dem 28. August stehen bis Ende November dann noch einmal neun Rennen an. Bei jedem erhält der Sieger 25 Punkte. Es werden also noch jede Menge Zähler vergeben, eine Entscheidung wird in dieser mit 21 Auftritten längsten Saison der Formel-1-Geschichte noch lange nicht fallen. Daran, dass sich die Kräfteverhältnisse noch mal grundlegend ändern, glaubt allerdings auch keiner mehr.

Die Konkurrenz schaut staunend zu

Die Dominanz der Mercedes-Fahrer in Ungarn gilt als wegweisend: Der Hungaroring bietet nicht allzu viele allzu schnelle Kurven und er war frisch asphaltiert. Mit beiden Charakteristika kamen die Silberpfeile nicht immer gut zurecht. Nun brillierten sie auch unter diesen Bedingungen. Kein Wunder, dass Mercedes-Teamchef Toto Wolff frohlockte: "Unser Gesamtpaket stimmt zurzeit." Nur in Barcelona, wo Hamilton und Rosberg kollidierten, hat ein anderer gewonnen: Max Verstappen.

Die Konkurrenz reiht sich bereits zum Spalier für die Seriensieger auf. "Die fahren in einer eigenen Liga", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner, "selbst wenn wir sie mal kurz unter Druck setzen - sie haben immer noch mächtig etwas in der Hinterhand." Und auch Sebastian Vettel ahnt: "Wir haben ein gutes Auto. Wenn wir alles zusammenbekommen, ist das Podium das Ziel."

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