Formel 1 am Nürburgring:Vettel rast zum ersten Heimsieg

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Schampus überall: Sebastian Vettel feiert seinen Sieg in der Eifel.  (Foto: dpa)

Das gab es noch nie: Erstmals in seiner Karriere gewinnt Sebastian Vettel den Grand Prix am Nürburgring. Der Weltmeister liefert eine blitzsaubere Fahrt ab und lässt Kimi Räikkönen knapp hinter sich - Nico Rosberg wird nur Neunter. Ein Boxen-Malheur von Red Bull sorgt für Aufregung.

Sebastian Vettel hat es tatsächlich geschafft - auf diesen Titel musste er lange warten. Zum ersten Mal überhaupt hat er den Großen Preis von Deutschland gewonnen. Vier Tage nach seinem 26. Geburtstag erlebte der Nürburgring den 30. Sieg in Vettels Karriere und den ersten eines deutschen Fahrers beim deutschen Grand Prix seit Michael Schumachers Erfolg 2006 in Hockenheim.

Mit nunmehr 157 Punkten hat Vettel, der seit Monza 2011 nicht mehr in Europa gewonnen hatte, seine Führung in der WM-Wertung deutlich ausgebaut. Auf den letzten Metern verteidigte Vettel gegen den drängelnden Kimi Räikkönen cool bis ans Herz seine Führung Hinter dem Red-Bull-Fahrer belegten die beiden Lotus-Fahrer Räikkönen (Finnland) und Romain Grosjean (Frankreich) auf dem Ring die Plätze zwei und drei.

In der WM-Wertung ist der am Sonntag viertplatzierte Ferrari-Fahrer Fernando Alonso (Spanien) mit 123 Punkten Zweiter vor Räikkönen (116). Für Mercedes war es dagegen ein Tag zum Vergessen: Pole-Setter Lewis Hamilton (England) wurde nur Fünfter, Nico Rosberg, nach verpatztem Qualifying von Platz elf gestartet, kam als Neunter ins Ziel.

Nach 60 Runden auf dem 5,148 km langen Kurs wurde Sauber-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) Zehnter, für Adrian Sutil (Gräfelfing) im Force India recihte es zum 13. Platz. Die Pneus spielten am Rennsonntag anders als zuletzt in Silverstone nicht die Hauptrolle.

Nach vier Reifenplatzern beim Großen Preis von England hatte Pirelli überarbeitete Modelle mitgebracht, die Fahrer kündigten zudem an, bei ähnlichen Vorfällen das Rennen zu boykottieren. Gefährliche Zwischenfälle blieben jedoch aus. Dabei herrschten bei sommerlichem Wetter in der Eifel durchaus anspruchsvolle Bedingungen für die Pneus.

Der Asphalt erreichte Temperaturen von über 40 Grad, grundsätzlich eher ein Vorteil für Vettels Red Bull, der hinter dem Silberpfeil von Hamilton auf Startplatz zwei stand. "Es ist ziemlich warm, das ist gut", hatte der Heppenheimer vor dem Rennen gesagt: "Am besten kann ich Hamilton direkt von der Linie weg packen."

Dieser Plan ging voll und ganz auf, nicht nur Vettel, sondern auch der vom dritten Platz gestartete Webber ging noch vor der ersten Kurve am Engländer vorbei. Weiter hinten im Feld hatte Rosberg große Mühe.

Nach bislang drei Pole Positions in der Saison hatte der Wiesbadener am Samstag wegen eines strategischen Fehlers des Teams überraschend den entscheidenden dritten Qualifyingabschnitt verpasst.

Ohne weitere Positionswechsel absolvierte die Spitze die ersten Runden, Hamilton kam nach sieben Umläufen als erster der Top-Piloten an die Box um sich die härteren Reifen zu holen - er sollte in der Folge aber große Probleme haben. "Die haben doch andere Reifen als ich!", rief der Engländer angesichts des geringen Grips.

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Lewis Hamilton liefert eine grandiose Aufholjagd und klagt bitterlich. Nico Rosberg wird aus Tausenden Kehlen ein "Happy Birthday" gesungen. Und Sebastian Vettel bleibt erstaunlich gelassen. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer, Silverstone

Nur eine Runde nach Hamilton kam auch Vettel rein, gleich gefolgt von Webber, und der Stopp des Teamkollegen sorgte für eine Schrecksekunde: Beim Losfahren löste sich der rechte Hinterreifen seines Red Bull, ein Kameramann wurde vom Pneu getroffen, und erlitt neben einer Gehirnerschütterung anscheinend auch zunächst nicht näher definierte Knochenbrüche.

Zudem klage der Mann über starke Schmerzen im Brustbereich, hieß es aus dem Strecken-Hospital. Er wurde ins Bundeswehr-Krankenhaus nach Koblenz transportiert. Nach einem erneuten Reifenwechsel setzte Webber das Rennen als Letzter fort. Nachdem auch die übrigen Piloten den ersten Stopp hinter sich hatten, stand Vettel wieder an der Spitze.

Erster Verfolger war nun Grosjean, der Franzose war deutlich länger als die Konkurrenten auf den weichen Reifen gefahren und hatte damit die richtige Strategie gewählt. Auch der zweite Lotus-Bolide kam bestens zurecht, Räikkönen hatte sich bereits auf Platz drei geschoben. Dahinter lauerte Ferrari-Mann Alonso.

Ein kurioser Zwischenfall ließ anschließend das Safety Car ausrücken: Der Marussia von Jules Bianchi rollte nach einer Panne führungslos über die Strecke, zu Schaden kam niemand. Doch beide Lotus-Piloten saßen nun dicht hinter Vettel in Schlagdistanz und ließen sich nicht abschütteln. Das Trio fuhr auf einem Niveau, der Abstand auf Alonso wuchs dagegen.

Nach Vettels letztem Stopp blieb Räikkönen zunächst lange draußen und sammelte viele Führungskilometer. Doch elf Runden vor Schluss musste auch der Finne noch einmal an die Box und ermöglichte Vettel so den Sieg. Auf den letzten Kilometern überließ Grosjean auf Anweisung der Box seinem Teamkollegen mit Blick auf die WM-Wertung den zweiten Platz.

© SZ.de/dpa/sid/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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