Formel 1 in China:Ein Ferrari-Duell der heiklen Art

Chinese Grand Prix

Das teaminterne Duell zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc dürfte noch ein spannendes werden.

(Foto: REUTERS)
  • Lewis Hamilton gewinnt den Großen Preis nach vielen einsamen Runden. Sein Sieg war nie ernsthaft gefährdet.
  • Für Ferrari dürfte diese noch junge Saison eine schwierige werden - genau wie das teaminterne Duell zwischen Vettel und Charles Leclerc.
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Von Anna Dreher

Es war ein besonderes Rennen, dieser Große Preis von China, es war schließlich ein historisches: das 1000. der Formel 1. Im Vorfeld nahmen Menschen weltweit es zum Anlass, zurückzuschauen auf all die Jahre Formel-1-Geschichte. Am Sonntag aber war dann nicht mehr Vergangenheit, sondern Gegenwart und Zukunft wichtig. Und Lewis Hamilton zeigte mit Mercedes, dass er diese in seinem Sport weiterhin prägen dürfte: Der Brite gewann vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas und dem drittplatzierten Sebastian Vettel im Ferrari.

Mit seinem 75. Karriereerfolg übernahm Hamilton damit erstmals in dieser drei Rennen jungen Saison mit 68 Punkten die Führung in der Gesamtwertung, vor Bottas (62) und Max Verstappen im Red Bull (42). Erst dahinter: Vettel - mit 37 Punkten. "Es lief nicht ganz so rund an diesem Wochenende, aber das ist ein fantastisches Ergebnis für das Team. Ein Doppelsieg beim 1000. Grand-Prix ist toll. Ich bin super zufrieden", sagte Hamilton nach dem dritten Doppelerfolg für Mercedes nacheinander. "Der Start hat den Unterschied ausgemacht."

Tatsächlich war der Start entscheidend für den Ausgang dieses Rennens und für Ferrari ein schlechtes Omen darauf, dass diese noch junge Saison eine schwierige bleiben würde. Und darauf, dass das teaminterne Duell zwischen Vettel und Charles Leclerc ein schwieriges werden könnte. Bottas auf der Pole Position hatte Probleme mit der Kupplung, er kam zu schlecht weg, um die Spitze verteidigen zu können. Hamilton zog rechts an ihm vorbei, Vettel versuchte es links. Auch der Heppenheimer war schneller als Bottas, nur war nicht genug Platz. Glück für Bottas, Pech für Vettel - und das gleich doppelt.

Denn während der viermalige Weltmeister sich auf das Überholmanöver gegen Bottas konzentrierte, war Platz für Charles Leclerc. Und so lautete die Reihenfolge vor den Red Bulls von Verstappen und Pierre Gasly nach den ersten Metern Hamilton, Bottas, Leclerc, Vettel - der damit schon früh das Nachsehen gegen seinen neuen, aufstrebenden Teamkollegen hatte. Schon im ersten Rennen in Australien hätte Leclerc gegen Ende an Vettel vorbeiziehen können, hielt sich aber noch an die Anweisung von Teamchef Mattia Binotto. Im zweiten Rennen in Bahrain dominierte Leclerc Training und Qualifikation - und fuhr im Rennen allen davon. Allein technische Probleme brachten ihn um seinen ersten Sieg in der Formel 1 und ließen ihn auf den dritten Rang hinter die Mercedes fallen, Vettel wurde nur Fünfter.

Und nun, in Shanghai, brauchte Vettel wieder eine Stallorder, um an Leclerc vorbei zu kommen. Ferrari wollte den Anschluss an die Mercedes nicht verlieren, Vettel schien den Rennstrategen schneller zu sein als Leclerc. Und so bekam der 21 Jahre alte Monegasse zu hören: "Du musst schneller fahren oder Sebastian vorbeilassen." Leclerc fand das gar nicht gut, "ich kann wegziehen", insistierte er und fragte dann trotzig: "Und jetzt? Ach egal." Die Antwort per Funk war schlicht: Wir machen unseren Job, bleib konzentriert. In der elften Runde dann tauschten Leclerc und der viermalige Weltmeister Vettel die Positionen. "Ich habe mich schneller gefühlt im Auto", sagte Vettel. "Ich bin gefragt worden, ob ich schneller fahren kann, ich habe gesagt, ja, kann ich." Nur konnte sich Vettel anschließend nicht so weit absetzen, als dass Leclerc dieses Manöver einleuchten wollte. "Jetzt verliere ich Zeit. Ich weiß nicht, ob ihr das wissen wollt", sagte er und sein "Wir besprechen das noch" klang alles andere als einsichtig. Leclerc ist eben keiner, der mit der Haltung zu Ferrari kam, sich bedingungslos in die bestehende Hierarchie seines neuen Teams einzuordnen. Er ist ehrgeizig, er weiß, was er kann - und das ist viel.

Hamiltons Sieg war nie gefährdet

Hamilton musste sich mit derlei nicht befassen, er konnte von der Spitze weg ein entspanntes Rennen fahren und zog einsam seine Runden. Sein Sieg war nicht gefährdet, auch Bottas kam ihm nie zu nahe. Nicht einmal ein Unfall brachte Unruhe in den Verlauf. Nur in der Auftaktrunde torpedierte Daniil Kwyat im Toro Rosso die McLaren von Carlos Sainz und Lando Norris. Für den zweiten Deutschen im Fahrerfeld, Nico Hülkenberg (Renault) war das Rennen nach 17 Runden beendet, er musste sein Auto in der Garage parken.

Nachdem Vettel in der 19. Runde den ersten Boxenstopp für Ferrari einlegte, waren Leclerc und Gasly an ihm vorbei, hinter sich hatte er nun Verstappen. Der Niederländer attackierte ihn in der 20. Runde, zog an ihm vorbei. Vettel konterte. 2018 waren die beiden auf dieser Strecke kollidiert, dieses Mal ging es ohne Crash aus. Nach 23 Runden ging auch Leclerc an die Box, Ferrari hatte die Taktik gesplittet und ihn länger draußen gelassen. Kurz vor ihm waren beide Mercedes eingebogen. Vettel war nun Dritter hinter Hamilton und Bottas, Verstappen Vierter, Leclerc Fünfter. Der Abstand des ersten Ferraris auf den Führenden betrug da über 7,5 Sekunden. Nach seinem zweiten Boxenstopp in der 35. Runde fiel Vettel wieder zurück, Mercedes legte zwei Runden später einen Doppelstopp ein - das war der Moment, in dem sich Leclerc wieder vorarbeiten und den Abstand endlich verkürzen konnte. Es entwickelte sich ein enges Duell zwischen Bottas und Leclerc, ein Hin und Her, bis sich Bottas schließlich doch durchsetzen konnte.

Das teaminterne Duell der Ferrari wiederum wurde erst in der 42. Runde fortgesetzt. Vettel, mit frischeren Reifen, überholte. Von Leclerc kam keine Gegenwehr. Er musste kurz danach an die Box und fiel hinter Verstappen zurück. In der 51. Runde erlebte er schließlich ein Déjà-Vu, er funkte Probleme mit seiner Schaltung durch, doch mit dem Getriebe war alles in Ordnung, es blieb bei seinem fünften Rang. "Wir haben ein starkes Auto, aber wir haben es hier irgendwie nicht hinbekommen. Wir müssen verstehen, was wir brauchen, was ich brauche, um dieses Auto zu entfesseln" sagte Sebastian Vettel mit sehr ernstem Blick. "Wir haben viel Arbeit vor uns."

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