Die Affäre um das verästelte Firmengeflecht in Steuerparadiesen, durch das offenbar millionenschwere Werbeeinnahmen von Real Madrids Stürmer Cristiano Ronaldo geschleust wurden, nimmt Fahrt auf. Nach den Enthüllungen durch das internationale Medienkonsortium EIC, das vom deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel angeführt wird, sind der designierte Weltfußballer des Jahres 2016 sowie weitere Klienten seines Managers Jorge Mendes am Wochenende massiv unter den Druck der spanischen Behörden und der Politik geraten.
Staatssekretär José Enrique Fernández de Moya sagte am Samstag im spanischen Rundfunksender Cope, das Finanzamt werde "alle Untersuchungen anstrengen, die es für angezeigt erachtet - wie könnte es anders sein". Die konservative Volkspartei PP, die den Regierungschef stellt, und die nationalliberale Ciudadanos-Partei fühlten sich gleichwohl bemüßigt, das Offensichtliche zu betonen: Sollte die Justiz zu dem Schluss kommen, dass ein Delikt vorliege, solle sie tätig werden, teilten sie mit.
Ein Finanzexperte der sozialistischen Partei im spanischen Parlament kündigte an, am Montag einen Antrag einzureichen: Er wolle den Leiter der Steuerbehörden, möglicherweise aber auch Finanzminister Cristóbal Montoro, nicht nur zu laufenden Untersuchungen befragen, sondern auch zu etwaigen "Verhandlungen" mit den Betroffenen. In Großbritannien forderte die Labour-Abgeordnete Meg Hillier ebenfalls eine Untersuchung. Ronaldo spielte vor seinem Wechsel 2009 zu Real Madrid bei Manchester United.
In der Affäre geht es um die Strukturen, die schillernde Stars der Fußballbranche wie Ronaldo oder sein früherer Trainer José Mourinho (heute bei Manchester United) offenkundig anlegen, um Steuern zu sparen - beispielsweise auf Werbeeinnahmen in Millionenhöhe. Einen Einblick in solche Praktiken erhielten der Spiegel und weitere Medien durch Dokumente, die ihnen von der anonym betriebenen Enthüllungsplattform "Football Leaks" zur Verfügung gestellt wurden.
Aus den Unterlagen gehe unter anderem hervor, dass Mourinho in seiner Zeit als Trainer von Real Madrid (2010 bis 2013) seine Werbeeinnahmen über Irland und die Britischen Jungferninseln bis nach Neuseeland geschleust haben soll. Dort war eine Treuhandgesellschaft angesiedelt, deren Begünstigte Mourinhos Ehefrau und ihre Kinder gewesen sein sollen. In Spanien soll Mourinho zunächst gar keine Steuern auf seine Werbeeinnahmen bezahlt haben; im Jahr 2015 habe ihn das spanische Finanzamt daher zu einer Nachzahlung von 2,1 Millionen Euro aufgefordert.
Am Samstag veröffentlichte sein Management "Gestifute" ein Zeugnis der Behörden, wonach Mourinho mit seinen steuerlichen Verpflichtungen in Spanien per 28. November 2016 "auf dem Laufenden" war. Ein gleichlautendes Dokument wurde auch für Ronaldo präsentiert. Doch bis endgültig geklärt ist, ob wirklich alles im Rahmen der Gesetze ablief, dürfte es noch dauern.