Football:Ohne Voodoo

Nach dem emotionalen Sieg im Viertelfinale gegen die Kiel Baltic Hurricanes reisen die Allgäu Comets zum Halbfinale der Football-Bundesliga bei Titelverteidiger Braunschweig Lions als krasser Außenseiter.

Von Christoph Leischwitz

Unmittelbar vor dem Kickoff führt Peter Arentsen vor den meisten Spielen eine kleine Show auf. Wenn er aufs Spielfeld läuft, trägt er einen Voodoo-Stock mit sich, einen mit grässlicher Fratze und grauen Haaren. Am vergangenen Sonntag entschied er sich für eine kleinere Version, er wollte die schon angespannte Atmosphäre nicht noch weiter strapazieren. Die Allgäu Comets empfingen die Kiel Baltic Hurricanes zum Viertelfinale um die deutsche Football-Meisterschaft, die vergangenen Duelle waren sehr hitzig, 3200 Zuschauer heizten die Stimmung noch mehr an. Es lief dann so ab, wie viele es erwartet hatten. "Es war ein sehr emotionales, sehr hartes Spiel", sagt Comets-Präsident Joachim Hössl. Emotional vor allem, weil die Comets nach anfänglicher Führung und einem nicht gegebenen Touchdown in Rückstand gerieten - um in der zweiten Halbzeit doch noch mit vier Touchdowns nachzulegen und die Kieler 39:27 zu besiegen. Damit stehen die Comets zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte im Halbfinale.

Abgesehen von der starken Leistung des Quarterbacks Cedric Townsend findet Hössl, dass die größere Disziplin über dieses Spiel entschieden hat. Zumal der Spielmacher der Gäste, Blake Bolles, acht Minuten vor Schluss des Feldes verwiesen wurde. Nachdem er den Ball weggeworfen und dafür eine Strafe gesehen hatte, beleidigte er noch einen Schiedsrichter - zwei Strafen nacheinander sind im American Football gleichbedeutend mit einer sogenannten Ejection, einem Rauswurf. "Er hat danach in der Kabine so einen Lärm gemacht, dass wir dachten, der zerlegt uns alles", sagt Comets-Präsident Joachim Hössl über den ehemaligen Quarterback des bayerischen Konkurrenten Munich Cowboys, "aber ich bin mir sicher: Wir hätten auch so gewonnen."

Zum Halbfinale am Samstag beim Titelverteidiger Braunschweig Lions reisen die Comets als krasser Außenseiter. "Das wird sehr, sehr schwer. Wir wollen uns so gut es irgendwie geht verkaufen", sagt Hössl. Wenn alles normal läuft, dürfte dieses Spiel allerdings nicht ganz so spannend und emotional verlaufen wie jenes gegen Kiel.

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