Formel-1-Fahrer Jules Bianchi im Koma:"Es trifft einen schwerer als ein schneller Tod"

File Jules Bianchi

Jules Bianchi liegt seit sechs Monaten im Koma.

(Foto: Valdrin Xhemaj/dpa)

Formel-1-Fahrer Jules Bianchi liegt seit sechs Monaten im Koma. Seine Organe arbeiten normal, aber er wacht nicht auf. Sein Vater äußert sich nun in einem emotionalen Interview über den Unfall und die Folgen.

Sechs Monate ist es jetzt her, dass Jules Bianchi diesen folgenschweren Unfall in Suzuka hatte. Sechs Monate, in denen man auf gute Nachrichten hoffte. Sechs Monate, in denen die guten Nachrichten ausbleiben und es schon gut war, wenn es nichts Neues, nichts Schlechtes zu berichten gab. Jetzt hat sich Philippe Bianchi, der Vater des verunglückten Marussia-Piloten zu Wort gemeldet und von der schweren Zeit des 25-Jährigen berichtet. Er "kämpft unermüdlich", wurde der Vater in der französischen Regionalzeitung Nice-Matin zitiert, "Jules durchsteht jeden Tag einen Marathon. Das Wichtigste, um Jules zu stimulieren, ist, dass er dauerhafte Anwesenheit an seiner Seite spürt."

Medizinisch gab es in den vergangenen Wochen nicht viel Neues zu berichten, die Fortschritte seien minimal. "Sein Zustand ist weiter stabil. Es gibt keine körperlichen Probleme. Alle Organe arbeiten normal ohne Unterstützung. Aber er ist weiterhin bewusstlos im Koma", sagte Vater Bianchi in einem emotionalen Interview und bedankte sich bei den Fans seines Sohnes: "Ich möchte allen danken und ihnen sagen, dass wir umgehend berichten werden, wenn es Neuigkeiten gibt. Egal, ob es gute oder schlechte Nachrichten sind."

Jules Bianchi war im Oktober beim Großen Preis von Japan auf regennasser Piste mit seinem Wagen gegen einen Bergungskran gekracht und hatte sich weitreichende Verletzungen im Gehirn zugezogen. Bianchi wird nun in seiner Heimatstadt Nizza weiter behandelt.

Sollte jemand die Verantwortung haben, "wird er dafür bezahlen"

Philippe Bianchi bestätigte erneut, dass die ungewisse Situation Familie und Freunden schwer zusetzt. "Wird er es denn überstehen? Und wenn ja, wird er behindert sein oder wieder normal leben? Ich kann nur sagen, dass einen so ein Unfall schwerer trifft als ein schneller Tod. Das Leiden hat kein Ende. Es ist eine tägliche Qual", sagte Bianchi senior. In der schweren Zeit steht die gesamte Familie dem Marussia-Piloten bei und besucht ihn so oft es geht am Krankenbett. Dort sehen sie "von Zeit zu Zeit, dass etwas passiert. Manchmal ist er aktiver und bewegt sich. Seine Hand schließt sich um unsere. Aber sind das Reflexe oder echte Reaktionen? Es ist schwer zu sagen", sagte Bianchi.

Der Automobil-Weltverband FIA hatte nach dem Unfall ein Gremium eingesetzt, um die Hintergründe des Unfalls zu untersuchen. Dabei war unter anderem herausgekommen, dass Bianchi eine Teilschuld trage. Er habe auf regennassem Asphalt trotz gelber Warnflaggen nicht ausreichend verlangsamt, bevor er die Kontrolle verlor. "Sehr kompetente Menschen versuchen zur Zeit, die Interessen von Jules zu verteidigen", erklärte sein Vater. Sollte jemand dafür die Verantwortung tragen, "wird er dafür bezahlen."

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