Formel 1:Die Silberpfeile melden sich zurück

Formel 1: Erstmals in dieser Saison wieder gemeinsam bei der Champagner-Dusche: Lewis Hamilton (rechts) und George Russell feiern in Barcelona das erfolgreichste Mercedes-Wochenende seit langem.

Erstmals in dieser Saison wieder gemeinsam bei der Champagner-Dusche: Lewis Hamilton (rechts) und George Russell feiern in Barcelona das erfolgreichste Mercedes-Wochenende seit langem.

(Foto: Nacho Doce/Reuters)

Beim Großen Preis von Spanien feiert Mercedes das erfolgreichste Wochenende diese Saison: Lewis Hamilton und George Russell landen hinter Max Verstappen auf dem Podium.

Von Anna Dreher

In der 59. Runde kam dann doch noch etwas Salz in die Suppe. Max Verstappen hatte auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya mit seinem Red Bull zum dritten Mal regelwidrig die Strecke verlassen. Wo das passiert sein sollte, konnte der amtierende Weltmeister zwar nicht nachvollziehen. "Wo denn?", fragte er. Aber unabhängig davon durfte ihm das nicht nochmals passieren. Wenn Verstappen wieder über die Begrenzung gekommen wäre, hätte er eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekommen. So etwas kann einen den Sieg oder einen Platz auf dem Podium kosten. Doch in diesem Moment hatte der einsam an der Spitze kreisende Niederländer ohnehin 16 Sekunden Vorsprung.

"Jetzt kannst du das Rennen aber innerhalb der weißen Linien heimbringen, okay?", hörte er über den Funk - und rauschte bald darauf mit 24 Sekunden Puffer ins Ziel. An jenem Ort, wo er 2016 im Alter von damals 18 Jahren und 228 Tagen seinen ersten Formel-1-Sieg in seinem ersten Einsatz für Red Bull holte. "Es ist ein riesen Vergnügen, so ein Auto fahren zu dürfen, das hat sich heute wieder gezeigt", sagte er am Sonntag. "Ich hatte ein starkes Wochenende. Ich hoffe, so können wir weitermachen."

Die Leistung von Verstappen war wieder einmal beeindruckend, sein fünfter Sieg im siebten Saisonrennen zu keinem Zeitpunkt gefährdet, die Konkurrenz chancenlos. In der Gesamtwertung hat er nun 170 Punkte gesammelt und führt mit 53 Zählern Vorsprung auf seinen Teamkollegen Sergio Perez. An diesem Wochenende war Verstappen in allen Trainingsläufen, in der Qualifikation und im Rennen der Schnellste. Den dafür vergebenen Bonuspunkt schnappte er sich ja auch noch. "Wir wollten nicht, dass er die schnellste Runde fährt, aber man kann es nicht verhindern", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei Sky. "Man riskiert in so einer Situation eigentlich nichts mehr."

Weit überraschender war, wer sich beim Großen Preis von Spanien zu Verstappen aufs Podium gesellte: die beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und George Russell. "Mega Job, Jungs, mega Job!", jubelte Hamilton noch im Auto. "Das ist ein Ergebnis all eurer harten Arbeit. Mega Job auch von George." Russell hatte sich von zwölf auf drei vorgearbeitet. Der Sternenflotte brachte dieses Ergebnis das in dieser Saison erfolgreichste Wochenende. Hamilton, der in seiner Karriere schon 193 Mal nach einem Formel-1-Rennen auf dem Podest stand, sagte später angesichts der Schwierigkeiten der vergangenen Wochen und Monate: "Dieses Podium ist ein besonderes."

In der Qualifikation waren die beiden Mercedes aneinandergeraten, ein "Kommunikationsfehler", erklärte Russell

Beim Start konnte Verstappen den frühen Angriff des von der zweiten Parkbucht gestarteten Carlos Sainz (Ferrari) in der ersten Kurve abwehren. Eine Reihe weiter hinten gelang dies Lando Norris hingegen nicht. Hamilton war nach einer Startplatzstrafe für Pierre Gasly auf Position vier gerückt und arbeitete sich direkt an Norris vorbei. Im Duell wurde dessen McLaren beschädigt, und er musste in der zweiten Runde unfreiwillig an die Box. Damit war das Rennen für ihn vorbei, bevor es wirklich begonnen hatte. Und auch Hamilton wurde überholt: Lance Stroll war erst bestens weggekommen, dann gelang dem Aston-Martin-Piloten ein gutes Manöver gegen den siebenmaligen Weltmeister. Doch diese Position verlor auch Stroll wieder und die Farben mischten sich neu.

Hinter dem blauen Red Bull von Verstappen reihten sich bald die schwarzlackierten Mercedes-Boliden von Hamilton und George Russell ein. Verstappens Teamkollege Sergio Perez hatte sich ähnlich wie der Brite nach einem Renndrittel vom elften auf den vierten Rang vorgearbeitet. Verstappen, Hamilton, Russell und Perez hielten ihre Positionen, weil sie erst später als alle anderen in die Box fuhren. Der erste Reifenwechsel kostete Hamilton in Runde 25 den zweiten Platz, den Sainz wieder übernahm. Doch wenig später kam Hamilton mit frischen Pneus mühelos am Ferrari vorbei. Dass Sainz' Teamkollege Charles Leclerc, WM-Zweiter 2022, keine Rolle spielte, lag an einem missratenen Qualifying. Er startete als Vorletzter und kam als Elfter ins Ziel. Für die Scuderia war es ein weiteres Wochenende zum Vergessen. Der einzige deutsche Stammfahrer Nico Hülkenberg (Haas) wurde 15.

Formel 1: Das hätte auch richtig Probleme geben können: George Russell (links) und Lewis Hamilton knallen in der Qualifikation mit ihren Mercedes aneinander.

Das hätte auch richtig Probleme geben können: George Russell (links) und Lewis Hamilton knallen in der Qualifikation mit ihren Mercedes aneinander.

(Foto: Josep Lago/AFP)

Mercedes hingegen wurde für seinen Mut zu Veränderung belohnt. Zum vorherigen Rennen nach Monaco waren die Silberpfeile stark überarbeitet gereist, unter anderem war der Unterboden verändert und die einst so schmalen Seitenkästen vergrößert worden. Auf dem langsamen Stadtkurs war noch nicht wirklich auszumachen gewesen, wie sehr all die Upgrades für Aufschwung sorgen und wie sehr die neuen Komponenten miteinander harmonieren würden - auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya zeigte sich: ganz gut. Zwar waren die Mercedes in der Qualifikation aneinandergeraten, ein "Kommunikationsfehler", wie Russell erklärte, der Frontflügel Hamiltons war dabei kaputt gegangen. Am Sonntag aber lief alles glatt. Auch Russell kam schließlich an Sainz vorbei.

Mit all den Positionswechseln weiter hinten musste sich Verstappen nicht groß beschäftigen. Nach der Hälfte der Runden hatte der Niederländer mehr als 13 Sekunden Vorsprung auf seine Verfolger. Er fuhr so souverän und überlegen, wie er tags zuvor schon die Qualifikation beherrscht hatte. Nach 44 von 66 Runden meldete der Solofahrer jedoch Probleme mit seiner harten Reifenmischung, er sprach von Überhitzung. Ein Stopp würde Red Bull nicht die Führung kosten, doch Verstappen blieb draußen. Nach 51 Durchgängen bekam erst Hamilton, dann Perez einen neuen Satz Pneus verpasst. Verstappen wollte das auch: "Diese harten Reifen haben keinen Grip mehr! Ich rutsche überall." In der 53. Runde schließlich durfte der 25-Jährige zum zweiten Mal raus und wechselte auf Soft. Seinen Vorsprung ließ er sich auch dann nicht nehmen.

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