Sebastian Vettel hat sich spät gefangen in diesem Jahr, und auf den Ehrentitel der BBC hätte er gut verzichten können. Einmal mehr haben die Briten, die ihn früher so machten, den Hessen in der Kollisions-Wertung ausgezeichnet, mit den Worten: "Er hat dabei Gold, Silber und Bronze gewonnen." In der Tat: ein mickriger Sieg, in Singapur, aber vier meist spektakuläre Unfälle, auch wenn die Berührung mit dem Teamkollegen Charles Leclerc eine eher leichte war, aber innenpolitisch weiter schwer wiegt. Fünfter im letzten Rennen, nach einer Strategie, die seine Scuderia schon am Samstag verbockt hatte, Fünfter in der WM-Gesamtwertung. "Das Rennen war ein bisschen sinnbildlich für die Saison", befand der 32-Jährige, "aber es war nicht so schlecht, wie es aussieht, denn es gab viele Kleinigkeiten, die am Ende wahrscheinlich das große Bild beeinträchtigt haben."
Trotzdem: ein Rückschritt, ein Rückschlag mit einem Auto, mit dem er sich nie anfreunden konnte. Eine Chance, endlich Weltmeister in Rot zu werden, hat er noch. Vorzeitig aufzuhören hat er in dieser Woche ausgeschlossen, vielleicht sogar weiterzumachen, auch an anderer Stelle, hingegen nicht: "Ich habe nicht vor, in absehbarer Zeit zurückzutreten. Mir macht das Rennfahren sehr viel Spaß." Nur alles andere in diesem Jahr eben nicht so sehr: "Ich muss es besser machen, ich kann es besser machen. Es war kein tolles Jahr von meiner Seite, aber ich lasse mich nicht unterkriegen." Vettels Zusatzmotivation stammt aus dem ihm heiligen Privatleben, kurz vor dem Finale wurde er zum dritten Mal Vater, er wolle das als "Boost" nutzen. Der dpa sagte er auf die Frage, wofür es höchste Zeit bei ihm werde: "Mit Ferrari zu gewinnen."