Als sie 44 Mal um den Circuit of the Americas gefahren waren, hatte Lando Norris es geschafft. Er war verdammt nah dran am Red Bull von Max Verstappen und klebte dem Weltmeister am Heck, als seien die Autos mit einem Gummiband verbunden. Runde um Runde lief dieses Duell mit mal mehr, mal weniger erfolgreichen Annäherungsversuchen des Briten, aggressiv waren sie allemal, Norris wollte unbedingt vorbei. Hier ging es schließlich nicht allein um den dritten Platz auf dem Podium, sondern auch um die 54 Punkte, die Verstappen sechs Stopps vor Saisonende noch mehr hatte auf jenem Konto, das darüber entscheidet, wer dieses Jahr zum neuen Weltmeister der Formel 1 gekürt wird.
Norris versuchte es innen, er versuchte es außen, in Kurven, auf Geraden, mit der Beschleunigung durch abgeklappten Heckflügel. Aber er kam! Einfach! Nicht! Vorbei! Bis es in der 53. Runde doch so weit war nach einem zähen, harten Kampf, der im entscheidenden Moment beide Autos von der Strecke brachte – und den Zuschauern eine attraktive Schlussphase beim Großen Preis der USA lieferte. Denn an der Spitze war alles geklärt: Doppelerfolg von Ferrari mit Rennsieger Charles Leclerc vor Carlos Sainz. Eine ungefährdete Triumphfahrt für die am Sonntag überlegene Scuderia. Der Deutsche Nico Hülkenberg wurde im Haas Achter.
Machtkampf beim FC Bayern:Der große Wurf
Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hat offenbar vor Jahren mit einer Zeitschrift nach einer Mitarbeiterin geworfen. Dass das jetzt publik wird, spricht für einen Machtkampf auf der Chefetage. Doch der Aufsichtsrat wird Dreesens Vertrag wohl verlängern.
Weil aber die Stewards einen Regelbruch darin sahen, dass Norris im Zweikampf mit Verstappen neben der Strecke überholt hatte und sich damit ihrer Bewertung nach einen Vorteil verschaffte, gab es eine Fünf-Sekunden-Strafe für Norris. Damit war er den dritten Platz wieder los und Verstappen stand auf dem Podium. „Mein Gott, das war ein hartes Rennen!“, sagte Verstappen.
Die Diskussion über diese Strafe dürfte im Fahrerlager von Austin noch etwas wabern. War Verstappen nicht auch neben die Strecke gerutscht? Und war für den McLaren überhaupt genug Platz, als dass er hätte auf der Strecke bleiben können in dem Moment? „Ich habe meine Meinung, aber die muss ich hier nicht kundtun“, konstatierte Verstappen, als er auf die Szene angesprochen wurde, die die WM mitentscheiden könnte. Die Wertung führt Verstappen nun mit 354 Punkten vor Norris mit 297 Zählern an, der sagte: „Max kam auch von der Strecke ab. Ich finde, er war zu hart mit dem Manöver und hat sich auch ein Vorteil verschafft. Ich beschwere mich jetzt aber nicht.“
Der Start von Austin liefert direkt viel Entertainment
Der harte Kampf auf der Strecke hatte schon vor dem Rennen mal wieder eine zusätzliche Ebene erhalten mit Sticheleien, die gegen Norris gingen. „Norris hat eine Startschwäche“, hatte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko vorher gesagt, was auf Tatsachenbeobachtungen beruhte – er konnte sich jedoch nicht zurückhalten mit der Ergänzung: „Außerdem ist er nicht der Stärkste im Kopf.“ Das wollten sie bei McLaren natürlich nicht so stehen lassen, McLaren-Boss Zak Brown zeigte sich enttäuscht. Mit dem Thema mentale Gesundheit gehe Norris „sehr offen“ um, das Team insgesamt wolle „dabei helfen, dieses Thema zu normalisieren“. Markos Aussagen seien ein Rückschritt.
Norris antwortete auf seine Weise, mit der, laut eigener Aussage, „wahrscheinlich besten“ Qualifikationsrunde seiner Karriere. Damit schnappte er sich die Pole Position vor Verstappen, nachdem dieser in der als Sprint bezeichneten Kurzversion des Rennens über 100 Kilometer noch gewonnen hatte und nach seinem ersten Erfolg seit dem Sprintsieg Ende Juni in Österreich frohlockte: „Es hat sich ein bisschen angefühlt wie in alten Zeiten.“
Der Start am Sonntag lieferte direkt viel Entertainment – und bestätigte den einen Satz von Marko. Norris verlor tatsächlich wieder die Anfangsphase eines Grand Prix. Er steuerte Rad an Rad mit Verstappen am Ende der langen Steigung in die erste Kurve über die Außenbahn. Und während die beiden WM-Rivalen mit sich beschäftigt waren, nutzte Leclerc die frei gewordene Innenbahn, um mit seinem Ferrari an den Führenden vorbeizuzischen. Damit katapultierte sich der Monegasse von Startplatz vier auf eins, Verstappen behauptete Platz zwei, Sainz kam im zweiten Ferrari auch noch an Norris vorbei – der damit satte drei Positionen verloren hatte, als noch nicht mal eine Runde beendet war.
Mercedes hat große Schwierigkeiten
Dass die Ferrari aus der vierwöchigen Pause seit Singapur mit viel Energie zurück auf der Strecke waren, unterstrich nicht nur der Abstand, den Leclerc zügig herausfuhr. Sondern auch die Vehemenz, mit der Sainz sich der Aufgabe widmen konnte, Verstappen zu überholen. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn die nächsten Kilometer über den Circuit of the Americas ohne Unterbrechung hätten gefahren werden können. Doch die kam in der dritten von insgesamt 56 Runden – und setzte die Misere von Mercedes bei diesem Rennen fort.
Die Silberpfeile hatten sich mit einem Upgrade des Autos eigentlich verbessern wollen. Stattdessen landete Lewis Hamilton in der Qualifikation auf Rang 18, George Russell rettete immerhin noch Rang sechs. Doch er verunfallte, sein Auto musste auf die zuletzt in Singapur verwendete Version zurückgebaut werden – und Russell aus der Boxengasse starten. Dadurch rückte Hamilton zwar eins nach vorne, landete aber im Rennen in der gleichen Kurve wie Russell im Kiesbett: Feierabend für den mit fünf Siegen erfolgreichsten Piloten auf dieser Strecke, Safety Car, alle Autos rückten wieder näher zusammen.
Diesen Vorteil jedoch vermochte Verstappen beim Neustart nach fünf Runden nicht zu nutzen. Wieder war Leclerc schneller unterwegs und setzte sich ab. Sainz blieb erneut nah dran am Red Bull, meldete jedoch Probleme: Im Cockpit, funkte der Spanier, rieche es nach Benzin, außerdem habe er am Ausgang der Kurven keine Power. In der 22. Runde holte Ferrari ihn als ersten aus der Führungsgruppe an die Box – es blieb beim gewöhnlichen Reifenwechsel. Die zuvor gemeldete Problematik war offenbar gelöst worden. „Lasst mich nicht zu lange draußen, ich will nicht unter Druck geraten“, teilte derweil Leclerc mit. Sein Vorsprung auf Verstappen betrug mehr als zehn Sekunden. Nach 26 Umdrehungen bog Verstappen ab, zum Preis, dass Sainz wieder an ihm vorbei war.
Kurz darauf führte Norris das Rennen wieder vor seinem Teamkollegen Oscar Piastri an, weil Leclerc dem Ruf der Box folgte. Die beste Aussicht war aber eben nur geborgt, denn beide McLaren waren ja noch nicht abgebogen zum Tausch der Reifen auf die harte Mischung wie die Konkurrenz. Das brachte Nachteile mit sich, nach 31 Runden zog Leclerc an Piastri vorbei, Norris bog ab in die Gasse, kurz danach auch Piastri, Ferrari führte wieder ungefährdet, Verstappen war Dritter – und spürte den Atem von Norris immer mehr im Nacken.