Süddeutsche Zeitung

Formel 1:Briatore lebenslang gesperrt

Der Rennstall Renault wird im Unfall-Skandal für zwei Jahre gesperrt. Die Sperre wird zur Bewährung ausgesetzt. Der ehemalige Renault-Teamchef Flavio Briatore wird lebenslang aus der Formel 1 ausgeschlossen.

Das Renault-Team ist wegen der Verwicklung in den Unfall-Skandal der Formel 1 für zwei Jahre gesperrt worden. Die Sperre wurde allerdings zur Bewährung ausgesetzt. Dagegen wurde der ehemalige Renault-Teamchef Flavio Briatore als mutmaßlicher Drahtzieher für "unbegrenzte Zeit" aus allen FIA-Rennserien verbannt, der Ex-Chefingenieur Symonds für fünf Jahre gesperrt. Damit endete die Affäre "Chrashgate", die seit Wochen die Formel 1 überschattet hatte.

Dieses Urteil fällte das World Council des Automobil-Weltverbandes Fia am Montag nach 90-minütiger Anhörung und anschließender etwa dreistündiger Beratung im Fia-Hauptquartier in Paris. Vor allem die Sperre gegen Renault ist als milde zu werten, darf der Rennstall weiterhin an der Formel 1 teilnehmen und wird auch nicht mit Restriktionen und Geldstrafen belegt. Die Piloten Piquet jr. und Fernando Alonso kamen straffrei davon.

Mit dem Verhör von Fernando Alonso wurden zunächst Zweifel an der Rolle des zweimaligen Weltmeisters geweckt. Der Spanier musste am Montag zum Rapport beim Internationalen Automobilverbands Fia in Paris antreten und dem Motorsport-Weltrat seine Version der Geschehnisse beim manipulierten Singapur-Rennen 2008 schildern.

Sein damaliger Teamgefährte Nelson Piquet Jr. hatte auf Anweisung von Teamchef Flavio Briatore und Chefingenieur Pat Symonds absichtlich einen Unfall verursacht. Die so erzwungene Safety-Car-Phase ermöglichte Alonso den Sieg. Der 28-Jährige bestritt bislang, von dem Komplott gewusst zu haben.

Renault hatte in der Vorwoche mit dem erzwungenen Rückzug von Briatore und Symonds praktisch seine Schuld eingestanden. Bei der Verhandlung wollte sich der französische Autobauer nicht gegen die Betrugsvorwürfe verteidigen. Schon nach 90 Minuten war die Anhörung beendet. "Was sie getan haben, war sehr ernst. Dafür gibt es keine Entschuldigung", sagte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone.

Der Brite lobte jedoch die Reaktion von Renault, nachdem der Skandal durch Piquets Aussagen bekanntgeworden war. "Sie haben schnell gehandelt und sich von den Schuldigen getrennt. Das müssen wir berücksichtigen. Wir müssen Augenmaß beweisen", sagte Ecclestone.

Piquet Jr., der nach seiner Entlassung im Juli sein Schweigen über die Vorfälle brach, kommt als Kronzeuge in jedem Fall ungeschoren davon. FIA-Präsident Max Mosley hatte dem Brasilianer für seine Aussagen Straffreiheit zugesichert. Der Finne Ari Vatanen, der sich neben dem Franzosen Jean Todt um die Nachfolge Mosleys bewirbt, kritisierte die Garantien für den Piloten. "Dass Immunitätssystem ist sehr gefährlich. Ich denke, jeder sollte die Verantwortung für seine Taten tragen. Die Entscheidung lag letztendlich bei Piquet selbst, es zu tun oder auch nicht. Dieser Verantwortung sollte er sich nicht entziehen können", sagte Vatanen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.36473
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sid/dpa/sueddeutsche.de/jüsc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.