Bernie Ecclestone:"Die Formel 1 bin ich"

Wie Bernie Ecclestone, Herrscher über die Formel 1, zu dem wurde, was er ist: ein Extrem-Kapitalist.

Jürgen Schmieder

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ECCLESTONE

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Nein, ein Hippie war Bernie Ecclestone nie. Schon in seiner Kindheit war klar, wo seine Entwicklung hinführt: zum Extrem-Kapitalisten. "Ich habe schon früh mit allem gedealt und gehandelt, was mir nur in die Finger kam", erzählte Ecclestone einmal. "Zuerst Kaugummi gegen Radiergummi, dann Farbstifte gegen Schulhefte, später Fahrradpumpen gegen Fußbälle. Ich habe immer alles verkauft oder getauscht."

So begann seine Karriere als Händler in den dreißiger Jahren, im Kindergarten. In seiner Zeit an der Woolwich-Polytechnic-Schule in seiner Heimatstadt London kaufte er "vor Schulbeginn alle Backwaren in der näheren Umgebung der Lehranstalt, um sie hernach als Monopolist mit Aufschlag zu verhökern".

Ecclestone wird 80

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Mit 16 Jahren ging Ecclestone von der Schule ab, er arbeitete zunächst bei den Stadtwerken, doch sein Traum war es, Rennfahrer zu werden. Das Problem dabei: mangelndes Talent. Er versuchte es in Monte Carlo und Silverstone im eigenen Rennboliden, doch in den Statistikbüchern der Formel 1 wird immer stehen: Ecclestone, Bernie. Non-Qualifier.

Ecclestone war Gebrauchtwagen- und Motorradhändler, bevor er zum Manager von Stuart Lewis-Evans und Jochen Rindt wurde. Nach Rindts Unfalltod (Ecclestone: "Der härteste Schlag in meinem Leben") kaufte Ecclestone das Brabham-Team, 1977 die Werbe- und ein Jahr später die Übertragungsrechte der Formel 1.

Bernie Ecclestone und Niki Lauda 1978

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Der größte Star, den Bernie Ecclestone in seinem eigenen Team hatte, war in der Saison 1978/79 Niki Lauda (im Bild). Zwischen den beiden erfolgsorientierten Charakteren herrschten häufig Spannungen, der einstige deutsche Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck, 1977 Brabham-Angestellter, sah das entspannter: "Bernie ist ein korrekter Geschäftsmann und optimaler Chef, der richtige Mann am richtigen Platz."

Ecclestone wird 80

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Im Jahr 1971 gründete Ecclestone auch die Foca, die Formula One Constructors Association, in der alle F1-Teams zusammengeschlossen wurden. Er wollte eine Marketing-Firma auf die Beine stellen, doch kümmerten sich die anderen Teamchefs lieber um ihre Rennwagen. Also musste der Brite sein Vorhaben alleine umsetzen - mit Erfolg.

Später sagte Ecclestone (im Bild mit dem damligen Teamchef Eddie Jordan) über die Weigerung der anderen Teamchefs, ihm zu helfen: "Die Teams wollen jetzt mehr Demokratie. Meiner Meinung nach kann das nicht funktionieren. Ich glaube an die Diktatur, was die Formel 1 betrifft. Die Formel 1 bin ich."

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Dieses Imperium hielt Ecclestone stets zusammen - und expandierte stetig. Auch wenn Ecclestones Formel-1-Team 1983 Weltmeister wurde, feierte er noch größere Erfolge als Geschäftsmann. Von 1977 an erwarb der Brite zusätzlich die Werberechte auf den Grand-Prix-Strecken, ab 1978 die Fernsehrechte weltweit, außerdem kaufte er manche Rennstrecke. Überdies sicherte sich Ecclestone im April 2007 die Rechte zum Betrieb der Formel-1-Rennstrecke in Istanbul bis zum Jahr 2021.

Um das Milliardengeschäft am Laufen zu halten, griff Bernie Ecclestone immer mal wieder in die Privatschatulle, um Teams wie Jordan oder Minardi Finanzhilfen von mehreren Millionen Dollar zu gewähren. Gemeinsam mit seinem Weggefährten Max Mosley passte Ecclestone die Formel 1 den jeweiligen Gegebenheiten an, er fädelte Fahrerwechsel ein und empfahl der Fia Regeländerungen zur Erhaltung des Spektakels.

Form - Launch Party

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Ecclestone (im Bild mit seiner Tochter Petra) bemühte sich stets, volle Kontrolle über sein Imperium zu behalten. Er nimmt an fast allen Meetings teil, auch wenn ihn die Anzahl mittlerweile nervt: "Ich wünschte, ich hätte die Lizenz, die ganzen Meetings mit Mineralwasser zu beliefern. Damit ließe sich eine Menge Geld verdienen."

Er möchte über jeden Vorgang in der Formel 1 persönlich informiert werden, weshalb er auch behaupten kann: "Mich hat noch nie eine Meldung über die Formel 1 überrascht." Böse wird Ecclestone lediglich, wenn er seine Anfänge in der Formel 1 mit den heutigen Gegebenheiten vergleicht: "Früher hat man sich einfach getroffen und sich die Meinung gesagt. Heute kommen Sie doch gar nicht mehr an einen wie Ron Dennis ran. Der hat 20 Anwälte, 30 Berater und Berater von Beratern. Diese Firmen werden nicht mehr von Persönlichkeiten geleitet, sondern von Anwälten und Steuerberatern und solchen Leuten."

Vladimir Putin,Bernie Ecclestone

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Wenn es einmal Probleme in der Formel 1 gab, dann löste er sie meist so, wie er später über die Verhandlungen mit Russlands damaligem Präsidenten Wladimir Putin (im Bild) über einen möglichen Grand Prix in Russland sagte: "Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, sondern wir sind die Mafia."

Mit dem Verbot der Zigarettenwerbung in einigen EU-Staaten etwa sah Ecclestone die Einnahmen schwinden. Doch er konnte damit umgehen, wie die FAZ einmal feststellte:  "Wenn es mal Ärger mit der Tabakwerbung gibt, wie beim letzten Rennen 2003 in Brasilien, dann regelt das Bernie meistens auf dem kurzen Dienstweg, mit einem Anruf beim Staatspräsidenten."

Die Formel 1 wandte sich nach dem Werbeverbot einfach tabakfreundlichen Staaten zu. "Wir werden dieses Jahr in Bahrain und China fahren, nächstes Jahr in der Türkei. Dann Russland und Indien. Außerdem haben wir für 2009 eine Vereinbarung mit Südkorea", sagte Ecclestone zu Beginn der Saison 2004.

Ecclestone wird 80

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Es ist mitnichten so, dass sich Ecclestone als Wohltäter des Sports geriert, wie es viele andere Funktionäre gerne tun - Fifa-Chef Sepp Blatter etwa brachte sich gar für den Friedensnobelpreis ins Gespräch. Ecclestone dagegen lehnte das Ansinnen, die Queen könne ihn zum Ritter schlagen, konsequent ab. Schließlich habe er für das Land nichts getan. "Ich habe das alles nur für mich getan", sagte er in einem Interview.

Auch zum Thema Geld hat Ecclestone eine eigene Meinung: "Es gibt doch keinen Grund, sein Geld mit jemand anders zu teilen! Das muss er sowieso, wenn er irgendwann heiratet", sagte er, als Sebastian Vettel (im Bild) überlegte, sich einen Manager zu suchen.

Bernie Ecclestone und Frau Slavica

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Auch seine Ehefrau Slavica (im Bild), ein ehemaliges Model, beteiligte er an seinen Geschäften und überschrieb ihr große Teile seines Imperiums. "Ich fürchte niemanden auf dieser Welt. Okay, eine Person auf dieser Welt, und das ist meine Frau. Wenn die mich verlässt, bin ich pleite", sagte er einmal.

Im März 2009 wurde die Ehe dann nach 24 Jahren geschieden. Der Richter befand, das Zusammenleben sei Slavica nicht mehr zuzumuten und die Ehe sei zerrüttet. Details zur Scheidung wurden nicht bekanntgegeben. Ohnehin hielt Ecclestone sein Privatleben stets geheim, nur zum Geschäftszwecken ließ er sich bei Grand Prix' mit Models und anderen Schönheiten ablichten.

Über die Scheidung sagte er einmal: "Warum sollte ich Bodyguards nehmen? Von der einzigen Person, die mich unter Druck setzt, bin ich jetzt geschieden."

Ecclestone wird 80

Quelle: dpa

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Aus diesem Grund arbeitet Bernie Ecclestone immer weiter an seinem Projekt Formel 1. Seinen 75. Geburtstag etwa verbrachte er rastlos am Schreibtisch: "Für mich ist das ein ganz normaler Tag. Ich sitze im Büro und arbeite." An diesem Tag soll er den nächsten Milliardendeal vorbereitet haben. Der britische Finanzinvestor CVC Capital Partners übernahm für eine Milliarde Dollar die familieneigene Bambino Holding von Ecclestones Ehefrau Slavica. Den Erlös investierte er umgehend in Aktienanteile an dem neuen Eigentümer und schichtete damit Geld und Macht lediglich um.

Gedanken an den Tod formulierte er deshalb so: "Wenn ich mitten in einem Grand Prix sterben würde - kein Problem! Mir wäre aber lieber, wenn es erst nach dem Zieleinlauf passiert."

F1 QUANTAS ECCLESTONE

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So fliegt er weiterhin um die Welt, besonders gerne übrigens nach Japan: "Ich liebe es, nach Japan zu fliegen! Dort sind alle so groß wie ich."

Er wird weiter die Formel 1 regieren, ans Aufhören denkt er noch lange nicht: "Ich denke, wenn die Leute 100 werden, dann sollten sie anfangen, über die Pension nachzudenken. Ich bin da aber nicht sicher."

© sueddeutsche.de/dabi
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